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Die Riesen vom Hungerturm

Die Riesen vom Hungerturm

Titel: Die Riesen vom Hungerturm
Autoren: Horst Hoffmann
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Sabri von ihrem Kind entbunden wurde, blinkte wiederum das Auge der Quida. Die Düsternis im Süden riß auf, und das unheilvolle Licht drang bis in den Palast.
    Sabri hatte keine Fehlgeburt. Sie brachte ein gesundes Mädchen zur Welt, doch die Zeichen mehrten sich, daß es ein Kind der Dämonen war. Deshalb forderten die Magier, Dryhon allen voran, seine Opferung. Sie prophezeiten schreckliches Unheil, falls Andraiuk ihrem Wunsche nicht nachkam.
    Oh Götter des silbernen Mondes und der goldenen Sonne, des fließenden Wassers und der flüsternden Luft! dachte der König. Offenbart mir, wie ich gefehlt habe, um dieses Unglück zuverdienen!
    Wie konnte er sein eigen Fleisch und Blut den Dämonen opfern? Sabri würde diesen Schlag nie überwinden. Eher konnte er ihr gleich einen Dolch ins Herz stoßen.
    Dabei brauchte er das Unheil gar nicht mehr heraufzubeschwören. Von allen Seiten senkten sich die dunklen Schatten auf sein Königreich herab.
    »Wie lange ist Yavus nun schon fort, Tarakon?«
    »Seit dem Tage, da Shadron sich auf einen Waffenstillstand einließ«, sagte Andraiuks Vertrauter und Heerführer. Längst schon führte der König seine Tokapireiter nicht mehr selbst in den Kampf.
    »Und es gibt noch keine Nachricht von ihm?«
    »Nein, Herr.«
    Die Frage war überflüssig. Dem König würde als erstem Meldung gemacht werden, sollte Yavus, den er als Gesandten nach Hadam zum Shallad geschickt hatte, vor den Toren der Stadt erscheinen. An ihn und die Nachricht, die er ihm bringen würde, knüpften sich Andraiuks ganze Hoffnungen.
    Immer hatte er geglaubt, daß sein Land gegen alle Übergriffe aus den Nachbarreichen gut genug gewappnet sei und die verderblichen Einflüsse aus der Düsterzone weit mehr gefürchtet waren als die Krieger aus Kaistan und Weddon.
    Das Ayland war bergig, und in den Schluchten und Felsmassiven waren die ayischen Krieger mit ihren Tokapis jedem Feind überlegen. Dies und die Erinnerung an frühere blutige Niederlagen hatten bis vor kurzem vor allem die kriegslüsternen Nachbarn im Norden, die Kaitaner, davon abgehalten, ihre Eroberungsgelüste zu verwirklichen. Auch von Weddon und Erron im Westen, beide dem Shalladad eingegliedert, stand nichts zu befürchten.
    Doch dann, vor etwa fünf Monden, erschienen an der gebirgigen Grenze zu Weddon 5000 Vogelreiter des Shallad, und ebenso viele Weddonen verstärkten diese mächtige Streitmacht. Sie drangen ins Ayland ein, doch holten sie sich dabei nichts als blutige Köpfe. Sie konnten abgefangen und zurückgedrängt werden. Doch die Freude über den Sieg währte nur kurze Zeit. Bald mußten die Ays erkennen, daß es sich nur um einen Scheinangriff gehandelt hatte. Eine viermal so große Streitmacht nämlich drang kurz darauf, als die Verteidiger noch arg geschwächt waren, im Norden über Kaistan nach Ayland ein, marschierte das Tal des Reyhim hinauf und erreichte nach einigen Scharmützeln die Königsstadt, bevor die Krieger sich sammeln und ernsthaften Widerstand leisten konnten.
    Andraiuk verfluchte die Kaistaner, die den Vogelreitern nur zu gern den Weg freigegeben hatten, um den verhaßten Ays diese Niederlage zu bescheren. Gewiß hatten sie dem Inshaler Shadron, dem gegnerischen Feldherrn, noch dazu gute Ratschläge gegeben.
    Obwohl Tupan trotz heftiger Angriffe der Vogelreiter und lange andauernder Belagerung nicht eingenommen werden konnte, machte Andraiuk dem Blutvergießen schließlich ein Ende und trat mit Shadron in Verhandlungen. Auch Alamog hatte dazu geraten, sah er doch die bösen Omen in der Schattenzone.
    Ziel der Vogelreiter war es, Ayland wie seine westlichen Nachbarn dem Großreich des Shallad einzuverleiben, dem Shalladad. Es war der ganze Stolz der Ays, sich über Hunderte von Sommern hinweg ihre Freiheit bewahrt zu haben, auch wenn dies das Blut vieler tapferer Männer gekostet hatte.
    Nun aber sah Andraiuk keine andere Möglichkeit mehr, als auf die Bedingungen der Feinde einzugehen, wollte er nicht seine Krieger sinnlos dahinmetzeln lassen, denn die Übermacht war zu groß.
    Also vereinbarte er mit Shadron, einen Gesandten zum Shallad zu schicken, um eine Vermählung von Ayland mit dem Shalladad in die Wege zu leiten. Diese Aufgabe übertrug er Yavus, seinem engsten Vertrauten nach Alamog. Insgeheim hoffte der König dabei, daß Yavus bei seiner Rückkehr die Gerüchte bestätigen konnte, die vom Auftauchen eines Gegen-Shallad mit Namen Luxon sprachen. Auch in Ayland hatte man vom Sieg in Logghard über die Dunklen
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