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Nachtflug Zur Hölle

Nachtflug Zur Hölle

Titel: Nachtflug Zur Hölle
Autoren: Dale Brown
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Prolog
Jägerstützpunkt Anadyr, Verteidigungsbezirk Fernost
Russische Sozialistische Sowjet-Republik
Dezember 1988
    Daß der Flug der Old Dog so enden würde, war nicht geplant, dachte Oberleutnant David Luger von der U.S. Air Force grimmig.
    Ganz bestimmt nicht.
    Und trotzdem befanden sie sich jetzt in der äußersten Nordostecke der Sowjetunion und hatten auf diesem abgelegenen, verschneiten, bitterkalten feindlichen Jägerflugplatz notlanden müssen, um sich Treibstoff zu stehlen, weil die Tanks ihrer B-52 (I) Megafortress praktisch leer waren. Sie hatten den Flugplatzverwalter mit Waffengewalt gezwungen, ihnen einen seiner Tanklastwagen zu überlassen, und ihre Maschine daraus betankt. Aber der Verwalter hatte flüchten können und offenbar die hiesige Miliz alarmiert. Luger schüttelte den Kopf. Bei ihrem Unternehmen – einem der am strengsten geheimgehaltenen Einsätze der amerikanischen Militärgeschichte – waren sie erfolgreich in ein sowjetisches Sperrgebiet vorgestoßen, hatten ganze Schwärme feindlicher Fla-Raketen abgewehrt, waren im Kampf gegen MiG-Abfangjäger siegreich geblieben und hatten mit einer Striker-Gleitbombe das modernste Waffensystem vernichtet, das die UdSSR jemals entwickelt hatte.
    Bisher war ihr Unternehmen ein Erfolg gewesen, aber jetzt würde die gottverdammte Rote Armee sie gefangennehmen. Davon war Luger überzeugt. Selbst in diesem abgelegenen Winkel der Sowjetunion würde die Rote Armee das Vaterland verteidigen – um jeden Preis.
    Der große, schlaksige 26jährige Navigator aus Texas war an seinem Arbeitsplatz auf dem eiskalten Unterdeck der Megafortress allein – an Bord eines Testflugzeugs einer umgebauten B-52, die zu diesem Ungewöhnlichen und gefährlichen Einsatz zwangsverpflichtet worden war. Er spürte, wie ein unbeherrschbarer Schauer aus Angst, Frustration und reinem Zorn seinen Körper durchlief. Jetzt schien tatsächlich alles aus zu sein.
    Vielleicht wäre es besser gewesen, sich einfach zu ergeben, denn kämpfen konnten sie ohnehin nicht. Der gestohlene Treibstoff, den sie in ihre Tanks gepumpt hatten, war verunreinigter Kraftstoff, kein Turbinenbrennstoff JP-4. Eines ihrer Triebwerke war zerschossen, und ein weiteres verlor so viel Öl, daß es praktisch wertlos war. Der Rumpf der Old Dog war voller Löcher, und ihr Höhenleitwerk mitsamt Stabilisator war beschädigt. Die Fahrwerksräder waren in knietiefem Schnee festgefroren, und ob die B-52 mit nur sechs Triebwerken überhaupt rollen oder gar von der kurzen, mit Schnee bedeckten Startbahn abheben konnte, war sehr zweifelhaft. Der Pilot, Generalmajor Bradley Elliott, war von den übrigen Besatzungsmitgliedern bewußtlos und fast erfroren nach oben geschleppt worden.
    Und jetzt wurden sie von russischer Miliz umzingelt.
    Luger war dabei gewesen, sich auf dem Unterdeck auf seinem Schleudersitz festzuschnallen. Aber er hatte damit aufgehört, als ihm klargeworden war, wie unsinnig die Vorstellung war, die Megafortress könnte demnächst starten. Da es keinen Zweck hatte, sich anzuschnallen, wenn das Flugzeug nicht in die Luft steigen würde, hatte er die Gurte wieder aus der Hand gelegt.
    Im Fußboden der unteren Besatzungsstation gähnte ein großes Loch, durch das er Fußabdrücke im Schnee unter sich erkennen konnte. Erst vor wenigen Stunden hatte sich sein rechtes Bein unmittelbar hinter diesem gezackten Loch befunden. Zum ersten Mal seit ihrer Landung auf dem sowjetischen Stützpunkt untersuchte Luger sein verwundetes Bein und spürte, wie sich seine Magennerven dabei verkrampften. Selbst unter dem dicken Notverband war zuspüren, daß die Kniescheibe zersplittert und der rechte Fuß unnatürlich verdreht war.
    Der eisige Fahrtwind und danach die stundenlange Arbeit bei Minustemperaturen im Freien hatten das Bein steiffrieren lassen.
    Wahrscheinlich würde er es verlieren oder bestenfalls lebenslänglich humpeln. Das Navigationssystem der Megafortress war zum größten Teil beschädigt, und ihre Waffen waren vermutlich ausgefallen. Warum machten sie sich also noch etwas vor?
    Nachdem Lugers Partner, Hauptmann Patrick McLanahan, General Elliott und den beiden weiblichen Besatzungsmitgliedern die Leiter hinaufgeholfen hatte, war er dabei gewesen, sich auf seinem Platz neben Luger anzuschnallen, als der Copilot, Oberstleutnant John Ormack, McLanahan nach oben gerufen hatte. Ormack hatte ein Triebwerk weiterlaufen lassen, während sie die Megafortress betankt hatten, und vor wenigen Minuten war es ihm
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