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Die Rache Der Wache

Titel: Die Rache Der Wache
Autoren: Robert Asprin
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daß ein jeder sie leicht erreichen konnte. Auf diese Weise hatten sie nicht nur freie Sicht nach allen Seiten, was ihnen ein ungestörtes Mahl sichern sollte, sie hatten zudem kurze Zeit das Gefühl, jeder für sich alleine zu sein — ein Zustand, den jene zu schätzen wissen, die nahezu jeden Augenblick mit mindestens einem Dutzend Kameraden teilen müssen. Um diesen Eindruck noch zu verstärken, aßen sie schweigend. Keiner versuchte, ein Gespräch zu beginnen, bis das Mahl beendet war. Dies war die Haltung von Männern, die einander völlig vertrauten.
    Obwohl er von seinem Platz aus den Blumengarten gut sehen konnte, wanderten Zalbars Gedanken zurück zu dem Gespräch, das er und Razkuli geführt hatten. Es war, neben anderen Dingen, seine Aufgabe, den Frieden unter den Höllenhunden zu erhalten, zumindest so weit, daß ihre persönlichen Streitigkeiten die Durchführung ihrer Pflichten nicht beeinträchtigten. Für den Augenblick wenigstens hatte er diese Aufgabe erfüllt, indem er seinen Freund beruhigt und einen offenen Kampf innerhalb der Truppe abgewendet hatte. Nachdem er den Frieden zumindest so weit gesichert hatte, mußte er sich selbst eingestehen, daß er Razkulis Meinung von ganzem Herzen teilte.
    Großmäulige Raufbolde waren nichts Neues in der Armee, aber Tempus war etwas anderes. Zalbar glaubte fest an Disziplin und Gesetz, deshalb verachtete er Tempus' Einstellung und Verhalten. Am härtesten traf es ihn jedoch, daß Tempus in der Gunst des Prinzen stand, und er, Zalbar, deshalb nichts gegen ihn unternehmen konnte, trotz der sich häufenden Gerüchte über Tempus' unmoralisches, ungesetzliches Verhalten.
    Der Blick des Höllenhundes verfinsterte sich, als ihm die Vorkommnisse, die er gesehen und gehört hatte, durch den Kopf gingen. Tempus nahm in aller Öffentlichkeit Krrf, in der Freizeit, wie im Dienst. Selbst bei den nicht leicht zu schockierenden Einwohnern Freistatts galt er als äußerst brutal und gewalttätig. Man munkelte sogar, er jage und töte systematisch die Falkenmasken, Söldner, die im Dienst des Exgladiators Jubal standen.
    Zalbar hegte zwar keine Liebe für den Verbrecherkönig, der mit Sklaven handelte, um seine eigentlichen Geschäfte zu tarnen, aber er konnte auch nicht dulden, daß ein Höllenhund sich selbst zum Richter und Henker machte. Der Prinz hatte jedoch befohlen, Tempus selbständig arbeiten zu lassen, und so war Zalbar machtlos, er durfte nicht einmal den Gerüchten nachgehen. Was waren das für Zeiten, wenn die Hüter des Gesetzes zu Gesetzesbrechern wurden, und die Gesetzesgeber sie in Schutz nahmen?
    Ein Schrei zerriß die Luft und schreckte Zalbar aus seinen Träumereien. Kampfbereit, mit gezogenem Schwert sprang er auf die Beine. Als er um sich blickte und nach dem Ursprung des Gebrülls forschte, erinnerte er sich schon solche Schreie gehört zu haben - jedoch nicht auf dem Schlachtfeld. Dieser Schrei war nicht der Ausdruck von Schmerz, Haß oder Angst, es war das nackte, seelenlose Geräusch eines Hoffnungslosen, der sich einem Schrecken gegenübersieht, der zu groß ist, als daß der Verstand ihn fassen könnte.
    Die Stille wurde nun durch einen zweiten Schrei erneut zerfetzt, und Zalbar erkannte, daß das Haus mit dem schönen Garten die Quelle der Schreie war. Mit wachsendem Unglauben beobachtete er, wie der Gärtner ruhig seiner Arbeit nachging, ohne auch nur aufzuschauen, trotz der jetzt anhaltenden Schreie. Entweder war der Mann taub, oder er selbst, Zalbar, war verrückt und die Geräusche, die er hörte, kamen aus seiner eigenen vergessenen Vergangenheit.
    »Verstehst du nun, warum ich lieber weitergegangen wäre?« fragte der dunkelhäutige Höllenhund lachend. »Vielleicht wirst du das nächste Mal nicht auf deinen höheren Rang pochen, wenn ich dir anbiete, dich zu führen.«
    »Du hast das erwartet?« wollte Zalbar wissen. Razkulis Humor besänftigte ihn nicht im geringsten.
    »Natürlich, du solltest dankbar sein, daß es erst losging, als wir unser Mahl fast beendet hatten.«
    Zalbars Antwort wurde verhindert durch einen langgezogenen, durchdringenden Schrei, der Gehör und Seele gleichermaßen verkrampfen ließ, und der so lange andauerte, daß man nicht glauben konnte, er käme aus einer menschlichen Kehle.
    »Ehe du zur Rettung eilst«, riet Razkuli, ohne auf den nun verebbenden Schmerzensschrei zu achten, »solltest du wissen, daß ich die Sache hier bereits untersucht habe. Was du da hörst, ist die Antwort eines Sklaven auf die
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