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Astrilandis Buch 1

Astrilandis Buch 1

Titel: Astrilandis Buch 1
Autoren: Maya Trump
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Das Leben im Palast
     
    Der Palast von Astrilandis erwachte an diesen heißen Tagen bereits vor Sonnenaufgang zu regem Leben. Auch Hero, der Sohn des Herrschers lag wach auf den Kissen seines Nachtlagers und starrte auf die bemalte Zimmerdecke seines Schlafgemachs. Schon oft hatten ihn diese mystischen Gestalten über seinem Kopf in eine fremde Welt entführt. In seiner frühen Kindheit hatten sie ihm sogar Angst eingeflößt, doch inzwischen waren es vertraute Gestalten. Sein Blick wanderte weiter zur Tür seines Zimmers und zu den Wachen, die dort postiert waren. Er war überrascht, sie nicht an ihrem Platz zu finden. Diese Chance, einmal unbemerkt den Palast zu verlassen, musste er nutzen. Er stand auf, warf sich einen grünen Umhang über und verließ auf Zehenspitzen seinen Schlafraum.
    Trotz der dicken Mauern des Palastes war es bereits am Morgen so heiß, dass Hero Schweißperlen auf der Stirn hatte. Er befand sich jetzt auf den Marmorfliesen in dem langen Gang, der zu seinen Räumen führte und auch hier war niemand zu sehen. Nun musste er nur noch ungesehen aus dem Palast kommen, was ihm bisher noch nie gelungen war. Er ging langsam weiter bis zur ersten Außentüre, öffnete sie nur einen Spalt, doch die Angeln gaben ein knarrendes Geräusch von sich. Von dort blickte er hinaus in den leeren Palasthof. Hero rannte nun quer über den mittleren Hof, dann durch eine Galerie aus lebensgroßen Statuen von finster blickenden Göttern in eine große Halle, bremste ab und gelangte über eine breite, geschwungene Marmortreppe auf den großen Palasthof. Dort liefen zwei Diener an ihm vorbei, ohne ihn wahrzunehmen. Er ging jetzt langsamer, um nicht aufzufallen, zu der schweren, aus Bronzeplatten bestehende Palasttüre und warf sich dagegen. Zu seiner Überraschung gab sie nach. Er drückte sie mit seinem ganzen Gewicht auf und schlüpfte durch den Spalt.
    Eine frische Brise kam ihm entgegen. Hero sog die Meeresluft tief in seine Lungen. Er fühlte, wie sie die Schweißperlen auf seiner Stirn trocknete. Sein Blick fiel auf das im Morgenlicht glitzernde Meer, das seine Wellen am Fuße des Palastes an die Felsen warf. Noch lag die Nordseite des Palastes im tiefen Schatten. Ungesehen sprang Hero in großen Sätzen weiter die steilen Felsstufen hinunter, seinem Ziel, der Schmiede von Meister Dronius, entgegen.
    Die Werkstatt lag weit unterhalb des Palastes inmitten einer Ansammlung kleiner Steinhäuser, die alle eine brennende Esse in ihrem Hof hatten. Dort wurde zu dieser frühen Tageszeit bereits geschürt und gehämmert. Hier gab es eine Schmiede an der anderen. Es war eine von vielen Ansiedlungen. Ein paar Schritte weiter waren die Tuchmacher, die Korbflechter, die Töpfer und viele andere Handwerkszweige angesiedelt, in die Hero noch nie einen Fuß gesetzt hatte. Ganz unten, wo der Berg langsam in flaches Land überging, lebten die Bauern, die den Palast mit Früchten und Fleisch versorgten. Doch Hero interessierte sich im Augenblick nur für ein Haus. Er durchquerte halb geduckt ein paar Höfe, bevor er völlig außer Atem an der Schmiede von Dronius stand. Mit einem Blick in die Werkstatt sah Hero, dass alle beschäftigt waren und seine Ankunft nicht bemerkt hatten.
    Die Schmieden, die in Friedenszeiten nur Haus- und Feldgeräte herstellten, arbeiteten jetzt fieberhaft an neuen Waffen für das Heer von Astrilandis. Seit Karikootos, der Halbbruder des Herrschers die Landesgrenze überschritten und Soldaten niedergemetzelt hatte, befand sich Astrilandis im Alarmzustand.
    Er ging zur Rückseite des Hauses, wo in einer Holzhütte der Korb des Wolfes war, in dem sich drei Junge befanden. Eines davon sollte ihm gehören. Mita, die Tochter des Schmieds hatte ihm versprochen, das stärkste und schönste Wolfekind für ihn aufzuziehen. Er hätte Mita gerne getroffen, doch er wagte nicht, das Haus zu betreten, aus dem er deutlich Stimmen vernahm. Sie würden sich alle vor ihm in den Staub werfen und ihn „Herrscher“ nennen, deshalb zog er es vor, noch ein paar Augenblicke bei den jungen Wolfen zu bleiben. Seit er gelegentlich an der Seite seines Vaters an öffentlichen Veranstaltungen teilnahm, wagte keiner der Untertanen mehr, ihn mit seinem Kurznamen Hero anzusprechen. Sie nannten ihn immer „Herrscher“ oder „Junger König“. Er konnte sich an diese Benennungen einfach nicht gewöhnen. Er nahm einen der Jungen aus dem Korb und streichelte ihn sanft. Noch waren es winzige Wollknäuel, aber schon bald würden sie so
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