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Die Päpstin

Titel: Die Päpstin
Autoren: Aufbau
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Feldfrüchte verdarb und Stahl stumpf machte, daß
     es Eisen rosten ließe und Hundebisse mit Gift verseuche, für das es kein Gegenmittel gab. Von wenigen Ausnahmen |566| abgesehen, wurden Frauen als minderes und unterlegenes Geschlecht betrachtet – und entsprechend behandelt –; ein Geschlecht,
     dem gesetzliche Rechte ebensowenig wie ein Recht auf Eigentum zustanden. Von Rechts wegen durften Männer ihre Frauen schlagen.
     Vergewaltigungen wurden als eine harmlosere Form des Diebstahls betrachtet. Frauen wurden von einer schulischen Ausbildung
     ferngehalten; denn eine gelehrte Frau wurde nicht nur als widernatürlich, sondern auch als gefährlich betrachtet.
    Deshalb kann es nicht verwundern, daß Frauen tatsächlich beschlossen haben, sich als Männer auszugeben, um einem solchen Leben
     zu entrinnen. Außer Johanna gibt es weitere Beispiele von Frauen, die es erfolgreich bewerkstelligt haben, ein Leben als Mann
     zu führen. Bereits im dritten nachchristlichen Jahrhundert trat Eugenia, die Tochter des Präfekten von Alexandria, als Mann
     verkleidet in ein Kloster ein und schaffte sogar den Aufstieg bis zum Abt. Ihre wahre Identität blieb unentdeckt, bis sie
     gezwungen war, ihr Geschlecht preiszugeben, als man ihr vorwarf, ein Mädchen entjungfert zu haben. Im 12. Jahrhundert wurde
     St. Hildegund unter dem Namen »Bruder Joseph« als Mönch ins Kloster Schönau aufgenommen und lebte bis zu ihrem Tod viele Jahre
     unentdeckt in der Bruderschaft. 2
    Die Flamme der Hoffnung, die von diesen und anderen Frauen entfacht wurde, war nur ein schwaches Flackern auf einem Meer der
     Dunkelheit; doch gänzlich erloschen ist diese Flamme nie. Für Frauen, die stark genug waren zu träumen, gab es Gelegenheiten.
Die Päpstin
ist die Geschichte einer Frau, die einen solchen Traum gelebt hat.
     
    1
    Bei zwei der wichtigsten materiellen Beweismittel gegen Johannas Pontifikat stützt man sich auf die Annahme, daß Leo IV. im
     Jahre 855 gestorben ist; bei diesen Beweismitteln handelt es sich um:
    1. Eine Münze, die den Namen Papst Benedikts III. auf der einen Seite und den Kaiser Lothars auf der anderen Seite trägt.
     Da Lothar am 28. September 855 starb und die Münze den lebenden Lothar und den lebenden Benedikt gemeinsam zeigt, kann Benedikt
     den Papstthron offensichtlich nicht
nach
855 bestiegen haben.
    2. Ein Dekret Papst Benedikts, das er laut Datierung auf der Urkunde am 7. Oktober 855 verfaßt hat und in dem er die Privilegien
     des Klosters Corvey bestätigt – was wiederum bestätigt, daß Benedikt zu diesem Zeitpunkt auf dem Papstthron saß. Aber diese
     »Beweise« schrumpfen zur Bedeutungslosigkeit, falls Leo IV. tatsächlich im Jahre 853 (oder sogar 854) starb; denn in beiden
     Fällen wäre Johanna Zeit genug geblieben, das Papstamt anzutreten und auszuüben, bis Benedikt im Jahre 855 ihr Nachfolger
     wurde.
    2
    Es gibt noch weitere, aktuellere Beispiele von Frauen, die sich erfolgreich als Männer ausgegeben haben; darunter waren: Mary
     Read, die zu Beginn des 18. Jahrhunderts als Pirat lebte; Hannah Snell, »ein Soldat und Seemann« in der britischen Marine;
     eine Frau aus dem 19. Jahrhundert, deren wirklicher Name uns unbekannt ist, die aber unter dem Namen »James Berry« bis zum
     Rang eines Generalinspektors der britischen Krankenhausverwaltung aufstieg; Loreta Janeta Velaquez, die unter dem Namen »Harry
     Buford« im amerikanischen Bürgerkrieg in der Schlacht am Bull Run für die Südstaatenarmee kämpfte. Das jüngste Beispiel ist
     Teresinha Gomez aus Lissabon, die achtzehn Jahre lang erfolgreich vorgab, ein Mann zu sein; als hochdekorierter Soldat stieg
     sie in der portugiesischen Armee bis zum Rang eines Generals auf und wurde erst 1994 »enttarnt«, als sie aufgrund einer Anklage
     wegen finanziellen Betruges festgenommen wurde und sich einer Leibesvisitation durch die Polizei unterziehen lassen mußte.

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Informationen zum Buch
    Im bitterkalten Winter des Jahres 814 bringt die heidnische Frau des Dorfpriesters ein Mädchen zur Welt: Johanna. Sie wächst
     in einer Welt düsteren Aberglaubens auf, gegen den ihr Vater grausam zu Felde zieht; er läßt sogar die Hebamme des Ortes als
     Hexe verfolgen. Ein Mensch erkennt bei Johanna besondere Gaben: Aeskulapius, der Pädagoge aus dem fernen Byzanz, weist sie
     als einziges Mädchen in die Lehren der Philosophie und Logik ein. Doch beinahe wird Johanna ihr Wissensdurst zum Verhängnis.
     Nur der Ritter Gerold, ihr Freund und
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