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Die Naechte der Venus

Die Naechte der Venus

Titel: Die Naechte der Venus
Autoren: Isabell Alberti
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lächelte, blickten jetzt ernst auf das wilde Treiben im Saal. Seine Nase war schmal und gerade, beinahe griechisch, obwohl er eindeutig aus dem Norden kam – aber das Bemerkenswerteste an seinem Gesicht waren die sanft geschwungenen Lippen, beinahe wie die einer Frau. Lippen wie geschaffen zum Küssen. Einen Moment stellte sie sich vor, wie es wohl wäre, diese Lippen auf der Haut zu spüren, wie seine Zunge eine feuchte Spur auf ihrem Busen hinterließ. Sie hielt den Atem an. Die Geräusche des Gastmahls um sie herum verblassten.
    Bisher hatte der fremde Gladiator an ihr vorbeigeschaut ohne etwas Bestimmtes zu fixieren, aber jetzt sah er sie an. Der Blick aus seinen meerblauen Augen saugte sich an ihr fest, sie sah ein Versprechen von Zärtlichkeit und Leidenschaft in ihnen. An seiner Seite musste sich eine Frau wie Venus an der Seite des Mars fühlen. Sie konnte sich an ihm nicht sattsehen.
    »Was stehst du hier allen im Weg? Geh schon rein!«
    Kräftige Hände schoben sie nach vorne, genau an die Brust des Phrygiers, dem die Tänzerinnen entkommen waren. Sofort schlang er seine baumdicken Arme um sie und drückte ihr einen Kuss auf den Hals. Im letzten Augenblick hatte sie den Kopf weggedreht, sonst wären seine Lippen auf ihren gelandet. Sein Mund zog eine feuchte Spur über ihre Haut und ließ sie all ihre Bedenken und den seltsamen Gladiator vergessen. Aber der Phrygier war nicht die Beute, auf die sie es abgesehen hatte. Geschickt wie eine Schlange befreite sie sich aus seinen Armen. Einen vorbeieilenden Sklaven nahm sie eine Trinkschale mit Wein aus den Händen und leerte sie in einem Zug.
    In der Mitte des Saales hatten inzwischen die Zwerge ihre Darbietung beendet und den Tänzerinnen aus Gades Platz gemacht. Die weiten langen Tuniken der Mädchen schwangen im Rhythmus ihrer Bewegungen. Durch den dünnen Stoff schimmerten die Konturen der Körper. Die Tänzerinnen wanden sich umeinander wie die Hälse der Kraniche im Liebesspiel. Hände streichelten über Brüste, Hüften und sanft gerundete Hinterteile.
    Caelia zog sich die Haarnadeln aus ihrer Perücke, schüttelte das Haar aus, wiegte sich im Takt der Musik. Alle Unsicherheit fiel von ihr ab, und wie eine Schlange ihre alte Haut abstreift, so verändert fühlte sie sich jetzt durch den Wein. Sie bahnte sich einen Weg durch das triclinium bis sie vor Tribates Tisch stand. Er löste den Blick vom Ausschnitt der kleinen Blonden und sah zu ihr hoch.
    »Noch eine Schöne der Nacht«, nuschelte er in kaum verständlichem Latein. Tribates stammte aus Dalmatien und hatte von der Sprache der Römer gerade nur so viel erlernt wie unbedingt nötig war. Caelia störte sich nicht an seinen rau hervorgestoßenen Lauten. Sie fuhr sich mit den Händen durch die Haare – vorsichtig, damit die Perücke nicht verrutschte – und gleichzeitig lasziv. Dabei wiegte sie sich in den Hüften, gurrendes Lachen drang aus ihrer Kehle, ihr Umhang glitt ihr von den Schultern und entblößte eine hellgelbe, seidige Tunika, die ihre Körperkonturen durchschimmern ließ.
    Durch Tribates ging ein Ruck. Er richtete sich ein Stück auf und fuhr sich mir der Zunge über seine Lippen. Sein Blick war der eines Jägers für seine Beute. Caelia tat es ihm mit der Zunge nach und hatte das Gefühl, sie würden sich über die Entfernung des Tisches hinweg einen Kuss geben.
    »Tribates.« Die Blonde fuhr mit ihrer Hand unter das kurze Röckchen des Gladiators, das von einem Träger über der rechten Schulter gehalten wurde. Ansonsten trug der Gladiator nicht mehr als ölglänzende Haut über straffen Muskeln. Er schüttelte die Hand des Mädchens unwillig ab. Seine Augen saugten sich immer noch an Caelias Körper fest. Es konnte keinen Zweifel mehr geben, Tribates würde heute Nacht ihr gehören. Hätte sie nicht eine so sorgfältige Erziehung im Haus des Senators Quintus Gaius Maxentius genossen, hätte sie laut gejubelt – so genoss sie stumm, wie seine Blicke über ihren Körper wanderten.
    Die Blonde zog einen Schmollmund und beugte sich über den Tisch, um sich aus einem Tonkrug Wein einzugießen. Das war der Augenblick, auf den Caelia gewartet hatte. Sie schnellte vor und schob die Rivalin mit einer kraftvollen Bewegung zur Seite. Das Mädchen rutschte von der cline. Mit einem verdutzten Gesichtsausdruck fand sie sich auf dem Boden wieder, den Weinkrug und die Trinkschale hielt sie noch in der Hand.
    Blitzschnell ließ sich Caelia nieder und lehnte ihren Oberkörper an Tribates kräftige
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