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Die Rache Der Wache

Titel: Die Rache Der Wache
Autoren: Robert Asprin
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vergnügt, zum Mahl bereit.
    »Du hast für Essen und Trinken gesorgt, und ich werde den Ort aussuchen«, entschied Razkuli und verstaute die Weinflasche in seinem Gürtel. »Ich kenne einen angenehmen und ruhigen Winkel.«
    »Das muß außerhalb der Stadt sein.« »Ja, jenseits des Basars. Komm, die Stadt wird uns schon ein Stündchen oder so nicht vermissen.«
    Zalbar war leicht überredet, es war jedoch mehr Neugierde, als der Glaube an Razkulis Versprechung. Mit Ausnahme seltener Patrouillen entlang der Straße der Roten Laternen gelangte er selten vor die Nordmauer der Stadt. Und die Gegend, nordwestlich von Freistatt, wohin Razkuli ihn führen wollte, war ihm noch völlig fremd.
    Die Welt hier ließ sich mit der Stadt nicht vergleichen; es war, als hätten sie durch ein magisches Tor ein anderes Land betreten. Die Gebäude standen hier weit auseinander, dazwischen lagen freie Plätze, im Gegensatz zu den dicht gedrängten Geschäften und engen Gassen im Zentrum der Stadt. Die Luft war frisch und roch nicht nach den ungewaschenen Körpern, die einander in den belebten Straßen hin und her stießen. Zalbar entspannte sich in dieser friedvollen Umgebung. Die Last, in dieser verhaßten Stadt Dienst zu tun, war von ihm genommen wie ein schwerer Mantel, und er freute sich auf ein ungestörtes Mahl in angenehmer Gesellschaft.
    »Vielleicht könntest du mit Tempus reden? Wir müssen ja nicht gleich Freundschaft schließen, aber wenn er ein anderes Ziel für seine Sticheleien finden könnte, käme mir das schon sehr entgegen.«
    Zalbar bedachte seinen Kameraden mit einem wachsamen Blick, fand jedoch nichts von der blinden Wut, der er sich vorher hingegeben hatte. Die Frage schien ein ehrlicher Versuch Razkulis, einen Kompromiß in dieser unerträglichen Situation zu finden.
    »Ich würde es tun, wenn es etwas nützte«, seufzte er, »aber ich fürchte, daß ich keinen Einfluß auf ihn habe. Wahrscheinlich verschlimmere ich dadurch nur alles. Er würde seine Bemühungen verdoppeln, nur um zu beweisen, daß er auch mich nicht fürchtet.«
    »Aber du bist sein vorgesetzter Offizier«, warf Razkuli ein.
    »Nach außen hin vielleicht«, Zalbar zuckte mit den Schultern, »wir beide wissen jedoch, daß das nicht allzuviel bedeutet. Tempus steht in der Gunst des Prinzen. Er ist frei, zu tun, was er will, und meinen Befehlen leistet er nur Folge, wenn er selbst es für richtig hält.«
    »Du hast es geschafft, ihn vom Aphrodisia-Haus fernzuhalten.«
    »Nur, weil ich den Prinzen davon überzeugen konnte, wie wichtig es ist, die Gunst des Hauses zu bewahren, bevor Tempus kam«, gab Zalbar zurück und schüttelte den Kopf. »Ich war beim Prinzen, damit dieser Tempus' schlechtes Benehmen bändige, und erntete dafür Tempus' Haß. Er tut nach wie vor was ihm gefällt, im Liliengarten - und der Prinz sieht weg. Nein, auf meinen Einfluß auf Tempus kann ich mich nicht verlassen. Er würde mich wohl nicht physisch angreifen, denn er achtet meine Stellung in der Leibwache des Prinzen. Allerdings glaube ich nicht, daß er mir zu Hilfe käme, geriete ich in einem Kampf in Bedrängnis.«
    In diesem Moment erblickte Zalbar einen kleinen Blumengarten neben einem Haus, nicht weit von ihrem Pfad. Dort war ein Mann bei der Arbeit, er goß die Blumen und entfernte verblühte Pflanzen. Dieser Anblick rief wehmütige Erinnerungen in dem Höllenhund wach. Wie lange war es her, seit er in der Hauptstadt vor dem Palast des Herrschers gestanden, und seine Langeweile vertrieben hatte, indem er den Gärtnern bei ihrer Arbeit zusah? Ihm kam es vor wie eine Ewigkeit. Obwohl er Soldat war, oder vielleicht gerade deswegen, bewunderte er die stille Schönheit der Blumen.
    »Laß uns hier essen — unter diesem Baum«, schlug er daher vor und wies auf einen Platz, von dem aus sie auf den Garten sehen konnten. »Dieser Ort ist so gut wie jeder andere.«
    Razkuli zögerte, er warf einen Blick auf das Haus, das inmitten des gepflegten Gartens stand, und wollte etwas sagen, zuckte dann aber mit den Schultern und ging auf den Baum zu. Zalbar bemerkte den verschmitzten Blick seines Kameraden, maß ihm jedoch keine große Bedeutung bei, und wandte sich dem friedlichen Anblick des Gartens zu.
    Die beiden nahmen ihr Mahl in der Manier erfahrener Veteranen ein, die gerade keinen Dienst taten. Anstatt einander gegenüber Platz zu nehmen, setzten sie sich Rücken an Rücken in den Schatten der weit ausladenden Baumkrone. Die irdene Weinflasche stellten sie neben sich, so
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