Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Quellen Des Bösen

Die Quellen Des Bösen

Titel: Die Quellen Des Bösen
Autoren: Markus Heitz
Vom Netzwerk:
erzählen?«
    Rantsila und Kalfaffel nickten gleichzeitig.
    Schon war der junge Mann mit den blauen Augen wieder weg, man hörte ausgelassenes Hundegebell und das Lachen von Jarevrån.
    »Dafür, dass er über enorme Fähigkeiten verfügt und ein echter Held ist, bleibt er erfreulich gewöhnlich«, meinte der Cerêler.
    »Er ist eben noch ein halbes Kind. Und ich würde sagen, er ist von Grund auf gut.«
    Der Bürgermeister schwieg und paffte lautstark. Hoffen wir es einmal.
    Bis heute war es ihm nicht aus dem Kopf gegangen, was sich zugetragen hatte, als er Lorin zum ersten Mal begegnet war. Die Art, wie die grüne Magie seiner Gattin Tjalpali an dem Säugling zerstoben war und wie es sie ein halbes Jahr danach beinahe das Leben gekostet hätte, als sie versucht hatte, das kranke Kind mit Hilfe der Gabe Kalisstras zu heilen, räumten seine Zweifel an Lorins ausschließlicher Güte nie ganz aus. Etwas musste an dem Jungen sein, was ganz und gar anders war und seinem eigentlichen Wesen zuwiderlief.
    Doch das Feld der Magie, um die es sich dabei zweifelsohne handelte, war zu unbestellt, zu unbekannt. So blieb Kalfaffel weiter nichts übrig, als ein wachsames Auge auf den Jungen zu haben, um die kleinste Veränderung in seinem Verhalten sofort zu bemerken. Eine Begabung, die eine Kraft zerstört, die Menschen heilt und niemandem schadet, kann nichts Gutartiges sein. Und Gnade uns Kalisstra, wenn sie sich gegen uns wenden sollte.
    »Vier Augen sehen mehr als zwei«, sagte er und griff nach einem der Bücher. »Wir wollen heute ja noch fertig werden.«
    Kontinent Ulldart,
Königreich Barkis (ehemals Tûris),
Ammtára (ehemals die Verbotene Stadt),
Frühjahr 459 n. S.
    P ashtak blinzelte nach oben und schaute hinauf zum Ende der riesigen Säule, die wie ein einzelner mahnender Finger in den blauen Himmel zeigte. Ansonsten befand sich an dieser Stelle nichts mehr, außer den abgelaufenen Bodenplatten und den kargen Resten von Grundmauern, die an abgebrochene Zahnstummel gemahnten.
    Ich wusste, dass es nicht einfach wird , seufzte er und ließ den alten Plan sinken, den er sich aus den Beständen der Bücherei mitgenommen hatte. Genau an dieser Stelle sollte sich der allererste Palast Sinureds befunden haben. Und genau hier sollte, jedenfalls nach den Aufzeichnungen des unbekannten Schreibers, eine der beiden mächtigsten Klingen des Kontinents in einem Steinsarkophag verborgen worden sein.
    Doch der Palast existierte nicht mehr; die Erbauer der Verbotenen Stadt mussten ihn im Zeitraum von mehr als vierhundert Jahren Stück für Stück abgetragen haben.
    Aber einen Sarkophag bewahrt man im Allgemeinen ja in Katakomben auf , dachte Pashtak.
    Schnell sah er sich um, ob er in diesem abgelegenen Teil der Stadt allein war. Dann machte er sich daran, zwischen den Resten des prächtigen Gebäudes nach einem Zugang zum Keller zu forschen. Er schnüffelte an jeder Ritze im Boden, ob sein Geruchsinn ihm vielleicht die abgestandene Luft einer Krypta oder Ähnliches zeigen würde. Aber es roch einfach nur nach gewöhnlicher Erde, gelegentlich ­ und sehr zu seiner Unfreude ­ auch nach dem Urin eines einfacheren Verwandten, der auf diese archaische Weise sein Gebietsrecht geltend machte.
    Nach mehr als zwei Stunden, die er vor lauter Jagdfieber so nicht empfand, wurde seine Mühe belohnt. Nahe den letzten Ausläufern des einstigen Sumpfgebietes roch es etwas anders als nach üblicher Erde. Eilig suchte er sich ein Werkzeug in Form eines alten, abgebrochenen Schwertes, und kratzte die Fugen frei. Der Geruch verstärkte sich.
    Wer sagt es denn?! Pashtak setzte die Waffe als Hebel zwischen die in Frage kommenden Platten und stemmte sich mit aller Gewalt gegen den Knauf. Die alte Klinge bog sich gefährlich und barst, als Pashtak seine letzten Kraftreserven einsetzte.
    Fluchend geriet er neben der abgebrochenen Waffe ins Straucheln, das Heft in der Hand haltend. Seine Robe riss seitlich ein. Verdammt!
    Ein Knirschen ertönte.
    Der letzte Rest Erde zwischen den Fugen rutschte plötzlich ab, die Platten bogen sich unter dem Inquisitor plötzlich durch und verkeilten sich ineinander, ehe sie in die unbekannte Tiefe rutschten.
    Pashtak wagte nicht zu atmen. Aber der stinkende Dunst, der von unten heraufströmte, kitzelte in seiner Nase. Alles Naserümpfen nutzte nichts; in einem gewaltigen Niesen entlud sich der Reiz. Fast augenblicklich tat sich die Erde auf, und er rauschte knurrend in die Schwärze.
    Hart schlug er auf dem Boden auf; die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher