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Die Macht

Die Macht

Titel: Die Macht
Autoren: Vince Flynn
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Sekunden, bis er wieder bei ihr war. Er fasste Anna an den Schultern und setzte sie auf seinen Stuhl. Dann kniete er vor ihr nieder, küsste sie auf die Lippen und fragte: »Erinnerst du dich noch, wie wir uns kennen gelernt haben?«
    Anna wusste, dass sie das nie vergessen würde. Er hatte ihr bei ihrer ersten Begegnung das Leben gerettet. »Natürlich erinnere ich mich daran.«
    »Weißt du noch, was du zu mir gesagt hast, als die Sache vorbei war? Dass es Schicksal war?«
    »Ja«, antwortete Anna lächelnd.
    »Glaubst du das immer noch?«, fragte er.
    »Ja«, sagte sie mit leiser Stimme.
    »Ich auch.« Er nahm ihr Gesicht in beide Hände. »Ich glaube, dass ich dorthin geschickt wurde, um dich zu retten, damit du mir später auch das Leben retten kannst.«
    Lächelnd neigte sie den Kopf zur Seite. »Wie denn?«
    »Indem du dein Leben ab jetzt mit mir teilst.« Er zog einen wunderschönen Diamantring aus der Hosentasche hervor, nahm ihre Hand und sah ihr in die Augen. »Anna, willst du mich heiraten?«
    Tränen der Freude traten ihr in die Augen, und ihre Unterlippe begann zu zittern, als er ihr den Ring über den Finger streifte. Sie brachte kein Wort heraus und nickte nur, ehe sie sich langsam zu ihm hinunterbeugte, um ihn zu küssen.

49
    Im Weißen Haus, eine Woche später
    Der Präsident stand am Kamin im Oval Office. Die Kameras klickten unaufhörlich und tauchten den Raum in ein einziges Blitzlichtgewitter. Zu seiner Linken stand Yassir Arafat und zu seiner Rechten der israelische Ministerpräsident Goldberg. Es war eine großartige Woche für Hayes gewesen. Nie zuvor hatte er sich einer derart überwältigenden Zustimmung erfreut. Er hatte die breite Unterstützung, die er brauchte, um die Probleme im eigenen Land und auf der internationalen Bühne in Angriff zu nehmen. Sogar die Medien lobten ihn in den höchsten Tönen. Es gab kein Land im Nahen und Mittleren Osten, das nicht erleichtert gewesen wäre, dass Hayes Saddams Atomwaffenpläne vereitelt hatte. Saddam war natürlich empört, doch das kümmerte niemanden. Hayes hatte auf der ganzen Linie gesiegt.
    Die Stabschefin des Präsidenten trat vor die Vertreter der Presse und bedankte sich bei ihnen. Sie geleitete sie zur Tür und gestikulierte mit beiden Armen, als gelte es, Vieh in den Stall zu treiben.
    Als die Medienleute draußen waren, wandte sich der Präsident seinen Gästen zu. »Es gibt da noch etwas, um das ich mich unbedingt kümmern muss. Es dauert aber sicher nicht lange. Meine Stabschefin bringt Sie ins Roosevelt-Zimmer und bereitet alles vor.«
    Hayes lächelte den beiden Männern zu und verließ das Oval Office. Als er draußen auf dem Flur war, verschwand sein Lächeln. Er ging allein in den Keller hinunter. Als er zum Situation Room kam, trat er ein und schloss die Tür hinter sich. Irene Kennedy saß auf einer Seite des Tisches und ihr israelischer Amtskollege auf der anderen.
    Ben Freidman stand auf und sagte: »Mr. President, danke für die Einladung ins Weiße Haus.«
    Hayes stand hinter seinem Ledersessel und legte die Hände auf die Rückenlehne. Das Ganze war Irene Kennedys Plan, und er war mehr als bereit, seinen Teil dazu beizutragen. »Verzeihen Sie, dass ich Sie unter einem nicht ganz ehrlichen Vorwand hierher gelockt habe, aber ich glaube nicht, dass Sie gekommen wären, wenn ich Ihnen den wahren Grund verraten hätte, warum ich mit Ihnen sprechen will.«
    Das Lächeln verschwand aus Freidmans Gesicht; in seinem Inneren begannen die Alarmglocken zu läuten.
    »Setzen Sie sich«, forderte Hayes ihn auf und zeigte auf Freidmans Stuhl. Widerstrebend nahm der Chef des israelischen Geheimdienstes Platz. »Gibt es irgendetwas, das Sie mir anvertrauen möchten?«, fragte Hayes.
    Freidman überlegte fieberhaft, wodurch er sich den Zorn des amerikanischen Präsidenten zugezogen haben mochte. Er hatte den ganzen Vormittag mit Irene Kennedy verbracht, und sie hatten sich recht angenehm unterhalten. Nichts ließ darauf schließen, dass irgendetwas nicht stimmte. Er sah sie an, um Unterstützung von ihr zu bekommen, doch sie sah ihn nur neugierig an. Er wandte sich wieder dem Präsidenten zu. »Es tut mir Leid, Sir, aber ich verstehe nicht, was Sie meinen.«
    »Oh, ich glaube, Sie verstehen mich sehr gut«, erwiderte Hayes mit mühsam gebändigter Wut. Er wusste, welche Ausrede Freidman ihm schließlich auftischen würde, doch er hatte keine Lust mehr, auf seine Spielchen einzugehen. Es war höchste Zeit, dass sie wie echte Verbündete
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