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Die Puppe: Psychothriller (German Edition)

Die Puppe: Psychothriller (German Edition)

Titel: Die Puppe: Psychothriller (German Edition)
Autoren: Mo Hayder
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der Kälte unterwegs sind. Sie brauchen noch einen oder zwei Tage, bis das Gebiet abgesucht ist, und die Arbeitsstunden, die bei diesem Einsatz anfallen, gehen ins Astronomische. Cafferys Zeit ist beinahe um. Nächste Woche wird der Fall zu einem der Detective Sergeants heruntergestuft. Er hat seit drei Tagen keine Gelegenheit gehabt, das Suchgelände zu betreten, und das ist ihm recht. Er wird sich nicht noch einmal mit Flea Marley befassen, ganz gleich, was er in den letzten achtzehn Monaten für sie empfunden hat. Sie hat ihre größte Chance verpasst, Mistys Verschwinden in Ordnung zu bringen, sie hat alle seine Bemühungen und komplizierten Planungen in den Wind geschlagen. Er weiß nicht, ob er ihr das jemals verzeihen wird. Irgendwann wird er entscheiden, wie er es anstellen wird, Jacqui Kitson zu geben, was sie haben möchte, aber dazu muss er noch einmal ganz von vorn anfangen. Unterdessen starrt Misty ihn von der Wand herüber an. Mit dieser unaufhörlichen, unausgesprochenen Enttäuschung im Blick.
    Genug ist genug. In den letzten sechsundsiebzig Stunden hat er von Vier-Stunden-Schlaf und Kaffee gelebt. Er schaltet den Computer aus, nimmt seine Jacke und geht zur Tür. Als er über den Parkplatz zu seinem Mondeo geht, sieht er einen kleinen Renault neben der Schranke. Als er näher kommt, erkennt er, dass Flea Marley am Steuer sitzt. Das Fenster ist offen, und sie beobachtet ihn.
    Zögernd wirft er einen Blick nach rechts und nach links und fragt sich, ob er verschwinden oder eine Ablenkung finden kann, sodass er nicht mit ihr sprechen muss. Aber schließlich geht er resigniert auf ihren Wagen zu.
    »Ja? Was gibt’s?«
    Sie antwortet nicht. Sie trägt ihre dienstliche schwarze Combat-Kleidung und ein Polohemd. Ihr Haar steckt unter der Mütze, und sie ist ungeschminkt. Nach den langen Tagen der fruchtlosen Suche rings um die Klinik hat sie eine matte Wintersonnenbräune.
    »Jack, wir müssen miteinander reden.«
    »Nicht schon wieder.«
    »Kommen Sie mit?«
    »Was denn – noch so eine Mystery Tour , die nirgendwo hinführt?«
    »Geben Sie mir eine Chance.«
    Er sieht sich noch einmal auf dem Parkplatz um und hofft halb, einen Grund zum Neinsagen zu finden. Aber da ist keiner. Er steckt seinen Schlüssel ein, geht um den Wagen herum zur Beifahrertür, wirft seine Jacke auf den Rücksitz und steigt ein. Der Wagen ist aufgeräumt. Ihre Ausrüstung liegt hinten, in einem Dock steckt ein iPod, aber Musik läuft keine. Er schnallt sich an. »Wo fahren wir hin?«
    Sie startet den Motor, fährt durch die Sicherheitsschranke und weiter Richtung Autobahn. Flea sieht so zielstrebig aus, dass Caffery den Mund hält. Wenn sie in ihrer Wut über eine Klippe fahren will – er ist so müde, dass er nicht weiß, ob er sie daran hindern wird. Er greift nicht mal in die Tasche nach seiner E-Zigarette. Kämpfen ist etwas für Leute, die etwas zu gewinnen haben.
    Auf der M4 kommt hinter ihnen die Sonne heraus. Im Rückspiegel sieht er die Wolken, die im Westen hängen bleiben, turmhoch aufgestapelt – als hätten sie aufgegeben, den kleinen Clio zu verfolgen, und sähen jetzt nur noch zu, wie er entkommt. Flea nimmt die Ausfahrt auf die A46 und fährt nach Süden in Richtung Bath. Anfangs nimmt Caffery an, sie will mit ihm zu sich nach Hause fahren, aber das tut sie nicht. Sie segelt an der Ausfahrt vorbei und fährt auf der Umgehungsstraße in Richtung Chippenham. Dann biegt sie plötzlich einmal links, einmal rechts ab, und sie sind in einem Gewirr von kleinen Landstraßen, in dem er sich nicht auskennt.
    Er fischt sein Smartphone aus der Tasche und versucht, damit ihren Weg zu verfolgen. Mit der freien Hand stützt er sich am Fensterrahmen ab, als sie den Clio durch die Kurven treibt. Fahren sie zur Klinik? Wenn ja, ist es ein Weg, der ihm neu ist. Aber Flea kennt die Gegend gut; sie ist hier aufgewachsen. Caffery lebt erst seit drei Jahren hier, und er ist ratlos. Das GPS -Signal kommt und geht und kann kaum Schritt halten. Schließlich gibt er auf und sitzt einfach stumm da mit dem Telefon auf dem Knie.
    Nach einer Viertelstunde verlässt sie die Straße und fährt auf einem zerfurchten, regennassen Feldweg in einen Wald hinein. Der Weg wird so selten benutzt, dass die Bäume sich tief über den Wagen beugen. Äste kratzen über das Dach, und braune Herbstblätter bleiben auf der Windschutzscheibe kleben, als sie über den unebenen Boden holpern.
    Nach ungefähr hundert Metern ist der Weg zu Ende. Flea hält an und
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