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Die letzte Rune 05 - Der Tod der Götter

Titel: Die letzte Rune 05 - Der Tod der Götter
Autoren: Anthony Mark
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nicht so. Denn siehst du? Sie lächelt immer auf dich herab, auch wenn du es nicht weißt.«
    Die Greisin zeigte auf das Bild des Mondes. Das Gesicht einer Frau war in den Kreis gezeichnet, ihre Lippen waren zu einem sanften Lächeln verzogen.
    »Aber wer ist sie?«, murmelte die Alte. »Jemand, der von uns gegangen ist, oder jemand, der erst noch kommen wird? Das kann meine Magie nicht beantworten.«
    Durge grunzte. »Ich glaube nicht an Magie, Madam.«
    Die Greisin schaute auf. »Und doch wird Magie dir den Tod bringen«, sagte sie ausdruckslos und stopfte die Karte zurück in den Stapel.
    »Al-Mama!«, sagte Sareth vorwurfsvoll.
    Die Alte zuckte mit den Schultern. »Ich bestimme ihr Schicksal nicht, Sareth. Ich sage es ihnen nur. Jetzt du.« Sie zeigte auf Aryn.
    Leicht zitternd hob Aryn ihre Karte.
    »Hah!«, rief die Alte, als würde sich etwas bestätigen, das sie vorher nur vermutet hatte. »Die Acht der Klingen.«
    Auf dem Bild ritt eine wunderschöne, aber ernst dreinblickende Frau im blauen Gewand über sonnenbeschienene Felder, ein Schwert in der linken Hand. In der Ferne hinter ihr erhob sich ein Schloss mit sieben Türmen, von denen jeder von einem Schwert gekrönt wurde.
    Aryn keuchte auf. »Aber das habe ich schon einmal gesehen!«
    Lirith sah die Baronesse an. Wovon sprach sie?
    Die Alte nickte, während sie die Karte wieder entgegennahm. »Wie ich bereits sagte, verfügst du über große Macht. Siehst du, wie die Frau so stolz reitet? Alle lieben ihre Schönheit, obwohl sie ihr Schwert fürchten. Und doch verlangt Macht immer einen Preis. Siehst du es? Sie nimmt den armen Mann im Gras überhaupt nicht wahr, der von den Hufen ihres Pferdes zertrampelt wird.«
    Aryn erstarrte. Nur mit Mühe konnte sie das Gesicht in dem hohen Gras unter dem Pferd ausmachen; die Augen waren geschlossen, als würden sie schlafen.
    Aryn schüttelte den Kopf. »Ich verstehe nicht.«
    »Du hast die Person vergessen, die für dich Qualen erlitt.«
    »Aber wer ist das?«
    Die Alte schob die Karte zurück in den Stapel. »Es ist deine Sache, dich wieder daran zu erinnern, Kind.«
    Bevor die Greisin in ihre Richtung blickte, wusste Lirith, dass sie nun an der Reihe war. Nach Durges und Aryns Wahrsagung war sie sich nicht mehr so sicher, ob sie die Karte sehen wollte, die sie gezogen hatte, aber ihr blieb keine andere Wahl. Sie drehte sie um.
    Blitze durchzuckten einen schwarzen Himmel über einer leblosen Landschaft so grau wie Asche. Weiße, rot befleckte Umrisse lagen am Boden verstreut. Auf einem verkrüppelten Baum kauerte eine dunkle Gestalt, deren Augen wie harte Perlen waren.
    Ein zischender Laut entfuhr der Alten. »Der Rabe …«
    »Was sagt sie voraus?«, fragte Lirith und registrierte überrascht, wie ruhig ihre Stimme war.
    »Der Rabe reinigt die Felder der Toten.« Die Hand der Alten zitterte, als sie die Karte entgegennahm. »Von vergossenem Blut vergiftete Felder, auf denen niemals wieder etwas wachsen wird.«
    Das Dämmerlicht hüllte Lirith ein, und die drückende Luft raubte ihr den Atem. Sie blinzelte, und es hatte den Anschein, als würden sich die Bilder auf der T’hot- Karte bewegen. Sich schlängelnde Blitze krochen über den schwarzen Himmel. Der Vogel öffnete den bösartig gebogenen Schnabel, als würde er lachen.
    Lirith schwankte auf dem Hocker, aber eine starke Hand ergriff ihre Schulter. Sie blinzelte, und die Abbildungen auf der Spielkarte waren wieder bewegungslos. Sie schaute zu Durge hoch, um sich für seine stützende Hand zu bedanken …
     … und erstarrte. Nicht Durge stand über sie gebeugt, sondera Sareth.
    »Geht es Euch gut, Beshala?«
    Sie befeuchtete sich die Lippen. »Es ist nichts, ich brauche bloß frische Luft.«
    »Ich helfe Euch hinaus.«
    Aryn und Durge sahen besorgt zu, als der Mournisch ihr auf die Füße half.
    »Du fliehst vor deinem Schicksal«, ertönte die Stimme der Alten hinter ihr. »Und doch kannst du ihm nicht entkommen, denn es liegt in dir verborgen.«
    Lirith versteifte sich, dann trat sie aus dem Wagen in die graugrüne Luft des Hains. Sie wandte sich Sareth zu. In seinen Augen lag eine solch seltsame Zärtlichkeit, dass ihr beinahe der Atem stockte. Warum sollte er für eine Fremde so empfinden?
    »Ich muss mich für meine Al-Mama entschuldigen«, sagte er rau.
    Lirith zwang sich dazu, das Kinn zu heben und seinem Blick zu begegnen. »Warum? Treffen ihre Vorhersagen nicht zu?«
    Seine Wangen verfärbten sich, aber er sagte kein Wort.
    »Euer Bein«,
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