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Die Macht

Die Macht

Titel: Die Macht
Autoren: Vince Flynn
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Kann sich irgendjemand vorstellen, wie aufgebracht ich bin?«, brüllte Rudin.
    Clark machte eine beschwichtigende Handbewegung. »Ich werde Ihnen helfen, Albert, aber mit Ihrer Wut erreichen Sie gar nichts.«
    »Sie wollen mir helfen?«, stieß Rudin hervor. »Sie verstecken sich hier oben, das ist es, was Sie tun. Eine schöne Hilfe ist das!«
    Der Senator seufzte und zwang sich, ruhig zu bleiben. »Sie haben Recht, Albert. Es tut mir Leid.«
    »Dass es Ihnen Leid tut, genügt leider nicht. Sie sollen es wieder gutmachen.«
    »Albert, ich will Ihnen helfen, aber Sie müssen zugeben, dass Sie auch ein wenig selbst schuld sind.«
    »Ich – schuld !«, kreischte Rudin mit krebsrotem Gesicht. »Das Einzige, was ich mir vorzuwerfen habe, ist, dass ich jemals auf Sie gehört habe. Sie waren es doch, der mir diesen Komiker von Steveken geschickt hat. Sie haben mir geraten, die Öffentlichkeit über Mitch Rapp zu informieren. Wenn ich nicht auf Sie gehört hätte, wäre das alles nicht passiert.«
    Clark verlor ein wenig von seiner aufgesetzten Gelassenheit. »Also, Albert, ich finde, Sie haben sich das alles schon auch selbst zuzuschreiben.«
    »Blödsinn. Sie wissen genau, dass es so ist, wie ich gesagt habe.«
    »Was der Präsident gesagt hat, stimmt. Sie haben tatsächlich einen Rachefeldzug gegen die CIA und Irene Kennedy geführt.«
    »Sie können mich mal, Hank«, erwiderte Rudin und streckte den Mittelfinger in die Höhe, um seinen Worten noch mehr Nachdruck zu verleihen.
    »Geben Sie Acht, was Sie sagen, Albert«, erwiderte Clark und trat einen Schritt auf Rudin zu. »Ich bin wahrscheinlich der einzige Freund, den Sie hier in der Stadt noch haben.«
    Die Körpergröße des Senators schüchterte Rudin doch ein klein wenig ein, sodass er einen Schritt zurückwich. »Ich bin verzweifelt!«, rechtfertigte er sich. »Sie müssen mir helfen!«
    Clark erinnerte sich an das, was er sich vorhin überlegt hatte. Verzweifelte Menschen neigen zu Verzweiflungstaten , kam es ihm in den Sinn. Es war ihm, als bekäme er plötzlich ein Zeichen. Der Nebel hatte sich gelichtet. Clark sah plötzlich einen Weg aus dem Schlamassel. Er legte Rudin eine Hand auf die knochige Schulter. »Kommen Sie«, sagte er, »ich will Ihnen zeigen, wie ich Ihnen helfen kann.«
    Rudin zögerte zuerst, doch Clark drängte ihn mit seiner großen Hand weiterzugehen. Die beiden Männer gingen auf das große Fenster zu, und Clark zeigte auf das Washington Monument, das sich in der Ferne abzeichnete. Es war von allen Seiten in helles Licht getaucht und ragte mitten in der Mall empor wie eine Rakete vor dem Start.
    Clark blickte aus dem Fenster und sagte: »Sie haben für eine gute Sache gekämpft, Albert. Genauso wie Washington damals – nur hatten Sie nicht die Geschichte auf Ihrer Seite.«
    Rudin schüttelte verärgert den Kopf. »Die Geschichte hat mich in den Hintern getreten.«
    »Nun, ich werde das korrigieren. Sie und ich – wir werden gleich morgen früh zum Präsidenten gehen, und ich werde ihm sagen, dass er das FBI zurückpfeifen soll.« Clark klopfte Rudin auf den Rücken. »Keine Sorge, Albert, ich kümmere mich um die Sache.«
    Rudin atmete erleichtert auf. »Oh, danke, Hank, vielen Dank.«
    »Machen Sie sich keine Sorgen«, sagte Clark und klopfte ihm noch einmal auf den Rücken. »Wofür hat man schließlich Freunde?« Clark spürte, dass Rudin bereits viel entspannter war, und trat einen halben Schritt zurück. Er legte beide Hände an den Rücken des drahtigen Mannes und gab ihm einen kräftigen Stoß, worauf Rudin aus dem offenen Fenster stürzte. Der Senator hörte einen kurzen, markerschütternden Schrei und im nächsten Augenblick einen dumpfen Aufprall. Er streckte den Kopf aus dem Fenster und blickte nach unten. Etwa fünfundzwanzig Meter unter ihm lag Albert Rudins lebloser Körper auf der Terrasse.
    Clark ging an seinen Schreibtisch zurück, nahm sein Cognacglas und trank es in einem Zug leer. Dann zog er sein Handy aus dem Jackett und wählte eine Nummer. Als sich eine Frauenstimme meldete, sagte er: »Hier spricht Senator Clark. Ich muss sofort den Präsidenten sprechen. Es ist etwas Furchtbares passiert.«

48
    Maryland, Mittwochabend
    Rapp kam mit gemischten Gefühlen in Amerika an. Er schwelgte immer noch im Hochgefühl der erfolgreich abgeschlossenen Operation. Auf diese eine Mission würde er wahrscheinlich immer stolz sein; sie war wohl der Höhepunkt seiner Karriere – also der ideale Moment, um abzutreten. Ob es ihm
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