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Die Patin

Titel: Die Patin
Autoren: Kerstin Gier
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brachte Anne und Jasper zur Tür und sagte, er habe sie wirklich sehr gern, aber wenn Anne in den nächsten zwei Tagen noch einmal vorbeikäme oder anriefe, würde er sie wegen Hausfriedensbruch verklagen. Vielleicht glaubte sie ihm, vielleicht war sie aber auch nur mit anderen Dingen beschäftigt, jedenfalls hörten und sahen wir das ganze Wochenende nichts mehr von ihr.
    Die zweite Pause mussten wir einlegen, als ein Telefonat aus Mexiko kam und Mimi uns berichtete, dass sie Ronnie nur ganz knapp verpasst hatte. Nur wenige Stunden vor ihrer Ankunft in Tulum war er mit einer Gruppe australischer und britischer Höhlenforscher in den Dschungel aufgebrochen. Wahrscheinlich hatte er ihnen vorgelogen, ein erfahrener Taucher zu sein. Mimi und Mex würden der Gruppe folgen, sobald Mex einen einheimischen Führer aufgetrieben hatte. In diesem Teil von Yucatán gab es weder Straßen noch Wege, man musste sich den Weg mit einer Machete selber bahnen. Und es gab keinen Empfang für das Handy. In Tulum war das letzte öffentliche Telefon, Mimi würde nun für längere Zeit nicht telefonieren können.
    »Es gibt Schlangen und Skorpione und giftige Spinnen«, sagte Mimi, aber es klang nicht ängstlich, eher stolz. »Hast du meine SMS bekommen?«
    »Die mit den Sternschnuppen? Natürlich.«
    »Nein, die, in der ich geschrieben habe, dass man wach sein muss, wenn man seine Träume verwirklichen will«, sagte Mimi.
    »Ach, die - ja, das stimmt«, sagte ich.
    »Es ist wirklich so«, sagte Mimi. »Das Glück beruht einfach nur auf dem Entschluss, glücklich zu sein.«
    Sie wollte mir auch noch mehr sagen, aber Anton nahm mir einfach den Hörer aus der Hand. »Alles Gute, Mimi, ich hoffe sehr, dass du Ronnie bald findest. Sag ihm viele Grüße von mir.
    Bis bald!« Und dann legte er einfach auf Es war ihm völlig egal, dass das das letzte öffentliche Telefon war, an das Mimi für längere Zeit herankommen konnte.
    »Ich hoffe, sie bleibt ein paar Tage in einer telefonlosen Gegend«, sagte er sogar.
    Wir wurden dann auch nur noch ein einziges Mal gestört, nämlich von Trudi, die uns erzählen wollte, wie schnell Peter ihre Wohnung verlassen hätte, nachdem er einen Blick auf den Schwangerschaftstest geworfen hatte. Trudi hatte die Bude stundenlang ausgeräuchert und energetisch gereinigt, und nun war sie bereit für den Beginn einer neuen Ära.
    Ich vermutete, dass das hieß, dass sie den Tai-Chi-Lehrer zum Abendessen eingeladen hatte und dass die neue Ära in dem üblichen Fiasko enden würde, aber noch ehe ich Trudi meine Bedenken mitteilen konnte, hatte Anton sie auch schon zur Tür geschoben und ihr noch ein schönes Leben gewünscht.
    »Hey«, sagte ich. »Du kannst meine Freunde nicht einfach so ausschließen. Sie gehören zu meinem Leben dazu wie ... wie meine Kinder.«
    »Aber nicht an diesem Wochenende«, sagte Anton. »An diesem Wochenende gehörst du mir ganz allein.« Und dann küsste er mich wieder so, dass es mir völlig egal war, ob Mimi im Dschungel von einer Schlange gefressen wurde oder Trudi an ein weiteres Lerngeschenk geraten war.
    Ich weiß, es ist ein bisschen unfair, dass ich Ihnen dreihundert Seiten lang mit Anton den Mund wässrig gemacht habe, und jetzt, wo ich endlich mit ihm im Bett gelandet war, lasse ich Sie mit ein paar Andeutungen am ausgestreckten Arm verhungern. Aber mittlerweile müssten Sie mich gut genug kennen, um zu wissen, wie prüde ich im Grunde bin und wie schwer es mir fällt, über solche Dinge zu sprechen. Nur so viel: Es hatte sich gelohnt, fünfunddreißig Jahre lang darauf zu warten. Und ich würde auch nie, nie wieder eifersüchtig auf Paris sein, denn obwohl sie wunderschön, hochbegabt und mit dieser wahnsinnig tollenFamilie gesegnet war, hatte sie nur Lorenz im Bett, und wie der war, wusste ich ja. Nänänänänää!
    Und noch etwas sollten Sie wissen: Wir machten überhaupt gar nichts mit der Dunstabzugshaube. Anton sagte, was immer Trudi sich da ausgedacht habe, sei völliger Schwachsinn. Sex in der Küche ja, mit Dunstabzugshaube nein! Es sei denn, man hätte zu viel Knoblauch gegessen.
    Es war wunderbar, neben Anton einzuschlafen, und es war wunderbar, neben ihm aufzuwachen. Heute, Montag, musste er wieder in die Kanzlei. Ich hätte gern noch mit ihm gefrühstückt, aber er hatte mich, rücksichtsvoll wie er war, nicht geweckt, sondern musste sich leise aus dem Haus geschlichen haben. In der Küche, auf dem Herd unter der Dunstabzugshaube, fand ich einen Zettel von
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