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Die letzten Städte der Erde

Die letzten Städte der Erde

Titel: Die letzten Städte der Erde
Autoren: C.J. Cherryh
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ihrer Zofen, ein Lachen in den uralten Augen. »Im Onyxpalast, neugeborener Geliebter, sind Menschen wie du nur Diener... wie diese hier selbst nach mehreren Lebenszeiten noch. Welche Dekadenz das Haus Jade doch duldet, wenn sie einen wie dich als Prinzen großziehen! Du hast mich unterhalten und einem denkwürdigen Tag die Krone aufgesetzt. Nun scher dich fort! Ich spüre, wie ich mich allmählich langweile.«
    Er war wie betäubt. Er blieb noch eine geraume Weile sitzen, nachdem sie schon in Gesellschaft ihrer Zofen gegangen war, und er war im Herzen verwundet und hatte ein heißes Gesicht. Aber letztlich waren die Wiedergeborenen es gewöhnt, ihn und einander mit äußerster Arroganz anzureden. Er hielt es für einen Test, wie seine Mutter ihn auf die Probe gestellt hatte, als Pertito und Legran ihn als hoffnungslos jung bezeichnet hatten, das allerdings nicht ohne Zuneigung... Er überlegte, während er dort saß, und überlegte noch, nachdem er sich angezogen hatte, um zu gehen... und kam endlich zu dem Schluß, daß er nicht ganz darin versagt hatte, Ermine zu amüsieren. Es war das Neue, woran es ihm mangelte.
    Vielleicht gelang es ihm, das durch irgendeine Extravaganz zu erreichen, einen vierten Jadetod – eilig in das nächste Leben hinüberzugehen –, aber dann würde er hinter Onyx Ermine zurückbleiben um die Jahre, die sie weiterlebte, und er würde mehrere Lebenszeiten durchleiden müssen, ehe sie sich an Alter erneut gleichkamen.
    Er verzweifelte. Er zog sich wieder an und ging hinaus, um sie in den Hallen zu suchen, fand sie schließlich in der Gesellschaft ihrer Onyxfreunde, und der Raum war von Gelächter erfüllt.
    Über ihn.
    Es erstarb für einen Moment, als sie ihn dort stehen sah. Ermine streckte die Hand nach ihm aus, obwohl ihre Augen Mißvergnügen zum Ausdruck brachten, und er trat zu ihr, stand zwischen den anderen.
    Ein leises Gekicher erhob sich unter den Umstehenden.
    »Du hättest ihn zu mir schicken sollen«, sagte eine Frau über das Flüstern der anderen hinweg, und alle lachten.
    »Für dich
gibt
es nichts Neues«, sagte Ermine lachend. Sie lümmelte sich sorglos in ihren Sessel und blickte auf zu Alain. »Geh jetzt wirklich, bevor du noch größeren Schmerz empfindest. Soll ich dich meinem letzten Ehemann vorstellen?« Sie streichelte den Arm der jungen Frau, die ihr am nächsten stand. »Sie war es, aber es ist schon lange her. Und du bist bereits gefährlich gut vorherzusagen. Ich fürchte, ich werde mich langweilen.«
    »Oh, wie könnten wir?« lachte die Frau, die ihr Ehemann gewesen war. »Wir werden uns auf Jahre hinaus auf Kosten der Jades amüsieren. Er ist sehr entschlossen. Schau ihn dir bloß an! Das ist ein Bursche, der ein Muster erzeugen kann, nicht wahr? Liebe Ermine, er wird uns allen das Leben schwermachen, bevor er fertig ist; er wird irgendeinen gräßlichen Skandal vom Zaun brechen, und wir werden dann alle sein wie Pertito und Legran und die arme Claudette – oder wie immer sie in Zukunft heißen. Wir werden Zyklus auf Zyklus in diesem Zimmer sitzen und diesen unverschämten Burschen abwimmeln.«
    »Wie schrecklich«, sagte jemand gelangweilt. Wieder verbreitete sich Gelächter, und Ermine erhob sich aus ihrem Sessel, umfaßte sein brennendes Gesicht mit beiden Händen und lächelte ihn an. »Ich kann mich nicht einmal daran erinnern, je ein Geschöpf wie du gewesen zu sein. Für dich besteht keine Hoffnung. Weißt du nicht, daß ich eine der Ältesten von Onyx bin? Du hattest jetzt deine erste Lektion in Erziehung. Scher dich fort!«
    »Vier Jahre«
, sagte jemand lachend. »Sie wird mich nicht einmal nach dreißig Leben eines Blickes würdigen.«
    »Auf Wiedersehen«, sagte sie.
»Was könnte ich tun«, fragte er ruhig, »um dich von der Neuartigkeit zu überzeugen und dich zu überreden, in diesem Leben oder dem nächsten?«
    Daraufhin lachte sie wirklich und überlegte einen Moment lang. »Stirb um der Liebe willen für mich! Das hat noch niemand getan.«
    »Und willst du mich davor heiraten? Dann findet danach mit Sicherheit kein Handel mehr statt.«
    Ein schockiertes Murmeln breitete sich unter ihren Freunden aus, und die Röte verschwand aus den Wangen von Onyx Ermine.
    »Er ist völlig verrückt«, meinte jemand.
»Onyx bot eine Wette an«, sagte Alain. »Jade würde nie sagen, was es nicht meint. Soll ich das in Jade erzählen und meine Älteren mit der Geschichte amüsieren?«
    »Ich gebe dir vier Jahre«, sagte sie, »da du das für eine sehr
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