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Die Prophezeiung der Nonne: Roman (German Edition)

Die Prophezeiung der Nonne: Roman (German Edition)

Titel: Die Prophezeiung der Nonne: Roman (German Edition)
Autoren: Nancy Bilyeau
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Beratung, die sehr hitzig verlaufen zu sein schien, stürmte der König mit hochrotem Gesicht aus dem Zimmer und hinkte zu seinem Pferd.
    Ich blickte ihm nach, als er wütend und übellaunig davonritt. Doch er war am Leben.
    Ich gab Catherine Brandon ihren Umhang zurück und sagte Catherine Howard Lebewohl. Sie war so erschüttert von dem unglücklichen ersten Zusammentreffen des Königs mit seiner zukünftigen Frau, dass sie mein vorheriges seltsames Verhalten vollkommen vergessen hatte.
    Einer jedoch hatte es nicht vergessen. Nachdem der Tumult sich gelegt hatte, traf ich Hantaras, der im Schatten der Bärenarena neben dem Bischofspalast stand.
    Mit finsterem Blick schaute er mir entgegen, als ich auf ihn zutrat und ihm den Kelch bot. Kurz bevor ich ihn erreichte, goss ich den vergifteten Wein auf die Straße. Hinter der hohen Holzwand brüllte der Bär.
    »Wenn Ihr nicht wollt, dass Mitglieder der Familie Howard in ein frühes Grab sinken«, sagte ich, »solltet Ihr den an Euch nehmen. Habt Ihr einen Ersatz, den man den Howards zurückgeben kann?«
    »Natürlich«, antwortete er.
    »Ist Eure Geliebte tot?«, fragte ich.
    »So tief war die Wunde nicht.« Er schien sich keine sonderlichen Sorgen zu machen. »Sie wird sich bald erholen.«
    »Dies war meine Bestimmung, und ich habe sie erfüllt«, sagte ich. »Nostradamus hat es mir bestätigt. Der König sollte nicht getötet werden. Dieses Gift, das der Rat der Zehn Euch gemischt hat, bewirkt in kleiner Menge genossen Mannesschwäche und allgemeine Übellaunigkeit. Der König hat davon getrunken. Es wird keinen zweiten Sohn geben. Und eines Tages, wenn der König tot ist und Prinz Eduard ebenfalls, wird Lady Maria den Thron besteigen, und der wahre Glaube wird wiederhergestellt werden. Das wollten wir doch alle, nicht wahr? Zu diesem Zweck wurde ich doch in Dienst genommen und abgerichtet?«
    Er sagte nichts.
    »Richtet also Botschafter Chapuys aus, dass es vorbei ist«, sagte ich und wandte mich ab.
    Ich ließ die Bärenarena und den Bischofspalast hinter mir und begab mich zur Watling Street, die mich nach Hause führen würde.

Kapitel 52
    Noch bevor mit der Errichtung des königlichen Landsitzes auf dem Grund von Kloster Dartford begonnen wurde, hatten die Erbauer die Gräber verlegt, die zum Kloster gehörten. Es war eine vordringliche Aufgabe. Priorinnen, Nonnen und Ordensbrüder wurden im Allgemeinen dort beerdigt, wo sie gelebt hatten. Doch man konnte nicht einen Bau einreißen und dann einen neuen auf den Gräbern errichten. Das hätte dem König Unglück bringen können.
    Der neue Friedhof war auf der anderen Seite der Straße zum ehemaligen Kloster gelegen. Die Toten blickten auf die lange Steinmauer und das lichte Wäldchen und mussten nichts wissen von dem herrschaftlichen neuen Gebäude. Hier ruhten die Priorin Elizabeth Croessner, die mich in Dartford empfangen hatte, unsere Tapisseriemeisterin Schwester Helen, der brillante Bruder Richard und Dutzende anderer. Hier ruhte auch mein Vater, Sir Richard Stafford, der das Kloster kurz vor seinem Ende erreichte und dort starb. Ich hatte meinen Vater für immer in meiner Nähe wissen wollen.
    Und auf diesem Friedhof hatte Geoffrey Scovill seine Frau und seine Tochter zur Ruhe gebettet.
    Ich suchte diese Gedenkstätte gleich am ersten Tag meiner Heimkehr auf. Mein Haus war seltsam unverändert. Damals auf dem Schiff hatte ich geglaubt, dass ich nach all dem, was ich erleben würde, unmöglich dieselbe bleiben könnte. Doch ich fand meine Umgebung weder tröstlich noch fremd, als ich in das Haus in der High Street zurückkehrte. Jacquard Rolin hatte dafür gesorgt, dass die Miete für sechs Monate im Voraus bezahlt wurde, als wir Dartford verließen. Man müsse sich immer mehrere Wege offenhalten, hatte er mir erklärt.
    Sollte ich Arthur zu mir holen, damit ich ihn großziehen konnte, wie ich es meinem Vater versprochen hatte? Ich war nicht mehr sicher, ob ich geeignet war, ein Kind in meine Obhut zunehmen. Zwar hatte ich Standhaftigkeit bewiesen, ich hatte die Kraft gefunden, zu tun, was meiner Überzeugung nach recht und gerecht war. Doch wenn ich an die vielen Fehler dachte, die ich auf dem Weg zu diesem Tag begangen hatte, an all die Leben, die zugrunde gerichtet und ausgelöscht worden waren, konnte ich die Scham und die Trauer darüber kaum ertragen.
    Doch wie sah meine Zukunft aus? Ich setzte mich an meinen Webstuhl und starrte auf die nahezu vollendete Tapisserie. Ein mächtiger Vogel mit grünem und
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