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Die Pellinor Saga Bd. 2 - Das Rätsel

Die Pellinor Saga Bd. 2 - Das Rätsel

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 2 - Das Rätsel
Autoren: Alison Croggon
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verspürte sie bei der Vorstellung, sie zu verlassen, einen heftigen Stich, eine wölfische Abneigung dagegen, allein zu sein. Rasch sammelte sie sich und antwortete mit der Würde, die sich, wie sie gelernt hatte, für einen Wolf geziemte.
    Es bekümmert mich, euch zu verlassen, erwiderte sie. Eortan wird in meinem Herzen Dunkelheit herrschen. Ich danke euch für euer Geleit und euren Schutz.
    Wir haben getan, worum wir gebeten wurden, gab Ka zurück. Jetzt kehren wir nach Hause zurück.
    Möget ihr wohlbehalten reisen, sagte Maerad. Danach umgaben sie Schnauzen und Schwänze, als das Rudel sich um sie scharte, um sich von ihr zu verabschieden. Sie berührte jeden Wolf an der Schnauze, zuletzt Ka und Neka. Dann wandte das Rudel sich ab und trottete davon, ohne zurückzublicken. Kläglich sah Maerad ihnen nach, bis sie zwischen den Bäumen verschwanden. Nachdem sie weg waren, kauerte sie sich eine Weile auf die Hinterläufe und streckte die Schnauze in den Wind, um ihre entschwindenden Gerüche aufzuschnappen. Dann drehte sie sich um und lief auf den Pass zu.

Siebenundzwanzigstes Kapitel
     
Pellinor
    Der Loden-Pass war weder so hoch noch so lang wie der Gwalhain. Maerad brauchte zwei Tage, um zur anderen Seite zu gelangen. Sie reiste, so rasch sie konnte und kam als einsame Wölfin schneller voran als mit dem Rudel. Sie fürchtete, sie könnte hungrig werden, bevor sie Annar erreichte; zum einen wusste sie bereits, dass sie als Jäger wenig taugte, zum anderen hatte sie erst recht keine Lust, in den Bergen zu jagen. Die Straße mied sie und wich nur darauf aus, wenn sie keine andere Wahl hatte. Stattdessen zog sie es vor, auf den verschneiten Hängen der Berge neben der Straße entlangzulaufen. Es war eine traurige Reise. Maerad vermisste die Gesellschaft des Rudels, besonders nachts, wenn die Kälte ihr zum ersten Mal in die Knochen drang, seit sie sich in eine Wölfin verwandelt hatte, und sie sich ohne die anderen verwundbar fühlte. Sie sah keine Menschen und kaum Tiere außer Vögeln, wenngleich sie die Gegenwart anderer Tiere riechen konnte. Zweifellos hielten sie sich bewusst von ihr fern.
    Die Sonne stand bereits hoch am Himmel, als sie zwischen den stehenden Steinen auf der annarischen Seite des Passes hindurchgelangte. Das mit einer dünnen Schneeschicht bedeckte Hochland des nördlichen Annar erstreckte sich in sanften Wellen unter ihr, gesprenkelt mit kahlen Winterbäumen, die sich schwarz gegen die weiße Umgebung abzeichneten, und kurzzeitig spürte sie Verzückung in sich aufsteigen. Dies war nicht der Ort endloser Himmel und weitläufiger, platter Ebenen, den sie verlassen hatte, sondern eine Landschaft, die ihr vertraut und ans Herz gewachsen war. Aber sie hielt nicht inne, um den Augenblick zu genießen; obwohl sie es allen Unwegsamkeiten zum Trotz so weit geschafft hatte, verspürte sie kaum Triumphgefühle. Stattdessen eilte sie weiter nach Süden und überlegte dabei, was sie als Nächstes tun sollte. Eingedenk Ardinas Warnung, dass der Winterkönig sie in ihrer Bardengestalt spüren könnte, blieb sie eine Wölfin. Sie war sich ihrer Gefühle für den Winterkönig noch nicht sicher genug, um es zu wagen, sich zurückzuverwandeln. Es bestand die Gefahr, dass ihr Verlangen, ihn wieder zu sehen, ihre Sehnsucht überwog und sie verriet. Zudem schien es trotz ihres mangelnden Geschicks beim Jagen, das wesentlich schwieriger war, als es bei den anderen Wölfen aussah, einfacher, als Wolf zu reisen. Nach ein paar erfolglosen Versuchen, Kaninchen aufzuspüren, und einem possenhaften Augenblick, in dem sie sich auf ein überraschtes Eichhörnchen stürzte, das jedoch mit einem panischen Kreischen unter ihren Vorderpfoten hervorsprang, ihr die Schnauze zerkratzte und dann wieselflink auf einen Baum verschwand, machte sich allmählich nagender Hunger in ihr breit.
    Am folgenden Tag gelangte sie zu einem abgelegenen Weiler. Sie wartete an dessen Rand bis zum Einbruch der Nacht, indem sie sich in einem Graben verbarg. Dabei strömten ihr unablässig die Gerüche von Schafen, Rindern und Hühnern in die Nase; gnadenlos tobte der Hunger durch ihren Bauch. Die Luft war erfüllt von dem beunruhigenderen Geruch von Menschen, und Maerad knisterte vor wachsamer Anspannung, als sie auf die Häuser zuschlich. Nur drei Gebäude standen in einer Gruppe und mit fest verschlossenen Läden beisammen. Maerad stellte fest, dass die Tiere in großen, neben den Häusern anschließenden Scheunen eingeschlossen waren,
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