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033 - Lautlose Bedrohung

033 - Lautlose Bedrohung

Titel: 033 - Lautlose Bedrohung
Autoren: Bernd Frenz
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seine Worte, denn sein Bruder stürzte sich begierig auf den anderen Zylinder. Ehe Dog'tar vor der rostzerfressenen Stelle warnen konnte, hatte er den Behälter schon in die Höhe gerissen.
    Das Verhängnis nahm seinen Lauf. Mit einem leisen Knirschen schlug ein rechteckiger Metallblock durch den Boden, gefolgt von vier runden, nach oben offenen Boxen, in denen jeweils ein weiterer Klotz schwamm. Instinktiv griff Shog'tar nach den glänzenden Kästchen. Sie mussten sehr schwer sein, denn sie sanken rasch zu Boden.
    Trotzdem gelang es ihm, drei von ihnen aus dem Wasser zu fischen. Den vierten fing er noch mit seiner Fußflosse ab, doch der fünfte, dessen Oberfläche bereits stark korrodiert war, trudelte in einer engen Spirale in die Tiefe. Seine Eckkante zielte wie eine Pfeilspitze auf den Boden, als er klackend auf das stählerne Bootsdeck prallte.
    Die Erschütterung war nicht allzu heftig, doch sie reichte aus, um dem angegriffenen Material den Rest zu geben. Die hauchdünne Schicht, die den Inhalt noch hermetisch engeschlossen hatte, erbrach an ihrer schwächsten Stelle.
    Lautlos entwich das CK-512 durch einen dünner Haarriss.
    Molekül für Molekül drang es hervor, verband sich mit dem Wasser und verteilte sich explosionsartig im ganzen Raum. Geschmacklos. Farblos.
    »Pass doch auf, du Quallenhirn«, schimpfte Dog'tar. »Du machst ja alles kaputt!« Obwohl ihm die Beschädigung verborgen blieb, ärgerte er sich über die Tollpatschigkeit seines Bruders.
    »Was solls?«, gab Shog'tar zurück. »Das Ding sah sowieso schäbig aus. Die glänzenden habe ich alle erwischt.«
    Dog'tar fand diese Antwort mehr als unverschämt.
    Wut brodelte in ihm auf, in einer Intensität, die ihm unbekannt war. Heiß und prickelnd jagte sie durch seine Adern und überschwemmte seinen Körper wie eine glühende Lavawelle. Es war wie ein Rausch, der sein Gesichtsfeld eingrenzte.
    Plötzlich sah er nur noch Shog'tars höhnisches Grinsen, das ihm absolut widerwärtig erschien. Der Druck in seinem Körper erhöhte sich, suchte sich ein Ventil, damit er nicht vor Wut platzte.
    »Glaubst du wirklich, diese Behälter eignen sich als Schmuckstücke für Jon'al?«, stichelte er. »Du bist wirklich noch blöder als ich dachte!«
    Das saß. Er konnte es an der Art sehen, wie sein Bruder das Gesicht verzog. Ein prickelndes Gefühl hämische Freude entfaltete sich wie die Schwingen eines Feuerrochens in Dog'tars Brust. Ganz tief in ihm drinnen raunte ihm zwar eine leise Stimme warnend zu, dass es nicht richtig war, einen anderen Hydriten so zu reizen, doch das tosende Rauschen in seinem Kopf verdrängte jeden Gedanken an Zurückhaltung. Ein neues, mächtiges Gefühl ergriff von ihm Besitz. Eine Emotion, die sein Volk eigentlich schon vor langer Zeit überwunden hatte - der unbändige Drang nach Gewalt und Zerstörung !
    Alles in ihm schrie danach, um sich zu schlagen, zu verletzten, zu töten.
    Die Hand um seinen Schockstab krampfte sich so stark zusammen, dass das Material unter dem Druck knackte.
    Seine Sinne schärften sich auf eine zuvor nicht vorstellbare Weise. Endlich sah er den Ozean so, wie er wirklich war.
    Viel zu lange hatte er schon zurückgesteckt, hatte Shog'tars primitives Gesicht ertragen, obwohl er ihn schon zeit seines Lebens aus vollem Herzen hasste!
    Nein, nein, das ist doch nicht wahr!
    Diese primitive Fresse, die ihn provozierend anstarrte, als wollte sie ihn zum Zuschlagen einladen.
    Das konnte der Kerl gerne haben.
    Dog'tars Muskeln spannten sich. Er war bereit, ohne Vorwarnung anzugreifen. Pure Aggression hämmerte durch seine Adern. Sein Verstand wurde von einem roten Schleier umnebelt, der seine friedfertigen Eigenschaften auszufiltern schien. Wie im Rausch ließ er der dunklen Seite freien Lauf.
    Er wollte vorschnellen, um seinen Bruder niederzuringen, doch der kam ihm zuvor. Er hatte die glänzenden Behälter fallen gelassen.
    Einige zerbrachen, als sie auf den Boden sanken.
    Shog'tars Schockstab reflektierte nur kurz im Licht der Handlampe, dann bohrte sich die Spitze schon in Dog'tars Brustkorb. Ein lautes Summen ertönte.
    Bläulichweiße Funken zuckten über die Schuppenhaut.
    Brutaler Schmerz durchzuckte Dog'tar, als ob sein Körper zerreißen würde. Trotz der Qualen blieb er bei Bewusstsein. Mit einer kräftigen Armbewegung paddelte er zurück, um dem Energiestoß zu entgehen.
    Sein Bruder setzte ihm triumphierend nach, doch Dog'tar dachte gar nicht an Flucht. Der Schmerz, der in seiner Brust tobte, stachelte
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