Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Quellen Des Bösen

Die Quellen Des Bösen

Titel: Die Quellen Des Bösen
Autoren: Markus Heitz
Vom Netzwerk:
der große Holzzuber stand.
    Während sich Pashtak, umringt von seinen kichernden Töchtern und Söhnen, verlegen girrend auszog, bereitete seine Gefährtin das Bad vor und goss heißes Wasser in den Zuber. Dann gab sie kaltes dazu und traf dabei den Inquisitor, sodass ihm die Luft wegblieb.
    Doch sogleich lotsten ihn Shuis Hände in die Wanne und begannen eine entspannende Massage. Augenblicklich fing Pashtak an zu schnurren und gab sich mit geschlossenen Augen den wohltuenden Gefühlen hin. Die Kräuter taten ihr Übriges.
    »Ich bin den Rätseln weiter auf die Spur gekommen«, sagte er leicht guttural.
    »Den Rätseln?«, wiederholte Shui alarmiert. »Reichen dir die Morde nicht aus, die du zu klären hast?«
    »Oh, die sind so gut wie abgehakt«, meinte er leicht schläfrig. »Aber ich gehe Dingen nach, die wesentlich größer sind als nur ein paar tote Nackthäute.«
    »Sprich vor den Kindern nicht so herablassend über die Menschen«, ermahnte Shui ihn, und ihre Fingernägel bohrten sich warnend in seinen Nacken.
    »So habe ich das nicht gemeint. Ich wollte damit nur sagen, dass ich …« Er öffnete die Lider und blickte auf die Schar seiner Kinder, die sich mit aufmerksamen Gesichtern um den Zuber verteilt hatten und eine spannende Geschichte erwarteten. Ich erzähle hier geheime Dinge, und morgen weiß es ganz Ammtára, wenn ich nicht aufpasse . »Los, geht spielen, ihr kleinen Plappermäuler!«, verscheuchte er sie gespielt ernst und spritzte mit Wasser.
    Genau das war das Signal, auf das die Mehrzahl seiner Kleinen sehnsüchtig gehofft hatte. Bevor Pashtak sie ein weiteres Mal attackieren konnte, enterten drei seiner Sprösslinge quietschend vor Freude den Bottich, andere füllten die Eimer und gingen in den Angriff auf ihren Vater über.
    Shui nahm die Robe mit dem kleinen Finger auf und betrachtete sie angewidert von allen Seiten. Sie beschloss kurzerhand, sie den Flammen des Herdfeuers zu übergeben.
    Hinter ihr versank ihr Gefährte blubbernd in den Fluten. Die Kinder wurden nicht müde, ihren Vater mit kaltem Wasser zu übergießen, bis er schließlich die Flucht ergriff und den Zuber seinem Nachwuchs überließ.
    Nachdem er sich in aller Eile frische Kleider angezogen hatte, vollendete er mit großer Sorgfalt seine Arbeit an der gefälschten Botschaft, die an den Vorsitzenden der Versammlung der Wahren gerichtet war. Auch die geheime Botschaft änderte er ab, packte den Brief in die Lederhülle und machte sich auf den Weg zu Leconuc.
    »Ich bin zum Abendessen wieder zurück!« rief er und eilte hinaus.
    Wie immer genoss er seinen Weg durch die Stadt, die von pulsierendem Leben erfüllt war.
    Die Menschen aus der Umgebung wagten sich nun immer häufiger nach Ammtára, und schon allein wegen der sich verbessernden Beziehungen zu den Nackthäuten und dem aufkeimenden Vertrauen in ein nachbarschaftliches Nebeneinander beider Bevölkerungsgruppen würde er es nicht zulassen, dass von allen Geistern verlassene Tzulani die Dinge ins Gegenteil verkehrten. Die von ihm selbst abgeänderte Botschaft an Leconuc würde ihm einen Aufschluss darüber geben, wie groß die Loyalität der Verblendeten angesichts der Neuigkeiten war, die er ihnen zuspielte ­ und die Ergebenheit gegenüber dem Gebrannten Gott, für den die Tzulani diese rücksichtslosen Morde begingen.
    Ein grelles Blinken stach ihm in die lichtempfindlichen Pupillen. Knurrend hielt er die Hand vor die Augen. Die polierte Granitkugel, die oben auf der achteckigen Säulenkonstruktion zu Ehren des Gebrannten Gottes errichtet worden war, reflektierte den Schein der Sonnen gleißender, als es Spiegel imstande waren. Höchstens Diamanten oder geschliffene Kristalle konnten damit konkurrieren.
    Wir werden alle erblinden, wenn der Sommer kommt, schätzte der Inquisitor und schritt weiter voran, das Versammlungsgebäude fest im Blick. Er trat ein und durchschritt rasch die untersten Räumlichkeiten, um zügig zum Vorsitzenden zu gelangen.
    Leconuc schaute neugierig auf, als der unerwartete Gast in sein Arbeitszimmer stürmte.
    Pashtak achtete auf die kleinste Regung im Gesicht des Tzulani, der sich jedoch über die Anwesenheit des Inquisitors zu freuen schien. »Sag nichts … Du willst mir die Ergebnisse deiner lang währenden Ermittlungen mitteilen?« Der Mann lehnte sich zurück und deutete auf den Sessel. »Es wird nämlich allmählich Zeit. Spätestens seit den Ereignissen in der Bibliothek dürfte es klar sein, in welche Gefahr dich deine Tätigkeit
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher