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049 - Wenn der rote Hexer kommt

049 - Wenn der rote Hexer kommt

Titel: 049 - Wenn der rote Hexer kommt
Autoren: A.F.Morland
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Sie saßen auf schnellen, hohen Pferden, trugen Sportkleidung, sahen aus wie harmlose Polospieler. Ich wußte, daß es in der Nähe einen Poloclub gab.
    Die drei Männer verstanden hervorragend zu reiten. Sie schienen mit ihren Pferden zusammengewachsen zu sein, bildeten eine untrennbar scheinende Einheit.
    Weit beugten sie sich vor, hingen mit grimmigen Gesichtern über dem Hals der Tiere und schienen tatsächlich die Absicht zu haben, das Mädchen, das zitternd und schluchzend in meinen Armen hing, zu töten.
    Es schien ihnen durchaus nichts auszumachen, mich ebenfalls ins Jenseits zu befördern, sollte ich mich gegen sie stellen. Und genau das hatte ich vor, denn ich gehöre nicht zu der Sorte Mensch, die sich mit einem Schulterzucken abwendet, wenn jemand um Hilfe bittet.
    Sie trieben ihre Pferde an, preschten auf uns zu. Ich packte das Mädchen mit beiden Händen und schob es hinter mich. Trommelnde Hufe, hochwirbelnder Staub, hochwachsende Pferdeleiber…
    Und dann waren die Männer heran.
    Ein Pferd rammte mich zur Seite. Ich brauchte drei Schritte, um das Gleichgewicht wiederzuerlangen. Einer der Polospieler beugte sich zu meinem Schützling hinunter. Er wollte das Mädchen mit dem linken Arm schnappen und hochreißen, doch sie schlug den Arm kreischend zur Seite.
    Ich war einen Kilometer von meinem Wagen entfernt, in dessen Handschuhfach der Colt Diamondback lag. Schade, daß ich diese Kerle nicht in die Mündung meines Revolvers sehen lassen konnte.
    Damit hätte ich bestimmt großen Eindruck auf sie gemacht.
    Sie waren keine Tierfreunde, das bewiesen sie damit, wie sie die Pferde herumrissen. Wiehernd stiegen die prachtvollen Tiere hoch, und dann griffen die Reiter erneut an.
    Diesmal schwangen sie ihre langen Poloschläger. Für gewöhnlich sollten sie damit einen Ball aus Hartholz treffen und mit immer neuen Schlägen in das gegnerische Tor treiben.
    Doch diesmal sollte ein Kopf der Ball sein.
    Mein Kopf!
    Ich wich mit dem fremden Mädchen zurück, konzentrierte mich auf die Angreifer. Der erste Schläger surrte auf mich zu. Ich federte in die Hocke, blieb aber nur für den Bruchteil einer Sekunde unten.
    Dann schnellte ich wieder hoch und griff nach dem langstieligen Schläger, der mich knapp verfehlt hatte.
    Meine Finger schlossen sich um den biegsamen Stiel. Ich brauchte nicht einmal daran zu ziehen; es genügte, ihn festzuhalten. Das Pferd stampfte an mir vorbei und der Mann konnte sich nicht mehr im Sattel halten.
    Er kippte zur Seite und landete zwei Schritte von mir entfernt auf dem Boden. Da er sich bis zuletzt gegen den Sturz gewehrt hatte, hatte er offensichtlich auch die Luft während des Fallens nicht ausgestoßen. Als er nun auf dem Boden aufschlug, mußte er das Gefühl haben, es würden ihm die Lungenflügel zerreißen. Er stöhnte.
    Ich hechtete mich auf ihn, als er sich benommen aufrichtete. Mein Körper prallte gegen den seinen, wir wälzten uns im Staub. Mit den Fäusten prägte ich ihm ein, daß ich etwas vom Fighten verstand. Getroffen pendelte sein Kopf hin und her.
    Ich hörte das Kreischen des Mädchens und wußte nicht, daß es mir galt. Ich dachte, sie wäre in Bedrängnis, hielt kurz inne und schaute zurück.
    Da sah ich einen Poloschläger genau auf mich zuschwingen. Wenn er diese Richtung beibehielt, mußte er meine Stirn treffen. Wie ein Blitzstrahl durchfuhr mich diese Erkenntnis.
    Ich warf mich in Gedankenschnelle zurück, konnte den Treffer nicht verhindern, aber seine Wirkung mindern. Trotzdem ging ein Sternenregen vor meinen Augen nieder.
    Die Reiter verwandelten sich für mich in graue Schatten, bestanden nur noch aus Umrissen.
    Da war eine Silhouette schräg über mir, und ihr verlängerter Arm, der Poloschläger, erwischte mich voll. Mir verging Hören und Sehen. Ich tauchte ein in ein schwarzes Nichts, vergaß die Reiter und das Girl, das den Kerlen nun rettungslos ausgeliefert war.
    ***
    Das Mädchen hieß Hanya Bums. Als sie erkannte, daß sie wieder ohne Schutz war, schluchzte sie verzweifelt auf. Fassungslos starrte sie auf den Mann, den die Kerle mit ihren Poloschlägern zusammengeschlagen hatten. Sie hatte so sehr gehofft, daß dieser Jogger ihr helfen konnte.
    Doch nun war sie wieder auf sich allein gestellt. Rasch drehte sie sich um, hob schützend die Arme über den Kopf und rannte mitten hinein in eine dichte, federnde Buschwand. Ihr Herz hämmerte wie verrückt, in ihrem Kopf hatte nur ein einziger Gedanke Platz: Flucht!
    Würde sie es schaffen? Hanya
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