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Die Puppe: Psychothriller (German Edition)

Die Puppe: Psychothriller (German Edition)

Titel: Die Puppe: Psychothriller (German Edition)
Autoren: Mo Hayder
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stellt den Motor ab. Vor ihnen ist ein Zaunübertritt – bemoost und fast unsichtbar unter den Dornenranken, die ihn überwuchern. Im Wald ist es still; man hört nur Krähen in der Ferne krächzen.
    »Okay«, sagt Caffery und sieht sich um. »Sie wollen mich für sich allein haben, wahrscheinlich um mir noch einmal zu erklären, warum Sie es nicht tun. Denn es gibt nur eine andere Möglichkeit, weshalb man ungestört sein möchte, und in Anbetracht der Atmosphäre steht das ganz sicher nicht in den Karten.«
    Sie beachtet ihn nicht. Sie stößt die Tür auf, steigt aus und geht nach hinten. Er dreht sich nicht um, denn er kann sie im Spiegel sehen. Mit starrem Gesicht öffnet sie den Kofferraum, nimmt etwas heraus und kommt auf seine Seite des Wagens. Dort bleibt sie stehen und lässt den Gegenstand fallen.
    Er öffnet die Wagentür und schaut hinunter. Es ist eine riesige Sporttasche – blau-weiß mit einem Logo.
    »Eine Partie Tennis?«
    Sie schaut ihn mit schmalen Augen an. Hängt sich einen GPS -Empfänger um den Hals, wirft die Tasche über die Schulter und marschiert auf den Zaunübertritt zu. Sie trägt schwarze Wanderstiefel und bricht durch das Dornengestrüpp, als wäre es nicht vorhanden. Caffery trägt Büroschuhe und seinen Anzug, aber er hat seine Triclimate-Jacke auf dem Rücksitz. Er schnappt sie sich und springt aus dem Wagen, um ihr zu folgen, bevor er sie aus den Augen verliert.
    In die Wildnis
    AJ LeGrande sitzt auf dem Boden im Eingang des Baumskeletts und starrt an, was er in den Händen hält. Stewart steht neben ihm, aufmerksam, aber unsicher. Immer wieder hebt er den Kopf und sieht AJ an, als brauche er die Bestätigung, dass alles in Ordnung ist.
    »Ich weiß es doch nicht, oder?«, sagt AJ. »Du bist derjenige, der herkommen wollte.«
    In dem Baumstumpf, hinter der Luke, war ein kleiner, mit Federn ausgepolsterter Hohlraum. Darin lagen die beiden Puppen, die er jetzt in den Händen hält. Wenn Isaac Handel sie nicht gemacht hat, gibt es jemanden, der sehr gut darin ist, seine Arbeit nachzuahmen, denn sie tragen von oben bis unten seinen Stempel. Sie riechen sogar nach ihm. AJ dreht sie hin und her und betrachtet sie im fahlen weißen Licht, das zwischen den Ästen herunterdringt.
    Sie sind aus Stofffetzen, zusammengedrehter Folie und Flaschenverschlüssen angefertigt – und nicht ganz so hässlich wie ein paar andere, die Isaac gemacht hat. Isaac hat nie davor zurückgescheut, das Geschlecht seiner Puppen darzustellen – im Gegenteil, er hat es übermäßig deutlich gezeigt –, und hier ist eine weibliche und eine männliche Puppe. Sie umarmen einander, aber es ist keine sexuelle, sondern eine zärtliche Umarmung. AJ ist nicht sicher, wie es Isaac gelungen ist, dieses Gefühl von liebevoller Zuneigung zwischen ihnen hervorzurufen. Er versucht, sie voneinander zu lösen, aber das dauert eine Weile. Er muss seinen Schlüssel benutzen, um den Baumwollfaden zu durchtrennen, mit dem sie aneinandergenäht sind.
    Er erkennt die männliche Puppe: Er ist es selbst, AJ.
    »Okay«, sagt er verdattert. Er lässt die Puppe sinken und zieht sich trotz der Kälte die Jacke aus. Er breitet sie auf dem nassen Boden aus, kniet sich davor und bettet die Puppe auf die Jacke.
    Die Haare sind aus Wollfäden, und das T-Shirt ist aus einem Stück von dem Hawaiihemd, das Patience immer als Gefahr für Menschen mit Geschmack bezeichnet hat. Die weibliche Puppe sagt ihm nichts. Ihr Haar ist aus leuchtend roter Wolle, und ihr Kleid ist mit fliederfarbenen Blütenrispen bedruckt. Winzige Reifen aus zusammengedrehtem Draht bedecken ihre Arme.
    »Isaac, alter Junge«, flüstert AJ. »Isaac? Was hat das zu bedeuten?«
    Er hebt den Kopf, lässt den Blick über die Lichtung wandern und überlegt, was Isaac hier gesucht haben mag. Von diesem Ort hat er jahrelang geträumt – und er ist nur ein paar Meilen weit von zu Hause entfernt. Ein Schreck durchzuckt ihn, als er sieht, dass er nicht allein ist. Vor den Bäumen, ungefähr vier Meter weit entfernt, steht eine Frau und beobachtet ihn stumm.
    »Mein Gott.« Hastig steht er auf. »Ich habe Sie nicht gesehen.«
    Sie lächelt. Zierlich ist sie und hübsch, und auf dem Kopf trägt sie einen adretten Elfenhelm aus leuchtend rotem Haar. Sie hat Gummistiefel und einen Dufflecoat an, und darunter schaut ein geblümtes Kleid hervor. Stewart trabt sofort zu ihr hinüber, als wüsste er, wer sie ist. Zu ihren Füßen setzt er sich hin, und sie bückt sich und krault ihn hinter
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