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033 - Lautlose Bedrohung

033 - Lautlose Bedrohung

Titel: 033 - Lautlose Bedrohung
Autoren: Bernd Frenz
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um dem blutigen Treiben seiner Untertanen zuzuschauen.
    Sein Bruder Dog'tar glaubte nicht an solch abergläubisches Geschwätz, trotzdem dauerte es einige Zeit, bis er den seltsamen Fund identifizieren konnte. Er hatte noch nie zuvor etwas Vergleichbares gesehen, jedenfalls nicht mit eigenen Augen.
    Das seltsam leblose Ding ähnelte aber einer menschlichen Erfindung, die er aus dem Bodenmosaik des Hydrosseums kannte. Zögernd ließ er sich tiefer sinken. Jeder Meter, der ihn näher an das Ungetüm heranbrachte, steigerte seine Gewissheit.
    Kein Zweifel, vor ihnen lag ein gesunkenes U-Boot!
    ***
    »Das muss hier schon Hunderte von Rotationen liegen«, mutmaßte Shog'tar aufgeregt. »Der Erdrutsch hat es jetzt vermutlich freigelegt.« Der Zorn über die verletzenden Worte seines Bruders war längst vergessen. Abenteuerlust machte sich in ihm breit. Vielleicht waren in diesem seltsamen Gefährt irgendwelche Schätze verborgen? Zumindest einige Souvenirs, mit denen sich Jon'al beeindrucken ließ! »Lass uns nachsehen, was sich darin alles finden lässt«, forderte er.
    Dog'tar wog seinen Kopf unschlüssig hin und her. Das Wrack wirkte recht gut erhalten, trotzdem konnte es schnell zu einer tödlichen Falle werden. »Ich weiß nicht. Wir sollten erst mal den HydRat von Drytor benachrichtigen.«
    Sein Bruder verzog unwillig das Gesicht.
    »Die lassen sofort das ganze Gebiet absperren und wir haben das Nachsehen. Bist du denn nicht neugierig, wie es bei den Landbewohnern aussieht?«
    Dog'tar zögerte. Er war es gewohnt, sich im Meer frei zu bewegen und den Widerstand des Wassers zu spüren, wenn er auf einem Man'tan ritt. Dass die Menschen in einem rundum geschlossenen Boot reisten, konnte er nicht nachvollziehen. Nicht mal ein paar Bullaugen hatten den Insassen einen Blick nach draußen gewährt, als wäre es ein Gefängnis. Die Bauweise der Landbewohner war ihm völlig fremd, und das flößte ihm Furcht ein.
    Dem Stahlkoloss haftete etwas Geheimnisvolles, Bedrohliches an, als wäre er ein von teuflischen Wesen geschaffenes Relikt, das wie eine geöffnete Riesenmuschel auf Beute wartete.
    Jeder Hydrit wusste, dass die Menschheit eine verkommene Rasse war, die allen, die mit ihr in Kontakt kam, Tod und Verderben brachte. Wäre Dog'tar alleine gewesen, hätte ihn der schauderhafte Fund wohl in die Flucht geschlagen, doch vor seinem jüngeren Bruder wollte er nicht als feiger Hering dastehen. Obwohl sein Herz bis zu den Kiemen klopfte, setzte er sich mit schnellem Flossenschlag vor Shog'tar, der bereits zu dem havarierten U-Boot herabsank.
    Eingebettet ins Algendickicht schälten sich die Konturen deutlicher aus dem Sedimentnebel. Der mit Korallen bewachsene Turm ragte wie ein Mahnmal über den maroden Rumpf auf. Vorne am Bug klaffte der Stahl weit auseinander, als wäre ein wildes Tier daraus hervor gebrochen. Dieses Leck war zweifellos die Ursache für den Untergang, doch was mochte dahinter stecken? Um einen feindlichen Torpedotreffer konnte es sich nicht handeln, die Explosion hätte sonst die Wandung nach innen gedrückt.
    Dog'tar und sein Bruder spürten ein inneres Frösteln, als sie das Relikt aus der Vergangenheit umrundeten. Der Bootsname war längst überwuchert worden, doch die Hydriten hätten die kyrillischen Buchstaben sowieso nicht lesen können.
    Sorgfältig leuchteten sie jeden Quadrat-Zentimeter der Außenhülle ab, konnten aber nichts Ungewöhnliches feststellen. Trotzdem ging von dem Koloss etwas Bedrohliches aus - als ob er ein schlafendes Monstrum wäre, das jederzeit erwachen und zum Angriff übergehen konnte.
    Gemeinsam paddelten sie zu der einzigen Stelle, die ins Innere des Wracks führte: das riesige, mit scharfen Stahlkanten gesäumte Loch, das im Rumpf klaffte.
    Um sie herum sanken die Schwebstoffe langsam zu Boden, die Sicht wurde besser.
    Doch selbst im Schein der Handlampen wirkte der zerfetzte Bug wie ein dunkler, alles verzehrender Schlund. Die Brüder sahen sich fragend an. Sollten sie es wirklich wagen? In Dog'tar rangen Abenteuerlust und Furcht vor dem Unbekannten miteinander, bis seine Neugier über die Vorsicht triumphierte. Außerdem wollte er sich nicht vor seinem kleinen Bruder blamieren.
    »Soll ich vorgehen?«, fragte Shog'tar, dem es längst zu lange dauerte.
    »Von wegen«, knurrte der Ältere aus tiefster Kehle. »Du bleibst schön hinter mir.«
    Nun gab es kein Zurück mehr. Die Handlampe weit vorgestreckt, lavierte Dog'tar zwischen den scharfen Stahlkanten hindurch und drang
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