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Die letzte Rune 05 - Der Tod der Götter

Titel: Die letzte Rune 05 - Der Tod der Götter
Autoren: Anthony Mark
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Statue.
    »Nein, Melia – nicht.«
    Diesmal hatte nicht Sif gesprochen, sondern Falken. Der Barde legte die Hand auf Melias Arm und drückte ihn sanft nach unten. Sie starrte ihn böse an.
    »Was tust du da, Falken? Sif hat Orsith genau wie die anderen ermordet, und es ist Zeit, dass er dafür bezahlt.«
    »Aber du irrst dich!«, jammerte Sif. »Ich war es nicht, ich schwöre es bei meinem Netz. Diese Spinne gehört mir nicht, Melindora.«
    Melia trat näher an den Gott heran. »Du lügst!«
    »Das tue ich nicht! Nun, zumindest jetzt nicht. Frag ihn.« Sif zeigte mit einer seiner vielen Hände auf Falken. »Er kennt die Wahrheit – ich kann es in seinen Augen lesen. Ihr alle wisst so gut wie ich, dass Ondo, dieser lächerliche Narr, mir niemals goldene Spinnen gewährt hat. Und der verfluchte Geb hat das Gold versteckt, das er mir gestohlen hat.«
    Melia wollte etwas erwidern, aber plötzlich schienen ihr die Worte zu fehlen. Sie senkte die Arme und stolperte zurück. Falken stützte sie.
    »Also hatte ich Recht«, sagte Durge, den es scheinbar nicht zu kümmern schien, dass da ein leibhaftiger Gott vor ihm saß. Stattdessen hätte es genauso gut ein Küchenjunge sein können, den man beim Brotstehlen erwischt hatte. »Ihr wart wütend auf Ondo und habt zusammen mit Geb sein Gold gestohlen.«
    »Ja, das gebe ich zu!«, kreischte Sif so laut, dass seine Stimme durch den Tempel hallte. »Ich habe Ondo wegen seines Stolzes verabscheut. Immer hat er mit seinem Gold geprahlt. Doch ich hätte wissen sollen, dass Geb mich verraten würde, und dafür hasse ich ihn auch.« Sifs viele Arme verschränkten sich und lösten sich wieder voneinander. »Aber ich habe sie nicht ermordet. Ich habe niemanden ermordet.«
    »Was ist mit den Priestern von Vathris in der Etherion? Durge hat deine Priester dort herumschleichen sehen, nur Augenblicke, bevor die anderen ermordet wurden.«
    »Das hast du missverstanden, Melindora. Meine Priester haben die Debatte auf meinen Befehl hin im Verborgenen verfolgt. Sie wollten die Etherion nur verlassen, ohne gesehen zu werden. Ich weiß nicht, wer die Männer des Stiers getötet hat – aber meine Priester hatten nichts damit zu tun.«
    Wieder sagte Melia: »Du lügst.« Aber diesmal war es ein leises Flüstern.
    Aryn wusste, dass die Götter weit über all das hinausgingen, was die Sterblichen ausmachte, dass sie Dinge real erscheinen lassen konnten, die es nicht waren. Sie war sich nicht sicher, ob da wirklich Sif vor ihnen saß. Trotzdem wusste sie, dass der Spinnengott nicht log.
    Bevor ihr klar wurde, was sie da tat, trat sie vor. Sie wusste nicht, wie man einem Gott auf die richtige Weise gegenübertrat, also machte sie einen Knicks. »Entschuldigt, Lord Sif. Aber wenn Ihr nicht die anderen Götter ermordet habt, wer war es dann?«
    »Glaubst du, ich will die Antwort auf diese Frage nicht genauso wissen, du unbedeutende Laus?« Er ballte vier Hände zu Fäusten. »Ich sollte dich wie eine Fliege in meinem Netz zerquetschen.«
    Aryn starrte ihn entsetzt an, aber bevor sie etwas erwidern konnte, stellte sich Durge vor sie.
    »Gott oder nicht, Ihr werdet eine Lady nicht auf diese Weise ansprechen.«
    Sif kniff die kleinen Augen zusammen. »Und wer bist du, du unbedeutender Fleck?«
    Melia machte einen Schritt auf den Thron zu. »Er ist mein Freund. Genau wie Orsith einer war. Und wenn du irgendetwas weißt, Sif, dann wirst du es mir sagen. Sofort.«
    Sif setzte sich aufrecht hin, sein dicker Bauch wölbte sich vor. »Du bist keine Göttin mehr, Melindora. Ich muss dir nicht zuhören.«
    »Das stimmt«, entgegnete sie kühl. »Aber ich glaube, dass es die Etherion tun wird. Ich werde ihr sagen, dass du Informationen über die Morde zurückhältst. Ich vermute, dass die anderen Tempel über diese Nachricht nicht erfreut sein werden. Ich glaube sogar, dass sie deine Priester aus der Etherion herauswerfen werden. Und zwar für immer.«
    Sif erzitterte auf seinem Thron, er zog Arme und Beine an. Seine Lippen bewegten sich, aber er gab keinen Laut von sich.
    »Denk darüber nach, Sif.« Melias Worte waren so scharf und präzise wie Dolchstöße. »Eine Ewigkeit, ohne Anhänger, die dich anbeten, keiner, der in deinem Namen Gebete spricht oder Kerzen entzündet. Eine Ewigkeit mit nichts außer deinem eigenen leeren Netz als Gesellschaft.«
    Sifs kleine Augen quollen hervor. »Das würdest du nicht wagen!«
    Melia stemmte die Hände in die Hüften und hob eine Braue.
    Sifs knollenförmiger Körper
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