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Die Patin

Titel: Die Patin
Autoren: Kerstin Gier
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doch«, brummte Anne. »Dafür brauche ich keinen blöden Test.«
    »Sehr gut«, sagte Anton. »Dann kann Anne ja jetzt zu Jo gehen und diverse Kleinigkeiten mit ihm besprechen. Und Trudi zieht sich an und geht zu Peter.« Er nahm den Schwangerschaftstest mit spitzen Fingern vom Tisch und hielt ihn Trudi hin. »Du zeigst Peter diesen Test und sagst, du wärst überglücklich, von ihm ein Baby bekommen zu dürfen. Und während ihm aufgrund dieser Eröffnung die Kinnlade hinunterklappt, rufst du laut: Ach, Schatz, freust du dich auch so sehr wie ich? Ich muss sofort meine Mutter anrufen, damit sie anfangen kann zu stricken.«
    »Aber ...«, sagte Anne.
    Anton fiel ihr ins Wort. »Trudi leiht sich den Test ja nur. Und egal, was Peter daraufhin alles sagt, sie hört einfach nicht zu, sondern überlegt laut, wohin sie das Babybettchen stellen wird und wie es heißen soll und dass sie am liebsten gleich Zwillinge hätte. Ich denke, das muss sie höchstens eine halbe Stunde lang durchhalten, dann hat Peter seine Sachen gepackt und ist verschwunden.«
    »Genial!«, sagte Trudi. »Das wird hundertprozentig klappen.« Sie lachte. »Und Spaß wird es auch noch machen.«
    »Und wenn es nicht klappt, kannst du ihm immer noch die Schildkröte in die Hose stopfen«, sagte ich. »Vergiss nicht, ihm den Hausschlüssel abzunehmen.«
    Anne und Trudi hatten es auf einmal sehr eilig. Als Anton die Tür hinter ihnen geschlossen hatte, sah er auf seine Armbanduhr.
    »So«, sagte er. »Das hat jetzt keine halbe Stunde gedauert. Wenn man die Menschen hingegen mit Champagner abfüllt und endlos über ihre Probleme lamentieren lässt, wird man sie nie los.«
    »Das werde ich mir merken«, sagte ich.
    »Am besten ist es natürlich, man macht ihnen gar nicht erst die Tür auf«, sagte Anton. »Tut mir Leid«, sagte ich.
    Anton nahm mir das Handtuch ab, das ich immer noch über der Brust zusammenhielt und warf es über den Schirmständer. »Die Hauptsache ist doch, dass wir das Haus jetzt für uns ganz allein haben«, sagte er und streichelte mit beiden Händen über meine Schultern. Seine Augen hatten wieder diesen intensiven Blick angenommen, bei dem meine Knie ganz weich wurden.
    »Ich muss dir was sagen«, flüsterte ich.
    »Nicht jetzt«, sagte Anton und küsste mich.
     
    *
     
    Als ich drei Tage später aufwachte, waren die Hundstage vorbei. Draußen vor dem Schlafzimmerfenster sah ich ein gelbes Blatt im Ahorn, der Herbst würde nicht mehr lange auf sich warten lassen. Es war genau zwölf Uhr dreißig, und es war das erste Mal in meinem Leben, dass ich länger als bis acht Uhr morgens geschlafen hatte.
    Aber ich hatte auch noch nie drei Tage lang ununterbrochen Sex gehabt.
    Na ja, nicht ununterbrochen.
    Wir mussten schon die eine oder andere Pause einlegen. Das erste Mal am Samstag im Morgengrauen, als Jasper mit einem von Julius' Lego -Raumschiffen zu uns ins Bett gekrabbelt kam und Anton anschrie: »Du bist ja nackt!« Glücklicherweise hatte Anton kein schwaches Herz und erholte sich nach einer Weile von diesem Schrecken. Wir verbauten zu dritt circa fünf Kilo Legosteine, bis es zehn Uhr war und Anne kam, um Jasper abzuholen. Sie strahlte vor Glück, es war offensichtlich: Sie und Jo sahen einer rosigen Zukunft mit einer halben Million Euro, drei glücklichen Kindern und einem gemeinsamen Baby entgegen. Und -sie wüsste nicht, wie ich das geschafft hätte - aber Bernhard habe sich tatsächlich bei Jo entschuldigt und Joanne samt ihrem Spielzeug bei Jo abgeliefert. Bis Ende des Monats würden Bernhard und Bianca das Haus geräumt haben und einem Verkauf desselben nicht im Wege stehen. Anne hatte beschlossen, Jo das Haus abzukaufen, er konnte dann mit dem Geld den Kredit ablösen und von dem, was übrig bliebe, Bianca auszahlen. Auf diese Weise konnte er schließlich doch noch in dem Haus wohnen, das er mit seinen eigenen Händen gebaut habe. Das einzig Unangenehme, das Anne noch bevorstand, war, den ganzen komplizierten Sachverhalt Hansjürgen auseinander zu setzen. Er würde vermutlich aus allen Wolken fallen und ausfallend und gemein werden. Ich persönlich dachte an das, was Hansjürgen Anne in all den Ehejahren zugemutet hatte, und fand, dass er eigentlich noch viel zu glimpflich davongekommen war. Für so vielAbgebrühtheit hätte er es eigentlich verdient, dass sich die Mütter-Mafia auch mal seiner angenommen hätte. Aber gut, man musste auch großzügig sein können.
    Anton wollte das Thema auch keinesfalls weiter erörtern. Er
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