Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Naechte der Venus

Die Naechte der Venus

Titel: Die Naechte der Venus
Autoren: Isabell Alberti
Vom Netzwerk:
ein weißes Gewand über. Sie brachte noch einen Gürtel und einen blauen Überwurf. Caelia winkte ungeduldig ab. Sie wollte im Atrium nur einen Blick mit hochgezogener Augenbraue auf ihren Türhüter werfen, damit dieser den ungebetenen Besucher auf die Straße warf. Dafür reichte eine einfache, bodenlange Tunika aus. Hortensius schnürte vergoldete Sandalen an ihre Füße.
    Als sie das Salbzimmer verließ, stolperte sie über ihre Füße und wäre beinahe gestürzt, hätte Hortensius ihr nicht hilfreich seinen Arm geboten. Dieses Missgeschick ließ sie kichern wie ein junges Mädchen. Sie bedeutete ihrem Sklaven zurückzubleiben.
    Caelia straffte die Schultern, als sie das Atrium betrat. Zuerst sah sie nur den Rücken ihres kräftigen nubischen Türhüters, der in einer Ecke stand. Offenbar schaute er auf jemanden herunter.
    Bei ihrem Eintritt drehte sich der Nubier um, gab den Blick auf einen alten Mann frei, dessen Tunika vor langer Zeit einmal weiß gewesen sein musste, im Moment aber eine schmutzig-braune Farbe aufwies. Schütteres Haar hing in dünnen, fettigen Strähnen um ein ausgemergeltes Gesicht. Gegen ihren Willen wurde ihr Interesse geweckt. Wie hatte dieser Greis den überaus kräftigen Türsteher überredet, sie zu rufen? Ihre trunkene Fröhlichkeit wich gespannter Aufmerksamkeit. Äußerlich ließ sie sich nichts anmerken.
    In der Mitte des Raumes blieb sie stehen. »Was geht hier vor?«
    Ihre Stimme klang gelangweilt.
    »Edle Caelia.« Der Alte schlüpfte unter dem Arm des Türhüters durch und trat vor sie hin. Langsam ließ er seinen Blick über ihre kaum verhüllte Gestalt wandern, verharrte dann wohlgefällig auf ihrem Busen. Ein Kratzer vom Ohr bis zur Nase prangte auf seiner Wange, und er brachte den Geruch der Straße mit. Caelia hielt sich eine Hand vor Nase und Mund, doch den Geruch nach Schweiß und Schmutz konnte sie damit nicht vertreiben.
    Der ungebetene Besucher schien ihre Geste als Aufforderung zu verstehen, sein Anliegen vorzutragen. »Mein Name ist Gaius Trifonius. Ich brauche deine Hilfe, edle Herrin.«
    Kaum hatte der Alte seinen Namen genannt, versteifte sie sich innerlich. Zum Glück war außer dem Türhüter niemand im Atrium. Bei einem Gespräch mit Gaius Trifonius war es besser, keine Zeugen zu haben. Der Türhüter zählte nicht.
    »Willst du Geld? Reichen 100 Sesterze?«
    »Ich brauche kein Geld, sondern deinen Schutz.«
    Trifonius kam näher, bis er dicht vor ihr stand und senkte die Stimme. Seine Augen verharrten auf ihrem Busen. »Man bereitet eine Anklage gegen mich vor, weil ich angeblich den Göttern nicht den nötigen Respekt erweise. Wer mich kennt, edle Caelia, weiß, dass das nicht stimmt. Ich opfere den Göttern an jedem Ehrentag wenigstens einen Schluck Wasser und ein paar Bissen Brot.«
    Wo Asinoë die Schamhaare ausgezupft hatte, brannte ihre Haut wie Feuer. Sie hätte am liebsten die Hände auf ihren Schoß gepresst, aber sie zwang sich dazu, ruhig stehen zu bleiben. Furcht machte sich in ihr breit und vertrieb die letzten Nebelschwaden der Weinseligkeit aus ihrem Gehirn. Eine Anklage, weil man den Göttern nicht den nötigen Respekt erwies, endete gewöhnlich mit einem Todesurteil und alle, die den Verurteilten auch nur flüchtig kannten, konnten mit hineingezogen werden.
    Trifonius Name wurde sowieso nur von denen laut ausgesprochen, die mit ihrem Leben abgeschlossen oder nichts zu verlieren hatten. Er war einer der Philosophen, die auf den Stufen der Tempel standen und zum Volk sprachen. Wenn man ihn heute von einem Ort verjagte, stand er morgen an einem anderen. Und immer war sein Thema die Verschwendungssucht einiger weniger, während gleichzeitig viele in den Straßen Roms hungerten. Nicht einmal vor den Neigungen des Imperators machte seine spitze Zunge Halt, wenn er berichtete, wie Domitian auf seinem Landgut in den Albaner Bergen Gazellen und Antilopen in seinem privaten Tierpark jagte, um das Fleisch dann an die Hunde zu verfüttern, statt es in den Straßen Roms zu verteilen. Der Imperator hörte das nicht gerne, deswegen hatte er die meisten Philosophen bereits aus den Straßen entfernt.
    »Warum kommst du ausgerechnet zu mir?«
    »Einer meiner Neffen, ein paar Jahre jünger als ich, ist Klient bei deinem Stiefsohn. Er riet mir, mich an dich zu wenden, weil du unserem Imperator und Gott so nahe stehst. Er wird auf dich hören, wenn du ihm von meiner Unschuld erzählst.«
    »Mein Stiefsohn gab dir diesen Rat?«
    Der verstorbene Senator Publius
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher