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033 - Lautlose Bedrohung

033 - Lautlose Bedrohung

Titel: 033 - Lautlose Bedrohung
Autoren: Bernd Frenz
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in das Wrack ein. Obwohl er wusste, dass die Boote der Menschen aus totem Material bestanden, kam es ihm vor, als würde er in das gefräßige Maul eines Killerwals schwimmen. Drinnen erwartete ihn absolute Finsternis. Hastig ließ er die Handlampe umher wandern, doch ihr schmaler Strahl konnte immer nur einen kleinen Ausschnitt beleuchten, ohne die ihn umgebende Schwärze wirklich zu erhellen.
    Dog'tar umklammerte seinen Schockstab fester. Er musste vorsichtig sein. Dieses dunkle und verwinkelte Loch war der ideale Nistplatz für angriffslustige Muränen.
    Während er mit sanftem Flossenschlag vorwärts tauchte, blieb Shog'tar hinter ihm auf Tuchfühlung. Die Nähe seines Bruders machte ihm Mut, trotzdem verloren die ihn umgebenden Schatten nichts von ihren Schrecken. Vorsichtig schwamm er über ein Gewirr aus Stahlrohren, Regalen und schweren Eisenwalzen hinweg. Erst auf den zweiten Blick erkannte Dog'tar, das es sich in Wirklichkeit um Torpedos handelte.
    Wenn er sich recht erinnerte, enthielten sie Sprengköpfe, die auf andere Schiffe abgefeuert wurden. Nach der langen Zeit war der Inhalt vermutlich nicht mehr explosiv, trotzdem warnte er seinen Bruder, den gefährlichen Dingern nicht zu nahe zu kommen.
    Der Lampenstrahl huschte über einen schmalen Durchgang in der Rückwand, durch den es tiefer in das Wrack hinein ging.
    Dog'tar hielt zielstrebig darauf zu, denn er wollte dem unheimlichen Bug so rasch wie möglich entkommen.
    Mit schnellem Beinschlag schoss er durch das Schott hindurch. Auf der anderen Seite zuckte er jäh zusammen, als sich im Lichtkegel etwas Bleiches, Filigranes abzeichnete, das vor ihm im Gang schwebte. Für eine Kurskorrektur war es zu spät.
    Mit der Schulter voran prallte er dagegen. Dünne Arme schossen vor, umschlangen seinen Körper. Spitze Finger bohrten sich in seine Hüfte, um ihn aufzuspießen.
    Der unheimliche Angreifer besaß einen umanoiden Körperbau, doch zwischen seinen Schulterblättern, wo eigentlich sein Kopf sitzen musste, gähnte nur eine leere Stelle.
    Dog'tar schlug mit der Handlampe zu. Die bizarre Gestalt trieb zur Seite, warf aber ihre Arme drohend in die Höhe.
    Blitzschnell stieß er mit seinem Schockstab zu, der wie eine Doppelklinge in den gegnerischen Brustkasten drang. Von Panik getrieben tippte er auf den Auslöser.
    Weiße Blitze schossen aus der Waffenspitze hervor. Umtanzten die Rippen des Skeletts, das sich in den Kabeln verfangen hatte, die aus einem grauen Kasten hingen.
    Dog'tar stöhnte erleichtert, als er endlich erkannte, dass er es mit einem Toten zu tun hatte.
    Sein Bruder lachte hinter ihm schallend auf. Der Schockstab steckte in den abgenagten Überresten eines ehemaligen Besat- zungsmitglieds. Dog'tars Magen rebellierte. Am liebsten hätte er sich übergeben. Diese Landbewohner waren wirklich die reinsten Monster! Selbst nach ihrem Tode wirkten sie noch furchteinflößend und gefährlich.
    Wütend stieß er das mit Ablagerungen überzogene Skelett von sich. So heftig, das einige Rippen aus der Wirbelsäule brachen und im Wasser umher wirbelten.
    Als sie zu Boden trudelten, entdeckte er auch den fehlenden Totenschädel, der schon vor langer Zeit seinen Halt verloren hatte. Ein kleiner Laternenfisch tauchte aus der linken Augenhöhle empor, um nachzusehen, was der Tumult über ihm zu bedeuten hatte.
    »Hast dich ganz schön erschreckt, was?«, gluckerte Shog'tar schadenfroh.
    Dog'tar unterdrückte die scharfe Erwiderung, die ihm auf den vorgestülpten Lippen lag. Wenn er jetzt zeigte, wie sehr er sich ärgerte, würde sein Bruder noch mehr feixen. Brummend setzte er den Weg fort.
    Das U-Boot lag zur Bugspitze hin geneigt auf dem Felsen, sodass er ständig ausgleichen musste, um in dem engen Gang die richtigen Höhe zu halten.
    Vorsichtig tauchte er an einer langen Reihe grauer Kästen vorbei, durchquerte zwei weitere Schotts und erreichte den ehemaligen Wohnbereich des U-Bootes.
    Er gelangte in einem großen Raum mit festgeschraubten Tischen und Bänken, bei dem es sich zweifellos um die Messe handelte. Hier lagen fünf weitere Gerippe auf dem Boden herum. Die Fische hatten die Knochengerüste sehr sauber abgenagt, sodass sie trotz der langen Zeit verhältnismäßig gut erhalten waren. Nur die Totenköpfe waren allesamt über den abschüssigen Boden gerollt. An der tiefsten Stelle des Raumes, vor dem Durchgang zur Küche, lagen sie einträchtig beisammen.
    Shog'tar schoss begeistert darauf zu, hob den nächstbesten in die Höhe und ließ ihn
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