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Die rätselhafte Reise des Oscar Ogilvie

Die rätselhafte Reise des Oscar Ogilvie

Titel: Die rätselhafte Reise des Oscar Ogilvie
Autoren: dtv
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nicht tust, sag ich Mummy und Daddy, dass du und Henry auf die Dachterrasse gegangen seid und ein Feuer angezündet und auf dem Dach Kastanien geröstet habt.«
    »Das wirst du nicht!«, sagte Max hitzig.
    »Doch, werde ich.«
    Max überlegte. »Ich hab dir gesagt, es wird dich etwas kosten«, sagte er und starrte auf die Münze, die jetzt in seiner Hand lag.
    »Was wird es mich kosten?«, fragte Claire.
    Max schaute hoch und überlegte. »Ich habe bis nächsten Monat drei Buchbesprechungen zu machen. Jede mindestens zehn Seiten«, sagte er. » Der letzte Mohikaner , Ivanhoe , Die rote Tapferkeitsmedaille.«
    »Einverstanden!«, sagte Claire.
    »Plus deine Schokolade vom Weihnachtsmann«, fügte Max hinzu.
    »Einverstanden!«, sagte Claire. »Jetzt mach dich auf die Socken. Kein Wort zu irgendwem. Schwöre es.«
    »Ich schwör’s«, sagte Max. Mit meiner Münze in seiner Gesäßtasche und ohne ein weiteres Wort verließ Max das Zimmer.
    »Vertraust du ihm?«, fragte ich Claire.
    »Natürlich nicht!«, sagte Claire. »Aber er wird Henry diese Münze zeigen, das ist sicher, und Henry wird sie seinem Vater zeigen. Henrys Vater sammelt Münzen. Henry Mellon senior wird die Münze unter ein starkes Vergrößerungsglas legen und innerhalb von drei Minuten wird er Daddy anrufen. Genau das ist meine Absicht!«
    »Warum?«, fragte ich.
    »Oscar«, sagte Claire. »Denk mal scharf nach. Erinnerst du dich an all die Dinge, die du mir im Zug über den Zusammenbruch erzählt hast?«
    »Den Bankenzusammenbruch? Den Wall-Street-Zusammenbruch von 1929 ?«
    »Oscar, bitte, bitte, versuch dich an alles zu erinnern, was du jemals über diesen Zusammenbruchgewusst oder gehört hast , warum Millionäre aus den Fenstern gesprungen sind und warum die Banken geschlossen wurden und all das.«
    »Oh, Claire«, stöhnte ich. »Ich weiß überhaupt nichts.«
    »Du weißt genug«, sagte Claire. »Du hast es erlebt!«
    Wir schickten den Twentieth Century weiter um die Runden, bis wir ein Dielenbrett knarren hörten. Ein schwerer Schritt näherte sich, mit Sicherheit schwerer als der von Max.
    Ein Klopfen an der Tür. Ein festes, bestimmtes Klopfen, worauf es nur ein paar Sekunden dauern würde, bis die Klinke gedrückt würde und wer immer es war hereinkam.

»Wer ist das, Claire?«, fragte Robert W. Bister.
    Claires Vater war ein Mann von blendendem Aussehen und in bester körperlicher Verfassung, mit in der Mittel gescheiteltem Haar und einem Tweed-Anzug, wie es ihn in Cairo nirgendwo zu kaufen gab. Er hockte sich freudlich vor mich auf den Teppich und wippte auf seinen tweedumspannten Schenkeln und glänzenden Ziegenlederschuhen ein bisschen auf und ab.
    »Das ist Oscar, Dad«, sagte Claire. »Oscar Ogilvie junior aus Cairo, Illinois.«
    Mr Bister schüttelte feierlich und respektvoll meine kleine Hand. »Gehört die dir, Oscar?«, fragte Claires Vater. Er hielt mir meine Zehncentmünze unter die Nase.
    »Ja, Sir«, sagte ich und nahm behutsam die Münze aus seiner ausgestreckten Hand.
    »Claire, Liebling«, sagte ihr Vater, ohne mich aus den Augen zu lassen, als könnte ich irgendwie entschlüpfen, »leider kann ich in unserem Haus keine vermissten Kinder beherbergen. Es ist gegen das Gesetz und deine Mutter und ich könnten deshalb ins Gefängnis gesteckt werden.«
    »Ich bin kein vermisstes Kind, Sir«, sagte ich.
    »Du musst irgendwo vermisst werden«, sagte ihr Vater duchaus vernünftig. »Du bist sechs Jahre alt und musst irgendjemandem gehören!« Er lächelte über seinen kleinen Scherz.
    »Ich bin elf Jahre alt, Sir«, sagte ich. »Ich wohne in Cairo, Illinois. Ich gehe bei Mrs Olderby in die fünfte Klasse der öffentlichen Schule von Cairo. Normalerweise bin ich vier Fuß und fünf Inches groß und ich bin ganz allein hier.«
    »Wie bist du hergekommen, Oscar?«, fragte er in einem sehr freundlichen Ton.
    »Du wirst es ihm nie glauben, Dad«, warf Claire ein. »Es wäre Atemverschwendung, wenn Oscar die ganze Geschichte noch einmal von vorn erzählen würde.«
    Ihr Vater schlug eine härtere Gangart ein. Er warf die Lionel-Kartons vom Lehnstuhl, wo Claire sie hingelegt hatte, auf den Boden und nahm Platz. »Diese Münze«, sagte er und deutete darauf. »Max hat sie Henry gezeigt. Henry dachte, die Münze sei eine Fälschung, und zeigte sie seinem Vater. Henrys Vater ist zufällig ein erstklassiger Amateur-Numismatiker. Das heißt, er ist Münzensammler. Er hat die Münze unter die Lupe genommen. Sie ist absolut echt. Aus
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