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Die Puppe: Psychothriller (German Edition)

Die Puppe: Psychothriller (German Edition)

Titel: Die Puppe: Psychothriller (German Edition)
Autoren: Mo Hayder
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durch den nächsten Spalt zu kommen, und hier gewöhnen sich seine Augen nicht mehr an die Dunkelheit. Er braucht das Handy. Als er die Lampe eingeschaltet hat, sieht er sich um.
    Sie sind in einem zweiten hohlen Stamm, einer weiteren Kammer in diesem Baumskelett. Das Licht fällt auf einen seltsamen Baumstumpf in der Mitte. Er ist nicht hier gewachsen. Jemand hat ihn hingestellt – genau in die Mitte, beinahe symbolhaft. AJ will sich darauf zubewegen, als er sieht, dass ein Draht ihm den Weg versperrt.
    »Ah.« Er bleibt sofort stehen. »Das ist ja interessant.«
    Er leuchtet an dem Draht entlang. Es ist ein fester Draht mit relativ großem Durchmesser. Er beginnt an einem Ringbolzen, der in der Innenwand des Baums steckt, und reicht durch die Höhle bis zu dem Baumstumpf. AJ geht näher heran und sieht, dass das andere Ende an etwas hängt, das – wenn er nicht unter totalem Realitätsverlust leidet – aussieht wie eine kleine Tür, die mit einer Stichsäge aus dem Stumpf geschnitten worden ist.
    Sein Traum. Alice im Wunderland. Ein Loch, in das er fallen kann. Ein Loch, das in den Himmel führt.
    Stewart winselt leise und unruhig. Er kommt und setzt sich neben AJ, und sein Blick huscht nervös herauf. Wachsam wedelt er mit dem Schwanz.
    AJ legt den Zeigefinger auf den Draht und krümmt ihn, sodass er die Luke mit einer kurzen Bewegung aufziehen kann. »Was meinst du, hm, Stewart? Ist das ein Ja? Oder ein Nein?«
    Stewart öffnet die Schnauze und lässt die Zunge heraushängen.
    »Das ist ein Ja.«
    Er zieht.
    MCIT
    Isaac Handel ist an einer Verletzung der Leber gestorben, wo das Teppichmesser eingedrungen ist. Er hat im Flur vor dem Absonderungsraum niemanden darauf aufmerksam gemacht, und die Polizisten haben es nicht bemerkt. Das Blut, das überall war, hat man mit dem Schlag auf die Nase erklärt, den er bei dem Handgemenge abgekriegt hat. So oft sie die Videoaufnahmen aus der Zelle auch abspielen, niemand kann genau sehen, wie er sich die Verletzung zugezogen hat.
    Melanie besteht darauf, er habe sie sich selbst zugefügt. Ihre Fingerabdrücke sind auf dem Messer, aber sie behauptet, das sei bei der Rangelei passiert, und sie habe mit Isaacs Tod nichts zu tun.
    Das ist jedoch der Teil, auf den Caffery sich keinen Reim machen kann, denn er ist ziemlich sicher, dass Isaac etwas anderes vorhatte. So plagt ihn das Gefühl, dass er etwas übersehen und sich nicht darum gekümmert hat. Die Zange und der Draht, die er bei Wickes gekauft hat und die nicht wieder aufgetaucht sind? Was hat er damit vorgehabt? Ein Draht. Wozu? Als Auslöser für eine selbstgebastelte Bombe wie bei seinen Eltern? Und wenn – wo ist sie? Wenn er Zeit hat, wird er Penny Pilson anrufen und hören, was sie dazu sagt. Hat Isaac den Stolperdraht für die Polizei gespannt, oder wollte er wirklich die Leichen seiner Eltern anzünden, ohne dabei zu sein? Er wird ihr auch erklären, dass er jetzt weiß, was sie gemeint hat, als sie sagte … Es ist nicht so, wie es aussieht .
    Aber vorläufig hat er genug mit Melanie Arrow zu tun, mit der langen, ungeordneten Kette von Täuschungen und Unwahrheiten, die sie hinter sich herzieht.
    Isaacs Puppe, die sie darstellt – mit glänzendem Gesicht und leicht katzenartigen Augen –, wird ihrer wahren Abscheulichkeit nicht gerecht. Er kann sich nicht erinnern, wann er das letzte Mal so viel Verachtung für jemanden empfunden hat. Sie bleibt auch in der Untersuchungshaft in der Trinity Road bei ihrer Darstellung. Sie lügt und lügt. Als die Spurensicherung mit harten Beweisen für ihre Taten zurückkommt – ihre DNA auf einem Stift in Zeldas Zimmer, Zeldas DNA auf der Bestrahlungsmaske ihres Vaters –, wechselt sie die Taktik: Sie gibt zu, was man ihr vorwirft, schützt aber Unzurechnungsfähigkeit vor. Die Schuld gibt sie dem System, ihrer Kindheit, ihrem Ehemann – sogar Caffery. Als sie bei einer Vernehmung die oberen Knöpfe ihrer Bluse öffnet – so geschickt, dass es außer ihm niemand der Anwesenden merkt –, fordert er den Vernehmungspolizisten auf, die Aufzeichnungen abzuschalten, weil er gehen wird. Sollen sie ohne ihn weitermachen. Er will Melanies Gesicht nie wiedersehen.
    Der Superintendent ist ihm weitgehend vom Hals geblieben, aber jetzt, nachdem der Beechway-Fall sich auf Vernehmungen, Zeugenaussagen, Abschlussbesprechungen und Kontakte mit der Staatsanwaltschaft reduziert hat, will er doch wissen, was Caffery mit den Teams vorhat, die da draußen bei der Reha-Klinik Farleigh Park in
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