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Die Pellinor Saga Bd. 2 - Das Rätsel

Die Pellinor Saga Bd. 2 - Das Rätsel

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 2 - Das Rätsel
Autoren: Alison Croggon
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für am wahrscheinlichsten, dass die Runen den Namen und die Geschichte des dhylli-schen Handwerkers verrieten, der die Leier hergestellt hatte. Aber eher denke ich, dass sie von Nelsor selbst angefertigt wurde, dem größten aller Barden. Und nach dem zu urteilen, was du erzählt hast, dürften Nelsor und der Winterkönig wohl Geliebte gewesen sein.«
    Maerad wandte sich von Cadvan ab und verbarg das Gesicht. Es fiel ihr schwer, an Arkan zu denken; und die Vorstellung, dass er einen Barden geliebt hatte, schlug eine hohle Stelle in ihrer Brust an.
    »Ich wusste nicht, was ich vom Winterkönig halten sollte«, gestand sie schließlich. »Er ist weder gut noch böse. Zwar hegt er keine große Liebe für das Licht, aber ich glaube nicht, dass er der Finsternis treu ergeben ist. Er sprach vom Namenlosen voll Abscheu und sagte, dass er von ihm verraten worden sei.« »Er ist ein mächtiger Elidhu«, erwiderte Cadvan nachdenklich. »Ich glaube, du hast recht; er würde sich nicht versklaven lassen wie der Landrost. Aber ich frage mich, welche Rolle Ardina bei all dem spielt.«
    »Ich weiß es nicht«, sagte Maerad. Sie starrte in die Nacht; viele Kräfte waren bei all dem am Werk, und sie konnte ihnen nicht allen folgen. Schweigen breitete sich aus, und um es zu durchbrechen, ging Maerad zu ihrem Bündel und holte ihre Leier hervor.
    »Ich werde dir das Baumlied vorlesen«, verkündete sie. »Arkan sagte, dass es tot sei, dass die Runen keine Musik enthalten. Ich verstehe bis heute nicht wirklich, was er damit gemeint hat, aber er hat mir die Bedeutungen der Runen verraten.« Sie ging ein Zeichen nach dem anderen durch und strich dabei über die jeweilige Rune. Dabei erinnerte sie sich an das Gesicht des Winterkönigs, als er ihr die Runen beigebracht hatte, und ein scharfer Schmerz durchzuckte sie. Sie bereute zwar nicht, den Eispalast verlassen zu haben, doch sie fragte sich, ob sie je frei von der Erinnerung an Arkan sein würde.
    »Es ist wunderschön«, meldete Cadvan sich zu Wort, nachdem sie geendet hatte. »Tja, Maerad, wir haben ein großes Stück geschafft, wenngleich ich nicht bezweifle, dass wesentlich mehr zum Lied gehört als diese Runen. Und wir wissen auch, dass der Namenlose dich nicht nur deshalb sucht, weil er fürchtet, du könntest seinen Sturz verursachen, sondern weil er dich braucht. Genauso sehr, wie er die andere Hälfte des Liedes braucht.«
    »Arkan behauptete, ich sei die Spielerin«, murmelte Maerad. »Aber ich weiß nicht, wie ich Musik spielen soll, die ich noch nie gehört habe.«
    »Ich auch nicht. Einige Dinge ergeben allmählich zwar einen Sinn, dennoch werfen sie nur weitere Fragen auf«, erwiderte Cadvan. »Wenn der Namenlose die anderen Runen hat, dürfte es nicht einfach werden, an sie zu gelangen. Und in Annar wird es immer gefährlicher. Krieg naht, und nicht nur aus dem Süden.« »Ein Bürgerkrieg?«, fragte Maerad.
    »Zweifellos. Aber nicht nur das. Wenn Turbansk fällt, steht Annar Schlimmes bevor.« Cadvan streckte sich und verzog das Gesicht zu einer Grimasse. »Wenngleich die Wirren des Krieges es für uns einfacher machen könnten, durch die Maschen der Netze sowohl des Lichts als auch der Finsternis zu schlüpfen.«
    »Ich vermute, als Nächstes erstürmen wir den Eisernen Turm oder stürzen uns in etwas Ähnliches«, gab Maerad zurück. »Aber darüber können wir morgen nachdenken.«
    »Naja, wenn du selbst aus dem Eispalast entkommen konntest, warum sollte uns dann der Eiserne Turm abschrecken?«, entgegnete Cadvan lächelnd. »Fast wäre es mir nicht gelungen«, gestand Maerad. »Fast - fast hätte ich es nicht gewollt.«
    Sie zögerte, fühlte sich zutiefst beklommen, dann stieß sie hastig hervor: »Ich glaube, ich habe mich in den Winterkönig verliebt.« Sie war froh, dass es dunkel war, denn sie wusste, dass sie hochrot angelaufen war.
    Cadvan musterte sie einen langen Augenblick. »Liebe ist eines der wahren Rätsel«, meinte er schließlich. »Das wahrste und tiefgründigste von allen. Nur eines, Maerad: Zu lieben ist niemals falsch. Es kann verheerend sein, es kann unmöglich anmuten, es kann grausamen Schmerz heraufbeschwören. Aber falsch ist es nie.«
    »Er ist grausam und rücksichtslos, und er begehrt Macht«, flüsterte Maerad. »Aber für seine Verhältnisse war er freundlich zu mir. Manchmal glaubte ich sogar, ihn zu verstehen. Aber trotz allem … schäme ich mich so.« »Ich bezweifle, dass der Winterkönig dir die Bedeutung der Runen verraten
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