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Die rätselhafte Reise des Oscar Ogilvie

Die rätselhafte Reise des Oscar Ogilvie

Titel: Die rätselhafte Reise des Oscar Ogilvie
Autoren: dtv
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Claire.
    »Hast du einen besseren Vorschlag, mein Schatz?«, fragte ihr Vater. Er behielt mich aus dem Augenwinkel im Blick.
    Claire fuhr fort: »Es ist wunderbar, Oscar im Zug zurückzuschicken, Daddy. Aber wir müssen ihm auch etwas Geld geben. Damit er und sein Vater ihr Haus behalten können, wenn der Zusammenbruch kommt, und sein Dad nie nach Kalifornien gehen und Oscar verlassen muss.«
    »Wie viel war euer Haus wert, mein Junge?«, fragte Mr Bister. »Wie wäre es mit fünftausend? Wird das genügen? Ein Scheck über fünftausend?«
    Mir fiel die Kinnlade herunter.
    »Mach zehn, Daddy«, sagte Claire.
    »Siebentausendfünfhundert«, sagte ihr Vater. »Aber, Claire …«
    »Aber was?«, fragte Claire.
    »Vorausgesetzt, dass die Behauptungen dieses Bürschchens stimmen«, fügte Mr Bister hinzu. »Vorausgesetzt, dass er den Test besteht und uns die nötigen Informationen liefert. Oder der Handel ist geplatzt.«
    Ich schauderte bei dem Gedanken, einen Test bestehen zu müssen. Was für ein Test würde das sein? Claire sah, dass ich ein bisschen blass wurde.
    »Keine Bedingungen, Daddy«, sagte sie, verschränkte die Arme vor ihrer Brust und ging zur anderen Seite des Zimmers hinüber.
    Panik ergriff mich. Das war meine einzige Chance. Würde Claire sie verspielen?
    »Wie meinst du das, mein Goldkind?«, fragte ihr Vater.
    »Oscar wird keinen Test machen. Du zahlst für das, woran sich Oscar erinnern kann. Er wird sein Möglichstes tun. Wenn dir das nicht passt, hat Oscar das Wort Zusammenbruch nie gehört.«
    Mr Bister trommelte in beiden Jackentaschen mit seinen Fingern. »Und wenn dein Freund ein Betrüger ist?«, fragte er. »Wenn er lügt und mich vor meinen Geschäftspartnern blamiert?«
    Claire kniff die Augen zusammen. »Oscar lügt nicht, Daddy«, sagte sie. »Und er ist kein Betrüger!«
    »Wenn das alles nicht stimmt, mein Schatz«, sagte ihr Vater, »wenn er mich wie einen Idioten dastehen lässt, ist der Handel geplatzt. Ich gebe kein gutes Geld für hohle Nüsse aus.«
    Claire streckte ihrem Vater die Hand hin. »Einverstanden«, sagte sie. »Aber vergiss nicht, Daddy, Oscar ist erst elf, und er liest das Wall Street Journal nicht täglich, so wie du.«
    »Einverstanden«, sagte ihr Vater. »Du bist sehr beharrlich, Claire. Wenn du dir etwas in den Kopf gesetzt hast, bist du nicht mehr davon abzubringen. Du wirst die erste Frau sein, die es irgendwann in den Obersten Gerichtshof schaffen wird. Erzähl deiner Mutter nicht, dass ich das gesagt habe, sonst bekommt sie einen Herzanfall.«
    Das Lächeln, das er zu verbergen suchte, legte die Vermutung nahe, Mr Bister selbst habe seiner Tochterdas Verhandlungsgeschick beigebracht. Auch hätte ich wetten können, dass Maxwell kein Talent dieser Art besaß. »Nun, Oscar, würdest du die Güte haben, mich ins Wohnzimmer zu begleiten? Ich habe kurzfristig beschlossen, meine engsten Freunde um mich zu versammeln.«
    Ich folgte ihm die Treppen hinunter, Claire dicht hinter mir. Auf dem Treppenabsatz hielt sie mich zurück und flüsterte mir ins Ohr: »Mach’s gut, Oscar. Mach es wirklich gut und sag diesen Männern alles, was sie wissen wollen.«
    »Was werden sie wissen wollen?«, fragte ich.
    »Es sind lauter reiche Männer«, sagte Claire, »und sie werden wollen, dass du ihnen sagst, wie sie reich bleiben und vielleicht sogar noch ein bisschen reicher werden können.«
    »Aber was weiß ich denn?«, fragte ich
    »Oscar, du kennst 1931 . Du kennst auch 1941 . Daddys Freunde wollen herausfinden, wie sie diesen Zusammenbruch vermeiden können. Sie wollen im Voraus wissen, was es mit diesem Krieg auf sich hat, sodass sie ihr Geld aus deutschen und japanischen Investitionen abziehen können.«
    »Aber ich verstehe nichts von Investitionen!«,flüsterte ich. »Ich verstehe nicht einmal, warum deine Mutter einen Herzanfall bekommt, wenn du die erste Frau im Obersten Gerichtshof wirst.«
    »Weil kein Mann mich heiraten würde, Einfaltspinsel!«, sagte Claire. Sie bohrte mir ihren Finger zwischen die Schulterblätter. »Mach’s gut, Oscar!«, sagte sie und dirigierte mich die Treppe hinunter ins Bister’sche Wohnzimmer.
    Fünf bedeutend aussehende Männer saßen um ein lebhaftes Feuer. Ihre glänzenden maßgefertigten Schuhe hatten dünne Ledersohlen, für Männer, die gewohnt waren, auf Marmorböden zu gehen. Keine abgebrochenen Fingernägel oder Schwielen an den Händen. Ihre Finger sahen geschmeidig aus, die Fingernägel rosig und poliert, wie sie es nur sein
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