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Mit dem falschen Bruder im Bett

Mit dem falschen Bruder im Bett

Titel: Mit dem falschen Bruder im Bett
Autoren: Virna Depaul
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PROLOG
    Daltons Zauberregel Nr.1: Gib niemals deine Geheimnisse preis!
     
     
    „Hey, Marienkäferchen!“
    Die vierzehnjährige Melina Parker zuckte beim Klang von Rhys Daltons Stimme so zusammen, dass die Eidechse auf ihrer Hand sich eilig davonmachte. Als Melina aufstand, runzelte sie die Stirn, um zu verbergen, dass sie plötzlich das Gefühl von Schmetterlingen im Bauch hatte. „Mensch, Rhys! Es hat mich beinahe eine Stunde gekostet bis ich sie soweit hatte, dass sie zu mir kam.“
    Rhys, der mit seinen 16 Jahren Melinas kleine Gestalt deutlich überragte, rollte mit den Augen. Er war einer der beiden eineiigen Zwillinge, und Melina konnte kaum glauben, dass gleich zwei solch tolle Typen mit dem gleichen honigfarbenen Haar und den hellen, grünlichen Augen die Welt unsicher machten.
    „Deine Mutter hat mir aufgetragen, dir zu sagen, dass du dich nicht schmutzig machen sollst.“ Sein linker Mundwinkel zuckte leicht nach oben und offenbarte die Andeutung eines Grübchens. „Vermute, dafür ist es jetzt bereits zu spät!“
    Melina sah an sich hinunter und entdeckte Staub auf ihrer Jeans. Mit einer Grimasse klopfte sie den Dreck ab und stöhnte: „Sie wird mich töten! Sie ist jetzt schon verrückt wegen des Kleides, das sie mir gekauft hat, weil ich es nicht anziehen will. Du hättest es sehen sollen, Rhys. Es ist getupft. Ich und Tupfen. Kannst du dir das vorstellen?“
    „Na, komm schon, das ergibt doch Sinn. Außerdem glaube ich, dass du in einem Kleid cool aussehen würdest.“
    Bei den leisen, fast verschwörerisch gesprochenen Worten schnellte Melinas Kopf hoch. Er konnte doch nicht meinen, dass …
    Nein, natürlich nicht. In letzter Zeit war er so distanziert, er sah sie nicht einmal an. Stattdessen schaute er auf eine Spielkarte in seinen Händen und faltete sie. Da war nichts Seltsames dabei. Rhys und sein Zwillingsbruder Max beschäftigten sich so wie ihre Eltern immer mit irgendwelchen Zaubertricks. Besonders gerne ließ Rhys Münzen verschwinden.
    Manchmal wünschte Melina, er könnte ihre Schwärmerei für ihn genauso leicht verschwinden lassen, aber dann müsste sie ihm diese erst einmal gestehen. Doch das würde niemals geschehen. Sie hatte die Art Mädchen gesehen, zu denen sich er und Max hingezogen fühlten, und unscheinbare, etwas rundliche Gören brauchten sich da nicht zu bewerben.
    Zumindest nannte er sie nicht „Vieräugiges Schweinchen Dick“ wie es einige andere Jungen der Schule taten. Im Gegenteil, als Rhys einmal hörte, wie Scott Thompson sie so nannte, verfolgte er ihn und gab ihm eine äußerst eindringliche Warnung. Wo auch immer Melina nun auftauchte, Scott konnte nicht schnell genug von ihr wegkommen.
    Während sie ihre Brille zurechtrückte, kam sie näher, um zu sehen, was Rhys gerade machte. „Ähm. Also, hast du was von Max gehört?“
    Seine Hände hielten kurz inne, bevor sie wieder weitermachten. „Nur dass er das Fußballlager doch nicht so sehr hasst wie er gedacht hatte. Das dürfte aber auch mit dem Mädchenlager nebenan zusammenhängen.“
    Sie kicherte. „Ich wette, du würdest auch gern ins Lager fahren, wenn du die Gelegenheit dazu hättest, nicht wahr?“
    „Nööh.“
    „Warum nicht?“
    Sein Blick traf ihren. Anders als Max‘ Augen hatten Rhys‘ Augen einen leicht bernsteinfarbenen Ring um die Pupillen. Irgendwo hatte sie gelesen, dass es bei eineiigen Zwillingen äußerst selten vorkam, dass sie unterschiedliche Augenfarben hatten. Der feine Unterschied passte zu Rhys‘ Persönlichkeit. Während Max fast immer sorglos und verspielt war, trug Rhys eine gewisse innere Ruhe zur Schau – als ob ein Teil seines Selbst irgendwo anders wäre, an einem Ort, wo keiner hinkommen konnte.
    Er zuckte mit den Schultern. „Wir sind selten zuhause. Das weißt du.“
    Melina nickte. Das stimmte. Das Schwierigste daran, mit den Dalton-Zwillingen befreundet zu sein, war, dass sie eine Menge Zeit damit verbringen musste, sie zu vermissen. Wenn die Familie von Rhys nicht gerade eine neue Aufführung vorbereitete, wie gerade jetzt, verbrachten die Daltons viel Zeit mit Reisen und Auftritten. Und dennoch, obwohl Rhys und Max während der Tour von Privatlehrern unterrichtet wurden, schien es so, als hätten sie viel Spaß daran, neue Orte kennenzulernen. Melina jedenfalls beneidete die beiden um ihre Möglichkeit, mehr zu sehen als diese kleine Universitätsstadt, die sie ihr Zuhause nannte.
    „Armer Junge“, neckte sie ihn, während sie einen Grashalm abzupfte
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