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Die netten Nachbarn

Die netten Nachbarn

Titel: Die netten Nachbarn
Autoren: Ephraim Kishon
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warf mir noch ein paar wütende Blikke zu, aber dann schien sich sein Zorn zu legen und freundschaftlichem Mitleid zu weichen. »Na, mach dir nichts draus, mein Alter. Kopf hoch. Man muss auch solche Schicksalsschläge ertragen können. Weiß Gott, wer ein Interesse an dieser Explosion hatte … eine Katastrophe … Rauchwolken … Stichflammen …«
    Die Wolke, die mich jetzt umfing, war nicht rauchig, sondern rot, blutig rot.
    »Zum Teufel!«, brüllte ich. »Was stehst du da und erzählst mir Märchen, wo du doch nur ein paar Schritte zum Fenster machen musst, um dich selbst zu überzeugen –«
    »Ich brauch mich nicht zu überzeugen. Guggelmanns Wort genügt mir.«
    »Und wenn Guggelmann hundertmal sagt, dass –«
    »Einen Augenblick!« Empört fiel mir Manfred ins Wort. »Willst du damit vielleicht andeuten, dass Guggelmann ein Lügner ist? Ausgezeichnet. Ich werde mir erlauben, ihm das mitzuteilen. Du kannst dich auf etwas gefasst machen!«
    »Wer – was – wieso? Wer ist dieser Guggelmann überhaupt?!«
    »Also bitte. Da haben wir’s. Er weiß nicht einmal, wer Guggelmann ist – aber er nennt ihn vor der ganzen Welt einen Lügner. Gehst du da nicht ein wenig zu weit?«
    Ich sackte zusammen und brach in Tränen aus. Manfred strich mir teilnahmsvoll übers Haar.
    »Falls du Wert darauf legst«, sagte er begütigend, »kann ich dir Augenzeugen bringen, die mit ihren eigenen Ohren gehört haben, wie Guggelmann gesagt hat, dass vom ganzen Histadruthgebäude nur ein paar Stichflammen übriggeblieben sind. Eine Katastrophe.«
    »Aber hier – von diesem Fenster –«, wimmerte ich.
    »Auch das Radio hat es gebracht, wenn dich das beruhigt.«
    »Welches Radio?«
    »Guggelmanns Radio. Das neueste auf dem Markt. Mindestens neun Röhren.«
    Ein paar wahnwitzige Sekunden lang war ich drauf und dran, ihm zu glauben. Das menschliche Auge kann irren, aber Guggelmann bleibt Guggelmann … Dann warf ich mich mit heiserem Röcheln auf Manfred Stockler und zerrte ihn ans Fenster:
    »Da – schau!! Schauen sollst du!! Hinausschauen!!«
    »Wozu?« Manfred schloss die Augen und krümmte sich in meinem eisernen Griff. »Wenn ich zum Fenster hinausschauen wollte, könnte ich ja zu meinem eigenen Fenster hinausschauen. Aber Guggelmann hat gesagt –«
    »Schau – schau hinaus – schau – schau hinaus –«, ich hatte mich in seinen Haaren festgekrallt und schlug seine Stirn im Takt gegen den Fensterrahmen, »schau hinaus und sag mir, ob sie das Haus in die Luft gesprengt haben oder nicht. Ob das Haus dasteht oder nicht.«
    »Jetzt steht es da«, sagte Manfred.
    »Was heißt das – jetzt?«
    »Es wurde heute Nacht in die Luft gesprengt und am Morgen wieder aufgebaut.«
    Schlaff sanken meine Arme nieder. Manfred entwand sich mir unter hässlichen Flüchen und eilte in den klaren Morgen hinaus, um die noch nicht informierten Nachbarn über die Katastrophe zu informieren.
    Ich schleppte mich mühsam ins Bett neben die friedlich schlummernde beste Ehefrau von allen zurück, schloss die Augen und verfiel in einen krampfigen, ungesunden Schlaf, der auch pünktlich einen Alptraum mit sich brachte: Sämtliche Atombombenvorräte sämtlicher Großmächte waren durch einen Irrtum gleichzeitig explodiert, und die ganze Welt lag in Trümmern. Nur das Histadruthgebäude stand unversehrt da.
    Übrigens bin ich keineswegs sicher, ob so etwas nicht wirklich passieren kann. Ich muss Guggelmann fragen.

Die Früchte des Misstrauens
    Vor einiger Zeit erklärte meine Gattin, dass sie ihre Haushaltspflichten nicht mehr allein bewältigen könne. Sie wüchsen ihr einfach über den Kopf, seit auch noch der Kanari hinzugekommen sei. Und es müsste sofort eine tüchtige Hilfskraft her.
    Nach langen Prüfungen entschieden wir uns für Mazal, ein weibliches Wesen, das in der Nachbarschaft den besten Ruf genoss. Mazal war eine Orientalin von mittleren Jahren und gelehrtem Aussehen. Dieses verdankte sie ihrer randlosen Brille, die sie mit zwei Drähten auf der Nasenspitze balancierte.
    Es war Liebe auf den ersten Blick. Wir wussten sofort, dass Mazal die Richtige war, meine überarbeitete Ehegefährtin zu entlasten. Es ging auch alles ganz glatt – bis plötzlich unsere Nachbarin, Frau Schawuah Tow, das Misstrauen in unsere nur allzu empfänglichen Ohren träufelte. »Ihr Einfaltspinsel«, sagte Frau Schawuah Tow, als sie uns eines Morgens besuchte und unsere Hausgehilfin eifrig mit dem Besen hantieren sah. »Wenn eine Weibsperson wie Mazal für euch
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