Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Marseille-Connection

Die Marseille-Connection

Titel: Die Marseille-Connection
Autoren: Massimo Carlotto
Vom Netzwerk:
wieder. Es ist eine Droge. Jetzt hast du davon gekostet. Wenn du jemals versuchen solltest, uns zu hintergehen, dann kümmere ich mich persönlich um dich.«
    »Das bezweifle ich nicht im Geringsten. Deswegen kannst du auch ganz unbesorgt sein. Du wirst sehen, in Zürich gibt es keine Probleme.«
    »Das Ziel wurde geändert. Du gehst nach Marseille.«
    »Was soll ich denn in Marseille?«, platzte er heraus. »Ich soll Geld in die Kassen der Dienste der Föderation fließen lassen, und in Frankreich habe ich keine Kontakte.«
    »Es gelten andere Prioritäten, Sosim. Außerdem werden Befehle nicht diskutiert.«
    Für den Rest der Fahrt schwiegen beide. Katajew war zutiefst verwirrt. Er hatte ganz andere Pläne gehabt, Pläne, die mit denen von Ulita und General Worilow nur teilweise übereinstimmten.
    Marseille, dachte er, da bin ich noch nie gewesen. Ein alter amerikanischer Film fiel ihm ein, der unter Drogenhändlern spielte, er hatte ihn in einem Club in Leeds gesehen. Er suchte Bilder in seinem Gedächtnis. Gangster und Fischsuppe.

    14° 22' S 50° 92' O
    Der erste Container plumpste in den Ozean wie ein in einen stillen Teich geworfener Stein. Absolut senkrecht sank der große Metallquader, bis er krachend auf den felsigen Grund traf. Die Klappen widerstanden dem Aufprall nicht, eine davon sprang auf wie ein riesiges Maul und erbrach Dutzende rostiger Fässer. Der zweite Container zerquetschte ein paar davon, blieb aber selbst intakt.
    Die somalische Küste war nicht fern, und Kapitän van Leeuwen wollte diese Fracht rasch loswerden. Die wachhabenden Matrosen suchten das Meer mit starken Ferngläsern ab, während die malaiische Besatzung die Container einen nach dem anderen mit dem Bugkran ausluden.
    Jetzt kam der Zweite Offizier angerannt und hielt ihm ein Satellitentelefon hin: »Mister Banerjee am Apparat.«
    »Guten Tag«, stotterte van Leeuwen diensteifrig. »Ja, fast fertig. Ja, ich rechne damit, dass wir in wenigen Tagen dortsind, abhängig vom Wetter. Es hat ein paar Probleme mit den Motoren gegeben …«

    21° 41' N 72° 20' O
    Mister Banerjee telefonierte aus einem eleganten SUV, der schnell die Trapaj Road in Alang hinunterfuhr. »Dann informieren Sie mich wie immer vierundzwanzig Stunden vorher, damit ich die Mannschaft organisiere«, erinnerte er den Kapitän, bevor er auflegte. Mit Vornamen hieß er Sunil, war neunundzwanzig Jahre alt und Spross einer bekannten Familie von Parsen, die in verschiedenen europäischen Ländern eine Kette indischer Restaurants besaß. Groß gewachsen, schlank, mit feinen Gesichtszügen, tadellos gekleidet, dazu eine filigrane Brille. Man hätte ihn eher in einem eleganten Büro in London vermutet als auf einer verdreckten Werft, wo Schiffe aller Art abgewrackt wurden.
    Die alte Narbe im Gesicht des Mannes am Steuer, sie verlief von der Lippe bis zum linken Ohr, unterstrich den sozialen Abstand zu dem Schnösel, den er chauffierte. Er war unter dem Namen Surendra bekannt, über fünfunddreißig, und sein Spezialgebiet war der Handel mit Arbeitskräften. Banerjee hatte ihn als Chef des Sicherheitsdienstes seiner Werft eingestellt, eine von vielen entlang der Küste, die mit den Jahren ein regelrechter Schiffsfriedhof geworden war. Die Entscheidung für Surendra war wohlbegründet gewesen, denn der Mann verstand sich auf sein Metier. Indem er kleine Gefälligkeiten, Drohungen und Gewalt geschickt dosiert anwendete, konnte er sich Respekt verschaffen wie kaum einanderer. Innerhalb kurzer Zeit war er Sunils Vertrauensmann geworden und vertrat jetzt dessen Interessen in Alang. Die beiden mochten und respektierten einander. Freunde würden sie nie werden, aber der Parse war ein Unternehmer, der Treue und gute Arbeit zu belohnen wusste und die gewaltige Macht seiner Familie nie ausspielte.
    Der SUV bog auf das Gelände einer Werft ein, auf der Männer, Frauen und Kinder ein Handelsschiff auseinandernahmen; es war auf den schwarzen Sand hinaufgezogen, den Öl und alle möglichen anderen Flüssigkeiten tränkten, die aus den Motoren und Laderäumen von Dutzenden Schiffen gesickert waren. Bald würde nur noch das Skelett des Schiffs übrig sein, dazu bestimmt, von Schneidbrennern zerlegt zu werden.
    Gruppen von Erwachsenen schleppten die demontierten Teile zu bereitstehenden LKW. Die Kinder unterhielten Feuer in tiefen Sandlöchern, in denen Holz- und Plastikabfälle brannten.
    Sunil blickte von seinem Tablet-Computer auf und betrachtete die Szene genau. »Du musst ihnen Beine
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher