Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die rätselhaften Worte

Die rätselhaften Worte

Titel: Die rätselhaften Worte
Autoren: Reginald Hill
Vom Netzwerk:
haben. Das entbehrt nicht einer gewissen Ironie. Rye hat ihre Anwesenheit dort vertuscht, indem sie Ihre Uhr mitnahm, die Sie unter dem Kissen vergessen hatten! Das tat sie aus Zuneigung für Sie. Aber wenn die Polizei sie dort gefunden und Sie also früher über Ihre Beziehung zu Miss Ripley befragt hätte, wer weiß? Vielleicht wäre dann alles anders gekommen. Nun, das ist eben das Schicksal. Aber vielleicht sollten wir jetzt mal ins Boot steigen, falls Sie nicht noch mehr Fragen haben. Sie zuerst, Mr. Bird und Mr. Follows, bei Ihnen ist es wahrscheinlich am schwierigsten …
    PERCY :
Wir werden aber auf der anderen Seite getrennt, oder?
    SERGIUS :
O ja. Es geht dort nicht so zu, wie Dante es beschrieben hat. Nun Sie, Miss Ripley … hervorragend … Mr. Ainstable, vielleicht könnten Sie Mr. Pitman behilflich sein … er sieht ein wenig angeschlagen aus … es wird Ihnen drüben gefallen, Mr. Pitman. Sehr griechisch. Mr. Steel …
    STUFFER :
Was gibt’s denn dort zu futtern?
    SERGIUS :
Ambrosia. Mit Fritten. Dr. Johnson …
    SAM :
Ich weiß nicht so recht …
    SERGIUS :
Ziehen Sie doch mit uns zum Fels in der See, auf uralten Wogen. Sie werden von einem jungen Freund erwartet. Ja, genau. Er kann Ihnen sicher einiges erzählen, was Sie überraschen wird. So ist’s recht. Nun Sie, Mr. Dee …
    DICK :
Habe ich das richtig verstanden, daß wir Gelegenheit haben, Menschen zu treffen, die wir früher mal gekannt haben …?
    SERGIUS :
Keine Sorge. Der kleine Johnny weiß, daß Sie kommen. Er ist schon ganz aufgeregt Und nun darf ich auch Sie bitten, Mylord, last, not least.
    GEOFF :
Jetzt lassen Sie doch das mal mit dem Lord. Scheint mir nicht der rechte Ort für Etikette zu sein.
    SERGIUS :
Sie werden überrascht sein, wie hierarchisch es bei uns zugeht Und wenn Sie natürlich Verbindungen haben …
    GEOFF :
Hauptsache, es gibt ein wenig ordentlichen Sport. Soll ich jetzt abstoßen? Auf geht’s. Eins ist mir aber nicht ganz klar, wie es im Krimi immer so schön heißt. Hat das Rye denn jetzt etwas gebracht? Haben Sie sie denn wirklich die ganze Zeit geführt? Und wenn ihr Motiv darin bestand, mit Ihnen Kontakt aufzunehmen, warum können wir sie dann nicht hören? Oder muß sie erst die ganzen zwanzig Bände des OED durcharbeiten? In diesem Fall hat sie ja noch einiges vor sich. Und wird die Polizei nicht vielleicht mißtrauisch, wenn die Wordman-Morde weitergehen, obwohl Dick tot ist? Nicht so sehr nach links, wenn ich bitten darf. Wir müssen ja nicht gegen den Felsen knallen oder was das da draußen ist … ich kann nichts erkennen in dem Nebel … o doch, jetzt … es klart ein wenig auf … das ist … das ist … O mein Gott …!
     
    Und so verlieren sich ihre Stimmen im Nebel oder eher in meinem Kopf, was vielleicht dasselbe ist, und Geoffs Fragen bleiben unbeantwortet.
    Stille. Dieselbe Stille, die einsetzte, als ich wieder in die Zeit zurückkehrte und den übel zugerichteten, blutigen Leichnam von Dick sah, zugleich mit dem bleichen, blutigen Gesicht des noch mehr geliebten Hat
.
    O Serge, Serge, warum hast du mich verlassen? In allen anderen Dialogen habe ich dich gehört, manchmal leise, manchmal laut und klar, immer aber warst du da. In diesem habe ich die Worte erfunden, für dich, für sie alle. Wie eine Krankenschwester, die einen Patienten wiederbelebt, habe ich gehofft, dir mit meinem Atem die Kraft zum Atmen wiederzugeben.
    Aber hier sitze ich in Dicks altem Stuhl, mit all den alten Wortmenschen an der Wand, die auf mich herabstarren, und ich weiß, daß ich allein bin. Nur meine Erinnerungen leisten mir Gesellschaft.
    Und was für Erinnerungen.
    Wie soll ich mit ihnen leben?
    Natürlich bin ich verrückt, ganz gleich, wie man normal definiert.
    Und werde mich auch selbst für verrückt halten, wenn sich herausstellt, daß das alles Täuschung, alles umsonst war.
    Die Fragen, die ich Geoff in den Mund gelegt habe, verlangen eine Antwort.
    Vielleicht werden sie andere für mich beantworten. Selbst wenn die Polizei so blind ist und ich davonkomme – nicht nur ihre Augen habe ich zu fürchten.
    Durch die offene Tür kann ich in der Bibliothek Charley Penn an seinem Tisch sehen, der mich mit einem mal fragenden, mal skeptischen, mal vorwurfsvollen, aber immer zornigen Blick ansieht.
    Neben ihm sitzt dieser komische junge Mann, Franny Roote, der jedesmal, wenn sich unsere Blicke kreuzen, ein leises, beinahe komplizenhaftes Lächeln aufsetzt.
    Oder ist es mein Schuldgefühl,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher