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Die Naechte der Venus

Die Naechte der Venus

Titel: Die Naechte der Venus
Autoren: Isabell Alberti
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Caelius Manilius hatte aus seiner ersten Ehe zwei Söhne und eine Tochter, die alle älter waren als Caelia. Sie und ihre Stiefkinder begegneten sich nur, wenn es sich nicht vermeiden ließ, gönnten dem anderen nicht mehr als eine knappe Begrüßung, aber dass einer einen so hinterhältigen Rat gab ...
    »Mein Neffe hat es gesagt.«
    Das machte es nicht besser. Wer immer mit Trifon in Verbindung stand, wer ihm auch nur einen Blick zuwarf, konnte selbst in Verdacht geraten. Domitians Spitzel konnten überall sein. Es gab nur einen Weg, sich zu retten.
    »Öffne die Tür!«, herrschte sie den Nubier an.
    Der zuckte zusammen und gehorchte dem Befehl.
    »Und jetzt wirf ihn raus. Was immer er auch sagt, zeige keine Nachsicht.«
    Sie hatte so laut gesprochen, dass ein neben der Tür lauernder Spitzel sie auf jeden Fall verstanden hätte.
    »Edle Herrin, das kannst du nicht tun. Ich bin unschuldig. Du musst mir helfen. Sprich mit dem Imperator, er wird es verstehen ...«
    Die Rede des Alten endete abrupt, als der Nubier ihn mit Leichtigkeit hochhob, als wöge er nicht mehr als ein Scheffel Korn.
    »Lass mich runter.« Zu Caelia: »Herrin ... bitte ...«
    »Wirf ihn raus. Ich dulde in meinem Haus kein schmutziges Gesindel.«
    Sie folgte dem Türhüter und mühte sich, an ihm vorbei auf die Straße zu sehen. Die Luft flimmerte in der heißen Sonne, sonst bewegte sich nichts.
    Mit Schwung schleuderte der Nubier Trifon in den Staub der Straße. Der alte Mann fiel auf die Seite, rollte sich zusammen wie ein kleines Kind, blieb einen Augenblick bewegungslos liegen, bevor er sich aufrappelte und davonrannte. Ein Bein zog er beim Gehen nach – er warf ihr einen letzten Blick zu. Was hätte sie tun sollen? Hätte sie versucht ihm zu helfen, hätte sie sich leicht selbst in Gefahr bringen können. Einmal hatte sie eine seiner aufrührerischen Reden gehört, als sie den Tempel der Minerva verlassen, und er auf den Stufen davor gesprochen hatte. Es war darum gegangen, dass der Imperator das Geld der guten Römer für sich verschwendete, während er das Volk mit minderwertigen Spielen und schlechtem Brot abspeiste.
    Auf der Straße blieb weiterhin alles ruhig, als Trifon davonhinkte – aber Spitzel zeichneten sich nicht dadurch aus, dass sie leicht zu entdecken waren. Die Gefahr war noch nicht gebannt.
    »Nun zu dir.« Sie stemmte die Arme in die Hüften und starrte ihren Türhüter mit gerunzelter Stirn an. Der Nubier, mehr als einen Kopf größer als seine Herrin, sackte sichtbar in sich zusammen.
    Sie holte tief Luft. »Was hast du dir dabei gedacht, diesen Abschaum von der Straße ins Haus zu lassen. Bettler haben hier keinen Zutritt. Wofür habe ich einen Türhüter – damit ich wegen jeder Kleinigkeit gestört werde?« Sie unterdrückte die in ihr aufgestaute Wut nicht mehr.
    Die braune Haut des Nubiers wurde aschfahl. Sein Stab, die Würde seines Amtes, entglitt seinen Fingern. Einen Augenblick durchzuckte sie der Gedanke, ob sie ihn aufheben und ihren Sklaven damit schlagen sollte. Sie ließ es bleiben, keifte lieber weiter wie ein Fischweib auf dem Markt, bis ihr keine Schimpfworte mehr einfielen. Als sie verstummte, fühlte sie sich so ausgelaugt, als hätte sie an einem Gelage, das die ganze Nacht andauerte, teilgenommen.
    Ein Schatten verschwand um die Ecke des gegenüberliegenden Hauses. Oder hatte sie sich getäuscht? Caelia sah noch einmal genauer hin, aber es war natürlich niemand mehr da.
    »Schließ die Tür«, murmelte sie und ging mit kleinen Schritten zurück ins Salbzimmer.
    Hortensius und Asinoë standen eng umschlungen an eine Säule gelehnt und blickten in den Garten hinaus. Das braune Haar des Jungen mischte sich mit Asinoës schwarzem. Er hatte von hinten eine Hand unter ihr kurzes Gewand geschoben und streichelte sie zwischen den Beinen. Bei ihrem Eintritt fuhren beide herum. Sie sahen aus wie Kinder, die man beim Naschen erwischt hatte.
     
    ***
     
    Das triclinium sah aus wie ein gewöhnlicher Speisesaal im Haus eines Angehörigen des Ritterstandes – nur war er größer. Im triclinium eines Ritters gab es kaum jemals mehr als drei Tische, an denen insgesamt neun Speisende Platz fanden. Hier hatte Caelia zwölf gezählt. Außer den Tischen mit den clinen gab es noch Stühle – und jeder Platz war besetzt. Dazwischen standen noch mehr Menschen; Musiker bahnten sich auf Flöten, Zimbeln und Kitharas spielend einen Weg durch die Gesellschaft, Sklaven schleppten Platten, beladen mit allen
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