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033 - Lautlose Bedrohung

033 - Lautlose Bedrohung

Titel: 033 - Lautlose Bedrohung
Autoren: Bernd Frenz
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»Sieh dir die feige Stinkqualle an!«
    Shog'tar deutete auf den Hai, der Richtung Oberfläche floh, die sich fünfzig Meter über ihnen wie ein helles funkelndes Dach erstreckte.
    »Der hat bestimmt gehört, dass du wieder mit erfundenen Liebesabenteuern prahlst«, stichelte Dog'tar.
    »Am liebsten würde ich auch davon schwimmen!«
    Shog'tar fuhr seinen Schockstab zu voller Länge aus und tippte spielerisch mit der Spitze gegen seine rechte Fußflosse, ohne den Energiestoß zu aktivieren. Seine aufgeworfenen Lippen waren zu einem bitteren Grinsen erstarrt.
    Äußerlich wirkte er völlig ruhig, doch sein leuchtend roter Flossenkamm verriet, dass es in ihm brodelte.
    »Höre ich da vielleicht eine Spur von Neid heraus?«
    Dog'tar blubberte verächtlich.
    »Auf deine nicht existierende Beziehung zu Jon'al? An die glaube ich erst, wenn ich euch zusammen sehe.« Er hatte laut gesprochen. Seine Worte pflanzten sich deutlich im Wasser fort und übertönten einen Moment lang sogar die gurgelnden Geräusche des Lastman'tans.
    Shog'tar enthielt sich einer Antwort, doch von seinem schuppigen Gesicht ließ sich nicht ablesen, ob er schwieg, weil ihn sein älterer Bruder als Aufschneider abstempelte, oder ob er sich einfach nur ertappt fühlte.
    Beide Hydriten waren typische Vertreter ihres Volkes: viereinhalb Fuß groß, dunkelblaue Schuppenhaut und sich blähende Kiemen, die wie bizarre Ohren wirkten, an den Seiten der Köpfe.
    Auf ihren nackten Schädeln ragten schmale Flossenkämme empor, die einen leichten Stich ins Rötliche aufwiesen.
    Beide trugen traditionelle Schulterpanzer aus gegerbter Walhaut und algengrüne Lendentücher, die sie als Bewohner von Drytor kenntlich machten.
    Wortlos glitten sie auf dem Man'tan durchs Wasser.
    Die Kuppelbauten in ihrem Rücken wurden allmählich kleiner, bis die Silhouette der Unterwasserstadt gänzlich verschwamm.
    Der Man'tan, auf dem sie ritten, hatte mit einem echten Rochen nicht mehr viel gemein. Er war eine künstliche Lebensform aus bionetischer Masse, ohne eigenen Verstand. Seine Schwingen wölbten sich in untypischer Haltung an den Seiten empor, sodass der Rücken eine Ladefläche ergab, auf der die Hydriten Lasten aller Art transportierten konnten.
    Seiner traditionellen Fortbewegungsmethode beraubt, saugte der Last-Man'tan das kristallblaue Wasser des Allatis (Atlantik) durch den Schlund auf und stieß es durch seine hintere Körperöffnung wieder aus. Der Rückstoß trieb ihn rasch voran, gleichzeitig filterte er das im Ozean enthaltene Plankton, dessen Verzehr ihm die notwendige Energie verschaffte.
    Lautlos schwebten Hydriten und Reittier an der Kante des Kontinentalschelfs entlang, das zu ihrer Rechten steil in die Tiefe abfiel. Der Fuß des Felshangs befand sich viertausend Meter tiefer, auf dem Grund des Meeres.
    Dort unten in der lichtlosen Tiefsee-Ebene herrschten unwirtliche Lebensbedingungen, trotzdem hatten die Hydriten lange Zeit dort leben müssen, um sich vor den Menschen zu verbergen.
    Shog'tar und Dog'tar kannten diese traurige Epoche nur aus dem Bodengemälde, das die Eingangshalle ihres Hydrosseums ausfüllte. Die beiden Hydriten waren lange nach Ei'dons Geschenk, dem Kometen, der die verdammte Menschheit in die Bedeutungslosigkeit zurück bombte, geboren worden.
    Dog'tar streckte den Arm aus. »Da vorn ist eine gute Stelle, da kommt nie jemand vorbei.«
    Seine Flossenhand deutete auf den vor ihnen liegenden Abhang, über dem er den Korallenschutt abladen wollte. Shog'tar schwieg. Er war immer noch eingeschnappt.
    Dog'tar taten seine harschen Worte inzwischen Leid. Schließlich wusste er genau, wie wichtig seinem Bruder die Suche nach einer Verbundenen war.
    Leider zogen sich Shog'tars Bemühungen schon eine komplette Rotation hin, was seine Frustration in die Höhe trieb und zu immer unglaubwürdigeren Phantasiegeschichten führte.
    »Hast du gehört, was in Hykton los ist?«, erkundigte sich Dog'tar, um das Schweigen zu brechen. »Sie haben einem Menschen Kiemen eingepflanzt, weil er die Seele eines Quan'rill in sich trug. Jetzt muss er bei ihnen bleiben, damit er unser Volk nicht verraten kann.«
    »Blödsinn«, stieß Shog'tar hervor.
    »Dieser Maddrax ist nur eine Schreckgestalt für kleine Kinder. An solche Kiemenmenschen glaube ich erst, wenn ich einen sehe!« Die Retourkutsche war unüberhörbar.
    Dog'tar zuckte mit den Schultern. Wenn sein Bruder erst mal beleidigt war, ließ er nicht mehr mit sich reden. Am besten drang er nicht weiter auf ihn
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