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Die Pellinor Saga Bd. 2 - Das Rätsel

Die Pellinor Saga Bd. 2 - Das Rätsel

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 2 - Das Rätsel
Autoren: Alison Croggon
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keine Furcht in ihm, was sie ein wenig ängstigte, aber er war auch nicht zornig. Er verriet überhaupt keine Gefühle; stattdessen stand er einfach da und wartete.
    Maerad war so hungrig. Ohne ihn anzustarren, um ihm nicht das Gefühl zu vermitteln, sie hätte es auf ihn abgesehen, schlich sie näher und näher an ihn heran, wobei sie alle paar Schritte kurz absetzte. Schließlich befanden sie sich nur noch ein Dutzend Schritte voneinander entfernt.
    Samandalame, ursi, sagte der Mann in der Hohen Sprache. Seine Stimme klang warmherzig und freundlich. Willkommen, Wolf. Du siehst hungrig aus.
    Maerad schaute in sein Gesicht auf und erkannte ihn.
    Sie war zu keiner Regung imstande. Stattdessen starrte sie ihn nur mit völlig leerem Geist an.
    Es war Cadvan. Und hinter ihm näherte sich argwöhnisch Darsor und starrte sie an. Es war Cadvans Antlitz, sein Mantel, sein Schwert. Er wirkte müde und abgezehrt, und seine Kleider waren zerlumpter als damals, als sie ihn zuletzt gesehen hatte, aber er war so lebendig wie sie.
    Überschwängliche Freude brach in Maerads Herz aus; sie rannte auf ihn zu, wollte ihn umarmen, ihm sagen, dass es ihr leid tat, weinen, ihn dafür schütteln, weil er sie so lange hatte leiden lassen; all die Tränen, all der Kummer und das Bedauern, und dabei war er gar nicht gestorben. Mit einem spitzen Aufschrei sprang er zurück und zog das Schwert; Maerad, die unmittelbar auf die Spitze zuhielt, musste scharf zur Seite schwenken, stolperte und kullerte über die Pflastersteine.
    Ich will dir nichts tun, sagte Cadvan. Immer noch hörte seine Stimme sich sanftmütig an. Du brauchst mich nicht zu töten, um etwas zu fressen zu bekommen.
    Erschrocken über sein Verhalten rappelte Maerad sich auf; zu spät fiel ihr ein, dass sie eine Wölfin war. Cadvan musste es sich so dargestellt haben, als wollte sie ihn angreifen.
    Sie kauerte sich auf die Hinterläufe und holte tief Luft. Diesmal erwies es sich als einfacher. Sie tauchte tief in ihr Innerstes, sank durch Schicht um Schicht, bis sie den Punkt der Verwandlung fand. Sei Maerad, dachte sie. Sei ich. Sogleich folgte der Augenblick des grässlichen Schmerzes, das Gefühl, in ein Feuer geworfen zu werden: Dann saß Maerad vor Cadvan auf dem Boden und schaute mit Tränen in den Augen in sein verblüfftes Gesicht auf.
    »Ich vermute mal«, meinte Cadvan nach langer Stille, »dass du immer noch Eintopf möchtest?«
    Maerad lachte, dann rappelte sie sich auf die Füße und warf die Arme um ihn. Er wankte auf den Absätzen zurück, als sie einander eine lange Weile umarmten, und während jener Umarmung verheilte vieles: lange Wochen der Einsamkeit und des Kummers, der Unerträglichkeit, des Leidens. Maerad hatte sich noch nie so vorbehaltlos glücklich gefühlt.
    Schließlich lösten sie sich voneinander und musterten einander.
    »Ich dachte, du wärst tot«, sagte Maerad. »Warum bist du nicht gestorben?« »Das erzähle ich dir, nachdem du gegessen hast«, gab Cadvan zurück. »Du bist fast so dürr wie bei unserer ersten Begegnung.« »Und was machst du hier?«
    »Ich habe auf dich gewartet. Allerdings hatte ich keine Ahnung, dass du als Wolf auftauchen würdest. Ich hätte mir ja denken können, dass Maerad, die Unberechenbare, sich für nichts Herkömmliches entscheiden würde. Ich hoffe, du verzeihst meine Unhöflichkeit. Das war lediglich ein Missverständnis.« Maerads Mundwinkel zuckten, dann verneigte sie sich. »Unter Umständen verzeihe ich dir - wenn der Eintopf so gut schmeckt, wie er duftet. Und wenn deine Schilderungen unterhaltsam genug sind.«
    »Ich bezweifle, dass sie den deinen das Wasser reichen können.« Dann bemerkte Cadvan ihre linke Hand und blickte betroffen drein. »Maerad! Deine Hand …« Leicht beschämt versteckte Maerad die Hand linkisch unter dem Mantel. »Wahrscheinlich kann ich nie wieder spielen«, murmelte sie. »Aber das ist nicht von Belang …« Cadvan ergriff ihre verstümmelte Hand und strich behutsam über die grässlichen Narben, wo ihre Finger abgeschert worden waren, ohne etwas zu sagen. Aus seinen Zügen sprach unermessliche Traurigkeit. »Maerad«, ergriff er schließlich das Wort. »Ich hatte viel Zeit, um über die letzten Wochen nachzudenken. Meine Unfreundlichkeit, bevor wir einander verloren haben, tut mir leid. Seither habe ich sie oft und inständig bereut; immer wieder habe ich mir gewünscht, ich könnte es dir sagen, und gleichzeitig gefürchtet, ich würde nie Gelegenheit dazu bekommen.«
    »Auch
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