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Die Reise zu den Elfeninseln

Die Reise zu den Elfeninseln

Titel: Die Reise zu den Elfeninseln
Autoren: Martin Scott
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bring ihn um!«
    Ghurd lässt aber nicht los und setzt geschickt sein größeres Körpergewicht ein. Makri wehrt sich nach Leibeskräften. Normalerweise würde sie in einer solchen Lage von irgendwoher aus ihrer Kleidung einen Dolch hervorziehen und den Kerl erdolchen, der dumm genug war, sich an sie zu klammern. Aber sie ist im Nachteil, weil sie Ghurd nicht umbringen will. Er ist schließlich ihr Brötchengeber, und außerdem hat er sie immer freundlich behandelt.
    Vases ist erstaunt aufgestanden, als er Makri und Ghurd an der Tür miteinander ringen sieht. Wie jeder Elf kann er Orgk-Blut meilenweit riechen, und wie jeder Elf hasst er Orgks noch mehr als die Menschen sie hassen. Aber natürlich wittert er auch Makris Elfenblut. Sie stürzt Elfen immer in Verwirrung, während Makri von Elfen ziemlich eingeschüchtert wird. Und zwar so eingeschüchtert, dass sie beim Anblick der würdevollen Erscheinung des Heilers schlagartig mit der Zappelei in Ghurds Griff aufhört und Vases kalt mustert.
    »Wer zum Teufel seid Ihr?« Immerhin stellt sie diese Frage in fließendem Elfisch.
    »Ein Freund von Thraxas«, antwortet Vases.
    »Dann solltet Ihr Euch lieber gleich von ihm verabschieden«, knurrt Makri. »Ich werde ihn nämlich zur Hölle schicken. Niemand schimpft mich eine spitzohrige Orgk-Schlampe und überlebt das!«
    Vases geht zu ihr, verbeugt sich höflich und sieht ihr offen in die Augen. »Ich habe selten erlebt, dass jemand, der nicht auf den Inseln geboren wurde, unsere Sprache so flüssig spricht«, meint er. »Ihr sprecht sie sogar ausnehmend schön.«
    Doch damit ist Makri noch längst nicht besänftigt. Sie bedankt sich für das Kompliment mit einem deftigen orgkischen Fluch. Ich zucke zusammen. Ich spreche selbst flüssig Elfisch, und seit ich Makri kenne, hat sich mein Umgangsorgkisch erstaunlich verbessert. Deshalb kann ich nicht glauben, dass sie so etwas tatsächlich zu einem vornehmen Elfen sagt. Hoffentlich versteht er sie nicht. Vor einem Elf orgkisch zu sprechen, ist so ziemlich das Rüdeste, was man ihm antun kann. Außer vielleicht, seinen Hesuni-Baum zu fällen.
    Vases reagiert, wie ich es nie erwartet hätte. Er legt den Kopf in den Nacken und lacht schallend.
    »Wie ich höre, sprecht Ihr auch fließend orgkisch. Ich habe im letzten Krieg viel von der Sprache der Orgks aufgeschnappt. Sagt mir, junge Lady, wer seid Ihr, dass Ihr in einer solchen Kaschemme in ZwölfSeen lebt und dabei drei Sprachen fließend beherrscht?«
    »Vier«, erwidert Makri. »Ich habe auch die Königliche Hochelfensprache gelernt.«
    »Tatsächlich? Das ist ja unglaublich! Dann müsst Ihr eine Person von ganz ungewöhnlicher Intelligenz sein.«
    Makri hört auf, sich zu wehren. Dass dieser kultivierte Elf ihr Komplimente wegen ihrer hohen Intelligenz macht, bringt sie in ein Dilemma. Makri kann nicht über einen Mangel an Komplimenten klagen, was ihr Aussehen, ihre Figur und ihre ungewöhnliche Frisur angeht. Sie achtet kaum noch darauf, außer sie werden von einem saftigen Trinkgeld begleitet. Sie ist vor allem aus einem Grund hier: Sie besucht die Innungshochschule. Makri ist eine ernsthafte angehende Akademikerin, und wenn ihr ein Elf wegen ihrer Intelligenz Komplimente macht, kann das natürlich nicht ohne Wirkung auf sie bleiben.
    »Na ja, ich habe die Schriftrollen in der Bibliothek gelesen … Ihr wisst schon …«
    »Habt Ihr auch die Legende von Königin Leeuven studiert?«
    »Jo«, antwortet Makri. »Sie hat mir sehr gefallen.«
    Vases ist entzückt. »Sie ist unser schönstes Epos. Es ist so wunderbar, dass es niemals aus der Königlichen Hochsprache übersetzt worden ist, aus Angst, seine Schönheit zu ruinieren. Wusstet Ihr, dass es von Avula stammt, meiner Insel? Es ist eines der Ruhmesblätter meines Stammes. Ich bin wirklich entzückt, Euch kennen zu lernen.«
    Er verbeugt sich wieder vor ihr. Makri verbeugt sich ebenfalls. Ghurd lässt sie los. Makri runzelt die Stirn, als ihr klar wird, dass sie mich jetzt nicht mehr gut mit ihrer Axt zerstückeln kann. Das würde den guten Eindruck beflecken, den sie gerade gemacht hat. Von den anderen Flecken ganz zu schweigen.
    »Hast du dich beruhigt?«, will Ghurd wissen.
    »Nein«, knurrt Makri. »Aber ich hebe mir das für später auf.«
    Tanrose ruft von unten. Etwas von einem Mann und einer Ladung frisches Gemüse, und Ghurd hastet davon. Makri will sich ebenfalls trollen, doch Vases hält sie zurück.
    »Ich freue mich, Euch begegnet zu sein. Ich segle heute
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