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Die Reise zu den Elfeninseln

Die Reise zu den Elfeninseln

Titel: Die Reise zu den Elfeninseln
Autoren: Martin Scott
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keinen Detektiv. Ich fahre nur aus gesellschaftlichen Gründen.«
    Lahmius mag ein alter Bekannter sein, aber ich rede grundsätzlich nicht mit Palastbonzen über meine Arbeit. Stattdessen überlege ich, wie es wohl zurzeit um seine Zauberkräfte bestellt ist. Plötzlich fühle ich mich niedergeschlagen, wie es mir häufig passiert, wenn ich jungen Zauberern begegne, welche die Karriereleiter hinauffallen. Meine eigenen Zauberkräfte werden immer schwächer. Zugegeben, ich gehörte nie zu den mächtigen Hexern, aber einen oder zwei Tricks hatte ich schon im Ärmel. Heutzutage kann ich von Glück reden, wenn ich einen Gegner schlafen legen oder ihn vorübergehend blenden kann, und selbst diese Minderzauber kosten mich viel Kraft. Es ist schon lange her, dass ich mir mehr als einen oder zwei Zaubersprüche einprägen konnte. Ein mächtiger Zauberer behält gleichzeitig deren vier oder fünf.
    Ich seufze. Zu viel Trunk und süßes Leben. Aber ich hatte auch Pech. Ich habe nie die Belohnungen bekommen, die ich verdient gehabt hätte. Als ein Mann, der aufopfernd für seine Stadt gekämpft hat, sollte ich mir meinen Lebensunterhalt eigentlich nicht mehr in ZwölfSeen zusammenkratzen müssen, ganz gleich, ob meine Zauberkräfte nachlassen oder nicht.
    Harmonius AlpElf, ein anderer unserer bedeutenden Zauberer, kommt an Deck. Er grüßt mich mit einem Nicken, bevor er mit Lahmius Sonnenfänger davonschreitet und mit ihm die Wahrscheinlichkeit diskutiert, unterwegs die Wogen des Ozeans glätten zu müssen. Der Hafen von ZwölfSeen ist sehr gut geschützt, aber auf dem offenen Meer herrscht um diese Jahreszeit schon ein rauerer Seegang. Es wäre nicht untypisch, wenn die Winterstürme sehr früh losbrechen. Aber auf einem Elfenschiff und in Begleitung von zwei Zauberern darf ich mich wohl einigermaßen sicher fühlen.
    Ich suche nach Vases-al-Gipt und achte darauf, nicht irgendeinem turanianischen Bonzen in die Quere zu kommen, der vielleicht nicht allzu erfreut ist, mich an Bord vorzufinden. Vases hat mir eine winzige Kabine reserviert, wo ich mein Zeug verstaue, meine Stiefel ausziehe, ein paar Schluck Bier trinke und darauf warte, dass wir in See stechen. Schließlich kommt Vases herein. Ich gestehe ihm, dass eine unerwartete Seereise zu den Elfeninseln genau das ist, was ein Mann braucht, wenn seine blödsinnige Gefährtin ihn beim Raff-Spiel um eintausend Gurans gebracht hat.
    Vases scheint aber von meiner blödsinnigen Gefährtin immer noch beeindruckt zu sein. »Nachdem du gegangen bist, hat sie mir von ihrem Studium auf der Innungshochschule erzählt. Ich kann kaum fassen, dass eine Frau mit Orgk-Blut in den Adern so zivilisiert und intelligent sein kann.«
    »Das nennst du zivilisiert? Als du sie das erste Mal gesehen hast, wollte sie mir den Schädel mit einer Axt spalten.«
    »Na ja, Thraxas, du hast sie schließlich schwer beleidigt. Sie hat mir auch von dem Kartenspiel erzählt.«
    »Ach ja? Hat sie dir auch von dem Aufruhr berichtet, den sie mit ihrer vorsätzlichen Erregung öffentlichen Ärgernisses verursacht hat?«
    Vases lacht. »Das hat sie. Und ich verstehe auch, warum es einen solchen Aufruhr gegeben hat. Dieses Thema ist auch bei uns Elfen verpönt.«
    »Verpönt« bedeutet grob übersetzt in unsere Sprache: »Absolut tabu.« Und bei den Ossunis ist eine Menge verpönt.
    »Während meiner Heilungen hat das häufig peinliche Situationen hervorgerufen. Aber die junge Frau war sich mit Sicherheit nicht bewusst, welchen Anstoß sie damit erregen würde. Ich habe das Gefühl, dass du dich bei ihr entschuldigen solltest. Hättest du sie nicht so heftig beleidigt, hätte sie sich vermutlich für den Verlust entschuldigt, den sie dir zugefügt hat.«
    Ich schnaube verächtlich. Makri würde wahrscheinlich eher von der höchsten Zinne der Stadtmauer hinunterhüpfen, bevor sie sich bei mir für irgendwas entschuldigt. Sie ist einfach dickköpfig, das ist sie. Das ist eine sehr schlechte Charaktereigenschaft, und Makri täte gut daran, sie endlich zu überwinden. Aber Elfen versuchen halt immer, das Positive zu sehen.
    »Versuch doch mal, in einer Kaschemme unter einem Dach mit ihr zusammenzuleben. Dann wüsstest du, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass sie sich entschuldigt. Außerdem, was nutzt mir ihre Entschuldigung, wenn sie mich um tausend Gurans gebracht hat? Ich sage dir eins, Vases: Ich kann es kaum erwarten, aus ZwölfSeen herauszukommen. Wenn ich nicht bald genug Geld zusammengekratzt habe, um mir
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