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Die Priesterin von Avalon

Die Priesterin von Avalon

Titel: Die Priesterin von Avalon
Autoren: Marion Zimmer Bradley , Diana L. Paxson
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stützte mich auf Cunoardas Arm, täuschte eine Sicherheit vor, die ich eigentlich nicht empfand, und setzte meinen Fuß auf den Pfad.

    »Nein, Ehrenwerte - ihr geht zurück zu den Häusern der rasierten Köpfe.« Der Häuptling des Dorfes berührte seine Stirn, um eine Tonsur anzudeuten. »Hier ist kein Platz für euch.«
    Die kleinen dunklen Menschen des Dorfes flüsterten hinter ihm und beäugten uns nervös. An diesem Abend war der Hügel, auf dem sich die runden Hütten drängten, von Fackeln erleuchtet, deren rote, flackernde Flammen so aussahen, als wären sie von der untergehenden Sonne entzündet worden. Wären wir etwas später gekommen, hätten sie uns für Geister gehalten und uns den Zutritt gänzlich verwehrt.
    Das war ein Problem, mit dem ich nicht gerechnet hatte. Ich schaute den Mann stirnrunzelnd an. Ich hätte den Halbmond auf meiner Stirn mit Waid erneuern sollen, dachte ich, wie die älteren Priesterinnen es an Festtagen zu tun pflegten. Wie konnte ich ihn überreden, die Kunde von meiner Ankunft nach Avalon zu schicken?
    »Erinnert sich dein Volk an eine Tochter des Sonnenvolks, die vor langer Zeit hierher gebracht wurde, um als Priesterin ausgebildet zu werden? Ein Junge namens Otter hat ihr einen Feenhund geschenkt. Lebt der Junge noch?«
    Ein Raunen entstand in der Menge, und eine Frau, die so alt wirkte wie ich, schob sich nach vorn. »Otter ist mein Vater - er hat die Geschichte immer erzählt. Eine Prinzessin vom großen Volk, hat er gesagt.« Sie schaute mich staunend an.
    »Ich war das kleine Mädchen, und ich wurde auf der heiligen Insel Priesterin. Aber das ist lange her. Wollt ihr der Herrin von Avalon Kunde senden, dass Eilan zurückgekehrt ist?«
    »Wenn du eine Priesterin bist, kannst du die Nebel rufen und hingehen.« Der Häuptling wirkte noch immer argwöhnisch.
    »Ich bin lange nicht da gewesen und darf nicht ohne Erlaubnis der Herrin zurückkehren«, antwortete ich ihm und erinnerte mich daran, wie Ganeda meine Bindung an die heilige Insel durchtrennt hatte, als sie mich verbannte. »Ihr werdet reich belohnt, bitte!«
    Er lachte verächtlich. »Wir dienen Avalon nicht für Gold. Ich rufe die Herrin, aber heute Abend halten sie Zeremonien ab. Sie kann nicht vor morgen kommen.«

    In meinen Träumen kam Ganeda zu mir, zusammen mit Cigfolla und Wren und den anderen Priesterinnen - und Aelia, die ich geliebt hatte. Ich wusste, es musste ein Traum sein, denn Ganeda lächelte und hatte den Arm um die Hüfte einer anderen Frau mit dunklem Haar gelegt, die ich als Rian, meine Mutter, erkannte, ohne zu wissen, woran. Sie trugen das Blau der Priesterinnen und waren wie für ein Fest mit Girlanden geschmückt, und sie streckten mir zur Begrüßung die Arme entgegen. Da wurde mir klar, dass mein Glaube mich von Avalon verbannt hatte, nicht Ganedas Worte.
    Lachend ging ich auf sie zu. Doch als ich Aelias Hand gerade berühren wollte, rief mich jemand beim Namen. Verärgert streckte ich die Hand nach dem Traumbild aus, doch erneut erreichte mich der Ruf mit einer Stimme, die ich nicht überhören konnte.
    Ich schlug die Augen auf. Licht strömte durch die offene Tür des Rundhauses, in dem wir geschlafen hatten. Es glänzte auf Crispas hellem Haar und auf Leviyahs goldenem Fell, hob die Konturen von Lena und Cunoarda hervor, die mir halfen, mich aufzurichten, und fiel auf das blaue Gewand der Frau, die vor mir stand.
    Ich weiß nicht, warum ich erwartet hatte, Dierna sei noch ein junges Mädchen. Der Körper der Frau, die mich gerufen hatte, war mit der Zeit stämmiger geworden, und ihr flammendes Haar hatte jetzt die Farbe der untergehenden Sonne auf Schnee. Doch ich, die ich so viele Kaiser kennen gelernt hatte, war niemandem mit einer derartigen Aura von Autorität begegnet. Neben ihr wirkten der Mann und die Frau, die ihr aufwarteten, zerbrechlich. Wusste Dierna noch, wie ich sie geliebt und beschützt hatte, oder war sie, ähnlich wie mein Sohn, von den Versuchungen der Macht verändert worden?
    »Eilan…« Ihre Stimme zitterte, und plötzlich schaute mir aus ihren Augen die kleine Kusine entgegen, wie ich sie gekannt hatte.
    Ich gab Cunoarda ein Zeichen, mir aufzuhelfen, und zuckte zusammen, als sich die steifen Muskeln bemerkbar machten.
    Dierna umarmte mich wie eine Priesterin die andere, dann wurde ihr Blick ernst. »Ich werde diesen Namen verwenden, aber ich weiß, wer du in der Welt dort draußen warst. Du bist an Rang und Macht gewöhnt, und du bist die Erbin der älteren
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