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Die Puppe: Psychothriller (German Edition)

Die Puppe: Psychothriller (German Edition)

Titel: Die Puppe: Psychothriller (German Edition)
Autoren: Mo Hayder
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den Ohren. »Bist du Stewart?«, fragt sie ihn. »Ja? Du bist ein Hübscher.«
    »Stewart«, sagt AJ warnend. »Stewart …?« Er möchte den Hund zurückrufen, wie er ihn vor allen Fremden warnt, aber die Frau wirkt nicht gefährlich. Im Gegenteil, sie ist so sanft zu Stewart, dass er sich auf den Rücken legt wie ein verschmuster Welpe, damit sie ihm den Bauch kraulen kann.
    »Hey, das hast du gern!« Sie geht in die Hocke und streichelt ihm kräftig den Bauch. Stewarts Ohren klappen nach hinten, und er dreht in Hundeekstase den Kopf hin und her. »Du kriegst ja gar nicht genug«, lacht die Frau. »Meine alte Suki hätte sich sofort in dich verliebt.«
    AJ steht langsam auf. Er runzelt die Stirn. »Sie kennen meinen Hund?«
    Sie schüttelt den Kopf und krault Stewart weiter den Bauch. Der Hund zappelt begeistert mit den Beinen.
    »Ich habe gefragt, ob Sie meinen Hund kennen. Sie wissen, wie er heißt.«
    »Ja, ich weiß, wie er heißt. Und er ist genauso hübsch, wie ich es erwartet habe.«
    »Wie Sie es erwartet haben?«
    Sie lässt Stewart in Ruhe und schaut zu AJ auf. Sie muss ungefähr in seinem Alter sein, aber ihre Haut ist glatt und rein wie Sahne, und die Farbe ihrer Augen ist ein schlammiges Grün. »Das sagte ich doch.«
    »Wollen Sie mir das nicht erklären?«
    »Darum bin ich hier, AJ.«
    Er starrt sie an. »Wie bitte? Sagen Sie das noch mal.«
    Sie lächelt. »Darum bin ich hier, AJ.«
    »Okay, hören Sie jetzt auf. Das ist doch kein Zufall.«
    »Nein. Ist es nicht.« Sie zeigt auf seine Jacke auf dem Boden. »Sehen Sie sich die Puppen an.«
    Er schaut hinunter und sieht die roten Wollfäden auf dem Kopf der einen Puppe. Das Kleid, das sie trägt, sieht aus wie das der Frau. Ein pastellfarbenes Blumenmuster.
    »Ich bin Penny, und Sie kennen mich nicht. Aber ich weiß, wer Sie sind. Sie waren Isaacs Freund in der Klinik.«
    »Wer sind Sie?«
    »Ich sage doch, ich bin Penny. Ich bin ein Hippie.«
    »Ja – so sehen Sie aus.«
    »Sie sind auch nicht gerade David Beckham. Hat man Ihnen das schon mal gesagt?«
    »Nicht so deutlich, nein. Woher kennen Sie Isaac?«
    Sie lächelt. »Ich bin seine Mutter. Nein – nicht seine Mutter, natürlich bin ich nicht wirklich seine Mutter. Ich bin seine Traummutter. Ich bin die, die er sich als Mutter gewünscht hat. Wissen Sie, was seine richtige Mutter unter anderem mit ihm gemacht hat?«
    »Ja.«
    »Na ja, wahrscheinlich wissen Sie nicht alles. Das wollen Sie aber auch nicht wissen. Ich wusste es bis letzte Woche auch nicht – ich habe ihn nicht verstanden. Ich dachte, er hasst mich. Das war Isaacs Problem. Alle sind vor ihm weggelaufen.«
    »Ich bin nicht weggelaufen. Oder?«
    »Nein, Sie nicht. Und deshalb hat er Sie geliebt. Er hat Sie wirklich geliebt. Wenn ich im Traum seine Mutter war, dann waren Sie sein Vater. Wussten Sie das?«
    AJ starrt sie an. Er ist sprachlos. Er möchte ihr widersprechen, möchte ihr sagen, dass sie verrückt ist und dass er sich mit Verrückten schon von Berufs wegen auskennt. Aber dann fällt sein Blick auf die Puppen, und ihm kommt der Gedanke, dass eine unsichtbare Hand ihn geleitet haben könnte. Lange Zeit hat er gedacht, er habe sich verirrt, doch vielleicht war das alles ein Teil seines Weges. Seiner Bestimmung.
    Ein Feuer in der Ferne
    Der Wald ist dicht und trieft noch von dem Regen, der gefallen ist. Cafferys Schuhe sind nass, und an seinen Hosenbeinen klebt Lehm und Mulch. Flea kümmert sich nicht darum, ob er ihr folgt; sie bleibt nur ab und zu stehen und wirft einen Blick auf ihr GPS -Gerät. Es geht immer weiter bergauf, bis sie auf dem Kamm einer Anhöhe sind. Rechts von ihnen fällt das Gelände ab, und der dichte Wald gibt zwischen seinen Ästen den Blick auf den Himmel frei. Caffery sieht Teile des Ackerlandes ringsum, aber keine Ortschaft, kein Haus, keine Strommasten, überhaupt kein Anzeichen von Zivilisation.
    Flea verlässt den Pfad und stapft krachend durch ein unwegsames Gestrüpp aus Dornen und Zweigen. Seine Hose wird in Fetzen gehen, doch er folgt ihr. Nach zehn Metern bleibt sie stehen und dreht sich um. Sie lässt die Sporttasche fallen, bückt sich und zieht den Reißverschluss an der Seitentasche auf. Dann holt sie zwei Paar Einmalhandschuhe und zwei Paar Galoschen heraus, wie man sie von der Spurensicherung bekommt, wenn man an einem Tatort herumlaufen muss.
    »Wissen Sie, wo wir sind?«
    »Das soll wohl ein Witz sein.« Caffery lacht mürrisch. »Das ist doch ein Blindekuhspiel. Seit einer Stunde
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