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Die Prophezeiung des Adlers

Die Prophezeiung des Adlers

Titel: Die Prophezeiung des Adlers
Autoren: Simon Scarrow
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Fracht von Verwundeten entladen hatte, wurde das Schiff vom Kai abgestoßen und langsam ins Hafenbecken des Marinehafens gerudert, wo es vor Anker ging. Dann waren die anderen Schiffe an der Reihe, und die erschöpften Marineinfanteristen und Matrosen gingen von Bord und stapften über den Exerzierplatz zur Kaserne. Sie freuten sich auf eine warme Mahlzeit und die Entspannung im Badehaus. Wer Familie hatte, hatte es eilig, Bescheid zu geben, dass mit ihm alles in Ordnung war, aber bis die Ausrüstung gereinigt und ordentlich weggeräumt war, gestatteten die Offiziere keinem, den Stützpunkt zu verlassen.
    Als Letzte gingen die Gefangenen an Land: Lange Reihen zusammengeketteter Männer, Frauen und Kinder. Sie wurden aus den dunklen, stinkenden Frachträumen der Kriegsschiffe nach oben geführt und über die Laufplanken in eines der Lagerhäuser getrieben, das als improvisiertes Gefängnis diente. Dort würden die Beauftragten der Sklavenhändler die Ware in Augenschein nehmen und sich überlegen, wie viel sie in der Auktion, die wenige Tage später folgen sollte, für die besten Exemplare bieten würden. Der Erlös der Versteigerung würde zusammen mit der Beute aus der Festung der Piraten einige Männer, überwiegend Offiziere, wohlhabend machen. Andere würden ihren Anteil des Erlöses für den Ruhestand sparen oder ihre Beteiligung im Beerdigungsverein erhöhen. Viele Männer konnten es kaum erwarten, ein kleines Vermögen für Alkohol und Huren auszugeben, sobald sie die Erlaubnis erhielten, den Stützpunkt zu verlassen.
    Macro und Cato sahen zu, wie der letzte Gefangene von Bord geschafft wurde. Am Ende der Reihe schmutziger, in Ketten gelegter Männer ging Ajax, der um eine stolze, herausfordernde Haltung kämpfte, während er einer harten und ungewissen Zukunft entgegengeführt wurde. Er hatte keinerlei Gefühlsregung gezeigt, als sein Vater und die überlebenden Trierarchen der Piratenflotte gekreuzigt worden waren; man hatte ihnen Nägel durch Handgelenke und Fußknöchel getrieben, sie zusätzlich an den Holzkreuzen festgebunden und diese dann entlang der Landspitze gegenüber der Festung aufgestellt. Auf der anderen Seite der Bucht waren große Rauchwolken aufgestiegen, als die Marineinfanteristen die verwüsteten Ruinen der Festung in Brand gesteckt hatten.
    Während die römische Flotte aus der Bucht herausgerudert war, war Cato kurze Zeit an der Heckreling seines Schiffs stehen geblieben und hatte auf die Schmerzensschreie der Gekreuzigten auf der Landspitze und auf das dumpfe Brüllen der Flammen gelauscht. Dann hatte er sich mit einem elenden Gefühl in der Magengrube abgewandt und sich kein einziges Mal mehr umgedreht.
    Als Ajax an Land ging, begegnete er dem Blick der beiden Centurionen und zögerte einen Augenblick, sodass Cato in Versuchung war, ihm ein paar tröstende Worte zu sagen. Dann stieß ihn der Marineinfanterist am Ende der taumelnden Kolonne vorwärts, und Ajax stolperte hinter den anderen Gefangenen her.
    »Jetzt hab mal kein Mitleid mit ihm«, sagte Macro freundlich. »Er ist ein Pirat. Er wusste, wie es läuft.«
    »Ich habe kein Mitleid mit ihm.«
    Macro lächelte. Er kannte seinen Freund gut genug, um es besser zu wissen. »Wenn du es sagst. Vergiss nicht: Wenn es andersherum gelaufen wäre, hätte er bestimmt keine Gnade gekannt.«
    »Ich weiß.«
    »Außerdem wird er schon zurechtkommen. Er hat das Zeug zu einem guten Leibwächter oder vielleicht sogar Gladiator. Mach dir um ihn keine Sorgen.«
    »Tu ich ja nicht«, erklärte Cato fest und wandte sich Macro zu. »Über dich mache ich mir Gedanken. Bist du dir sicher, dass du dir das aufhalsen willst? Du weißt, dass es ihr das Herz brechen wird.«
    Macro nickte. »Vespasian hat mir gestattet, ein paar Tage hierzubleiben. Ich folge dir nach Rom, wenn sie sich beruhigt hat. Wann brichst du auf?«
    »SobaldderPräfektdasKommandoübergebenhat.ErerteiltDecimusgeradedenBefehl,RufiusPolloundunserenFreundAnobarbusaufzuspürenundfestzunehmen.«
    »Anobarbus?«
    »Anscheinend haben er und Pollo für die Liberatoren gearbeitet. Anobarbus hat versucht, mit den Piraten über die Schriftrollen handelseinig zu werden. Als ich hier war, um den Rest der Flotte zu holen, habe ich den Befehl hinterlassen, die beiden festzunehmen. Sie sind wohl rechtzeitig gewarnt worden und konnten fliehen. Nun, wie auch immer, sobald Vespasian fertig ist, brechen wir auf. Die Pferde sind bereits gesattelt.«
    »Und die Schriftrollen?«
    Cato lächelte. »Die
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