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Die letzten Städte der Erde

Die letzten Städte der Erde

Titel: Die letzten Städte der Erde
Autoren: C.J. Cherryh
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Pomp, und sie entfalteten ihn, wann immer sie nur einen Anlaß dafür fanden – legten sie Claudette in ihr Grab. Die Masse war entzückt, als Pertito Legran des Mordes beschuldigte; geriet in Hochstimmung, als das ganze Begräbnis in eine Schlägerei ausartete und der Pertito/Legran-Streit andere mit hineinzog. Die Sache fand einen großartigen Höhepunkt, als Messer gezogen wurden und Onkel Legran und Pertito schworen, Selbstmord zu begehen, um das Unrecht zu sühnen, das Claudette zugefügt worden war. Das war eine hervorragende neue Wendung in dem jahrhundertealten Drama, und die Menge schnappte nach Luft und applaudierte, ungeheuer begeistert durch eine Variation in einer Vendetta, die nun schon dreißig Jahrhunderte dauerte. Die beiden Akteure gingen der Menge auf ihrem Rückmarsch voraus und sprangen dann von der zehnten Ebene in den Schacht der Sin, begleitet vom donnernden Applaus vieler Einwohner der Stadt. Alle waren fröhlich, erwarteten für die nächsten Leben von Pertito und Legran eine Änderung im Verlauf des Dramas. So selten nur war etwas Neues zu erleben, und so sehr mußte man es genießen. Die Seelen von Pertito und Legran würden willkommen sein, wo immer sie sich verkörperten, und eine Orgie würde stattfinden, um der großen Ereignisse dieses Tages zu gedenken, belebt von der kühnen Hoffnung, die Rückkehr von drei der begeisterndsten Teilnehmer an den Zyklen der Stadt zu beschleunigen.
    Und Jade Alain sprang ganz schön schnell die lange, lange Treppe rings um die donnernde Flut der Sin hinauf, um sich umzuziehen, seinen besten Festanzug anzuziehen und Onyx Ermine aufzuwarten.
    Er schmückte sich mit Zobel und den grünen und weißen Steinen seines Namens, und lächelnd ging er leichten Schrittes zu den Toren des Onyxpalastes.
    Dort waren natürlich weder Schlösser noch Wachtposten zu finden. Die Verbrecher der Stadt waren im Verlauf der Jahrhunderte zu Meistern geworden und nicht so ordinär. Er ging völlig frei hinein, wie er früher auch in Begleitung zu den großen Jahrestagen der Häuser gekommen war, fragte ein Onyxkind, wo die Prinzessin Ermine sich aufhalten mochte. Das Kind betrachtete ihn mit klugen Augen von Kopf bis Fuß und führte ihn feierlich durch den Irrgarten der Flure in eine weiße und gelbe Halle, wo Ermine inmitten einer Gruppe junger Freunde saß.
    »Na, ist das doch tatsächlich der Jade-Knabe!« stellte sie entzückt fest.
    »Es ist Jade Alain«, sagte eine andere gähnend. »Er ist ziemlich neu.«
    »Geht weg!« forderte Ermine sie alle auf. Sie gingen, ohne sich dabei groß zu beeilen. Die Gelangweilte blieb stehen und betrachtete ihn von oben bis unten, aber Alain wich ihren Augen aus... blickte erst wieder auf, als er mit Ermine allein war.
    »Komm her!« sagte sie. Er trat zu ihr, kniete nieder und drückte ihre Hand.
    »Ich bin gekommen«, sagte er, »weil ich um deine Hand anhalten will, Onyx Ermine.«
»Um mit mir zu schlafen?«
»Weil ich um deine Hand anhalten will«, sagte er.
    »Um dich zu heiraten.«
    Sie lachte leise. »Ich bin nicht gewohnt zu heiraten. Ich habe nur selten geheiratet.«
    »Ich liebe dich«, sagte er. »Ich liebe dich schon seit vier Jahren.«
    »Mehr nicht?« Ihr Lachen klang süß. Er blickte auf in ihre Augen und wünschte sich, das nicht getan zu haben, angesichts des Alters, das er dort erblickte. »Vier Jahre«, verspottete sie ihn. »Aber wie alt bist du, Jade Alain?«
    »Es ist«, sagte er mit schwacher Stimme, »mein erstes Leben. Und ich habe nie eine andere als dich geliebt.«
    »Reizend«, sagte sie, beugte sich vor und küßte ihn auf die Lippen, nahm seine beiden Hände und legte sie an ihre Brüste. »Und sollen wir uns heute nachmittag lieben?«
    Er willigte ein. Es war ein Delirium, ein Traum, der zum Teil der Wirklichkeit entsprach. Sie führte ihn durch Gänge aus weißem und gelbem Stein und in ein Zimmer mit einem Bett aus Safransatin. Dort liebten sie sich den ganzen Nachmittag hindurch, obwohl er naiv war und sie manchmal über seine Unschuld lachte, obwohl er manchmal versehentlich in ihre Augen blickte und sah, wie alle Zeitalter der Stadt seinen Blick erwiderten. Und endlich schliefen sie erschöpft ein und wachten später wieder auf.
    »Komm wieder zurück«, sagte sie, »wenn du erneut geboren wurdest. Wir werden unser Vergnügen darin finden.«
    »Ermine!« rief er. »Ermine!«
    Aber sie verließ das Bett und schlüpfte die Achseln windend in ihr Kleid, rief nach Dienerinnen und zögerte dort inmitten
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