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Die letzte Rune 05 - Der Tod der Götter

Titel: Die letzte Rune 05 - Der Tod der Götter
Autoren: Anthony Mark
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murmelte Lirith, bevor sie es verhindern konnte. »War das der Preis, den Ihr für Eure Shes’thar zahlen musstet?«
    Sein Lächeln kehrte zurück, nur war es jetzt wilder, schärfer. »Nein, Beshala. Das war der Preis, den ich für meinen Stolz bezahlt habe.«
    Lirith öffnete den Mund, aber bevor sie ihm antworten konnte, traten Aryn und Durge aus dem Wagen. Aryn war blass, und Lirith entging keinesfalls, wie Durge in ihrer Nähe stand.
    »Wir sollten zum Schloss zurückgehen«, sagte er.
    Aryn legte die Hand an die Brust. »Ich fühle mich nicht gut.«
    Lirith ergriff die Hand. »Keine Angst, Schwester. Ihr habt nur zu viele Süßigkeiten gegessen, das ist alles. Das Gefühl wird bald vorbei sein.«
    Sie führte Aryn aus dem Hain, Durge folgte drei Schritte hinter ihnen. Erst nach einem Augenblick fiel ihr ein, über die Schulter zu sehen, um sich von Sareth zu verabschieden. Aber der Hain lag bis auf den nun verschlossenen Wagen und die leise Melodie des Windspiels still und verlassen da.
    Lirith sah wieder nach vorn. Zusammen spazierten sie im verblassenden Tageslicht dem Schloss entgegen, und ihre langen Schatten gingen ihnen voraus.

4
    Sie erreichten das Schloss in dem Moment, in dem die Tore geschlossen wurden. Das Land ringsum lag in Zwielicht getaucht, aber die letzten Sonnenstrahlen fielen auf Ar-Tolor, eine goldene Insel in einem tiefen, purpurfarbenen Meer.
    »Eure Hoheit«, sagte ein in Schwarz und Grün gekleideter Wachsoldat und trat aus einem Seitentor, um sich vor Aryn zu verbeugen. Er drehte sich um und verbeugte sich auch vor Lirith. »Mylady. Es ist gut, dass Ihr hier seid. Wir haben das ganze Schloss nach Euch abgesucht.«
    In Aryn stieg Sorge auf, und sie schaute Lirith an.
    »Was ist denn?«, wollte Lirith wissen.
    »Königin Ivalaine möchte euch beide sehen. Wir haben den ganzen Nachmittag nach Euch gesucht, Mylady.«
    Durge trat vor. »Falls die Abwesenheit der Damen für Probleme gesorgt hat, so könnt Ihr mir die Schuld dafür geben. Ich habe sie aus dem Schloss begleitet.«
    Aryn verzog das Gesicht. Das war nicht richtig. Sie waren nicht wegen Durge zu den Mournisch gegangen, es war ihre Idee gewesen.
    »Warum will die Königin uns sehen?«, fragte sie, bevor sie über die Klugheit ihrer Worte nachdenken konnte.
    Der Wachsoldat begann, mit der linken Hand eine grobe Geste zu machen. Dann schien er sich zu erinnern, in wessen Gegenwart er sich befand, und er veränderte die Richtung der Bewegung und rückte stattdessen die gelbe Schärpe über seiner Schulter zurecht. »Es steht mir nicht zu, den Willen Ihrer Erhabenen Majestät zu erraten.« Seine Stimme war viel zu laut, so als würde er glauben, belauscht zu werden.
    »Natürlich«, sagte Lirith. »Danke für Eure Dienste, Wächter. Wir gehen sofort zur Königin.«
    Aryn fühlte einen festen Zug an ihrem linken Arm, als Lirith sie durch das Tor zog.
    »Was ist denn?«, flüsterte Aryn. »Glaubt Ihr, sie weiß, dass wir uns die Mournisch angesehen haben?«
    »Seid nicht albern, Schwester. Ivalaine hat keinen magischen Spiegel. Sie kann unmöglich wissen, wo wir waren. Wenn sie mit uns unzufrieden ist, dann lediglich deshalb, weil wir so spät auf ihren Ruf reagieren. Also lasst uns eilen.«
    Aryn schluckte, sie wünschte, sie könnte so selbstsicher sein, aber sie sagte kein Wort mehr, als sie durch das Schloss eilten. Im Gegensatz zu den dunklen, verqualmten Korridoren von Calavere waren die gewölbten Gänge von Ar-Tolor luftig und wurden von schlanken Torbogen und Reihen hoher Fenster gesäumt, die das silbergraue Zwielicht einließen.
    »Myladys«, sagte eine grollende Stimme hinter ihnen.
    Die beiden Frauen kamen rutschend zum Stehen, drehten sich um und blickten in ernste braune Augen. Aryn zuckte innerlich zusammen. Sie hatten Durge völlig vergessen.
    »Falls meine Hilfe nicht länger benötigt wird, glaube ich, sollte ich mich zurückziehen.«
    »Natürlich, Durge«, sagte Aryn atemlos.
    Der Embarraner nickte steif und wollte sich umdrehen.
    »Mylord«, sagte Lirith und hielt ihn mit einer Berührung fest. »Danke, dass Ihr uns heute begleitet habt.«
    Er nickte, löste seinen Arm und ging den Korridor entlang; seine dunkle Gestalt verschmolz mit dem Zwielicht.
    Aryn schüttelte den Kopf. Warum hatte sie nicht daran gedacht, Durge zu danken? Schließlich war sie es gewesen, die ihn gegen seinen Rat zu den Mournisch gezerrt hatte. Wenn sie jetzt Schwierigkeiten bekamen, würde man vermutlich ihm die Schuld geben. Wie konnte
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