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Die Rache Der Wache

Titel: Die Rache Der Wache
Autoren: Robert Asprin
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Wein zu nehmen. Abwesend füllte er Hakiems Becher, bevor er mit seiner Geschichte begann.
    Gewohnt, sich Geschichten aus halbfertigen Sätzen und Worten zusammenzureimen, machte Hakiem sich mühelos ein Bild von Eindaumens Heimsuchung.
    Ein Zauberer hatte Eindaumen in das Labyrinth unter Freistatts Straßen verbannt und ihm sein Ebenbild gegenübergestellt, das er hatte töten müssen und von dem er getötet worden war (1) — wieder und immer wieder, bis er wie durch ein Wunder in dieser Nacht alleingewesen und unverwundet geblieben war.
    Während Eindaumen in immer schrecklicheren Einzelheiten beschrieb, wie das kalte Metall in seine Eingeweide drang — immer wieder aufs neue — dachte Hakiem über die Geschichte nach. Die Stücke fügten sich zusammen..
    In letzter Zeit war jemand hinter Zauberern hergewesen und hatte sie in ihren eigenen Betten umgebracht. Offenbar hatte das Messer dieses Hexerjägers auch den Zauberer getroffen, der den grauenvollen Bann über Eindaumen verhängt hatte. Dadurch war der Wirt freigekommen und in sein normales Leben zurückgekehrt. Eine interessante Geschichte, doch für Hakiem völlig wertlos.
    Erstens: Offenbar war Eindaumen bereit, diese Geschichte jedem zu erzählen, der lange genug stillhalten würde, ihm zuzuhören. Infolgedessen würde ein Wiedererzählen nichts einbringen. Zweitens und wesentlich ausschlaggebender: Es war eine schlechte Geschichte. Die Beweggründe waren unklar, das Ende war verschwommen und ohne Handlung. Und es gab keine echte Wechselwirkung zwischen den Beteiligten. Der einzige Pluspunkt war, daß Eindaumen sie in der ersten Person erzählen konnte, und selbst das verlor sich durch Wiederholung. Kurz gesagt, sie war langweilig.
    Es bedurfte keines Meistergeschichtenerzählers, um zu diesem Schluß zu kommen. Es war zu offensichtlich. Tatsächlich wurde Hakiem es bereits müde, diesem mitleidheischenden Geplapper zuzuhören.
    »Ihr müßt müde sein«, unterbrach er Eindaumen. »Es war unbedacht von mir, Euch so lange aufzuhalten. Vielleicht können wir uns wieder unterhalten, wenn Ihr Euch ausgeruht habt.« Er drehte sich um, um das Einhorn zu verlassen.
    »Was ist mit dem Wein?« rief Eindaumen ihm verärgert nach. »Ihr habt noch nicht bezahlt!«
    Ohne zu überlegen antwortete Hakiem: »Bezahlen? Ich habe den Wein nicht bestellt! Ihr habt ihn mir einfach eingeschenkt. Bezahlt selbst dafür!« Er bereute seine Worte sofort. Es war im Labyrinth allgemein bekannt, wie Eindaumen mit Trinkern umsprang, die sich weigerten zu bezahlen. Zu seiner Überraschung beharrte Eindaumen jedoch nicht auf der Bezahlung.
    »Na gut«, brummelte der Breitschultrige. »Bildet Euch aber ja nicht ein, daß das zur Gewohnheit wird!«
    Der alte Geschichtenerzähler verspürte ein bißchen Bedauern — was selten vorkam -, als er das Einhorn verließ. Zwar war er kein ausgesprochener Freund Eindaumens, aber er hatte auch keinen Grund, ihm Böses zu wünschen.
    Der Wirt hatte nicht nur ein Jahr seines Lebens verloren, sondern auch sein Feuer — jenen Kern von Heftigkeit, der ihm den Respekt der Unterwelt von Freistatt eingebracht hatte. Obgleich Eindaumen körperlich unversehrt geblieben zu sein schien, war er doch nur noch die leere Hülle seines ehemaligen Selbst. Und diese Stadt war nicht der rechte Ort für einen Mann ohne die Kraft, sich durchzusetzen!
    Das Ende von Eindaumens Geschichte war in Sicht — und es würde nicht schön sein. Vielleicht könnte sie — und der Mann? — mit ein paar Änderungen noch eine Zukunft haben.
    Gedankenversunken verschmolz Hakiem mit den Schatten von Freistatt.
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    (1) Siehe Joe Haldeman »Blutsbrüder«, in: Robert Asprin (Hg.), DER BLAUE STERN (Bastei Fantasy 20091).

Zalbar
Die Rache der Wache
    Robert Lynn Asprin
    Die Höllenhunde gehörten nunmehr zum Straßenbild von Freistatt. Wenn einer von ihnen sich auf dem Marktplatz sehen ließ, so verursachte er keine Aufregung mehr, man verbarg lediglich die geschmuggelte Ware, und die Preise stiegen. Wenn jedoch gleich zwei erschienen, so wie es heute der Fall war, verstummte das laute Treiben, und man blickte ihnen unruhig nach. Der aufmerksame Beobachter konnte jedoch bemerken, daß die beiden in ihre eigene Unterhaltung vertieft waren und nicht einmal einen beiläufigen Blick auf die Marktbuden warfen, an denen sie vorübergingen.
    »Aber er hat mich beleidigt ...«, knurrte der dunkelhäutigere der beiden.
    »Er beleidigt jeden«, gab sein Begleiter zurück. »Das ist seine Art.
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