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Die Kugel und das Opium

Die Kugel und das Opium

Titel: Die Kugel und das Opium
Autoren: Liao Yiwu
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von acht »Rowdys«, die Autos angezündet hatten, wurden sieben im Schnellverfahren hingerichtet, das Urteil des achten, eines Umweltarbeiters namens Wang Lianxi, wurde wegen erwiesener »schwerer geistiger Zurückgebliebenheit« in der Revision in lebenslange Haft umgewandelt. Er hat 18  Jahre abgesessen, kurz nach seiner Entlassung kam er den Planungen für die Olympischen Spiele ins Gehege, sein Haus wurde zwangsgeräumt, und weil er nun kein Zuhause mehr hatte, wurde er von der örtlichen Verwaltung in eine Nervenheilanstalt gesteckt. Nach Augenzeugenberichten lebt Wang Lianxi jetzt auf der Straße und sucht im Abfall nach etwas Essbarem.
    Und dann war da noch Lu Zhongshu, der wegen öffentlichen Anzündens von Autos und Empörung gegen Sondereinsatzkommandos beinahe totgeschlagen worden wäre.
    Wu Wenjian erzählt, man habe ihn in einen Panzer gesteckt und direkt ins Untersuchungsgefängnis geschafft. Verwirrt wie er sei, wisse er nicht, ob sie ihm den Verstand herausgeprügelt haben oder ob er schon immer so war. Er war am ganzen Körper grün und blau, hatte keinen heilen Fleck mehr am Leib, verlor die Kontrolle über seine Körperfunktionen, zog die Hosen nicht herunter und ließ es einfach laufen. Er lief den ganzen Tag herum wie ein Schlafwandler, wenn man ihn ansprach, reagierte er nicht. Später »verliert« sich dann auf wundersame Weise »jede Spur« von ihm, man weiß so wenig über seinen Verbleib wie über den von Wang Weilin, den Helden, der sich den Panzern entgegengestellt hat.
    Der Rest war belangloses Geplauder, Sex ist kein Thema für ein persönliches Interview. Eigentlich saßen wir uns als Hagestolze gegenüber, außerdem hatten wir alle gesessen, natürlich würden wir auch auf Frauen zu sprechen kommen. Und wenn wir genug darüber geredet hatten, fiel uns plötzlich ein, dass das Aufnahmegerät noch an war. Dann zogen die Gesprächspartner die Jacke zurecht, setzten sich aufrecht hin und warnten mich, »die Leichen, die sie im Keller hatten, nicht in der Öffentlichkeit breitzutreten«.
    Chinaweit haben schätzungsweise mehrere zehntausend Widerständler vom 4 . Juni gesessen, alleine im Distrikt Beijing waren es bereits mehrere tausend. Die meisten von ihnen waren Grünschnäbel, so wie Wu Wenjian auch, und nicht wenige gingen als Jungfrauen ins Gefängnis. Aufgrund der Jahre, bis zu zwei Jahrzehnte, in denen alles auf Eis lag, hatten alle nach ihrer Entlassung Probleme mit ihrem Unterleib.
    Im Nu war ihre Jugend vorbei, zu der ejaculatio praecox kam Impotenz, bis die Natur sich erholt hatte, dauerte es unterschiedlich lange, ein halbes bis zwei, drei Jahre. Wu Wenjian, der nur eine relativ kurze Zeit gesessen hatte, war fast zwei Jahre impotent, bevor er sich halbwegs erholt hatte. Er sagt: Ich habe Kunst studiert, ich war noch nicht lange draußen, als ich bei einer Werbefirma angefangen habe. Für einen Rowdy ging es mir verhältnismäßig gut. Ich war ziemlich häufig auf Geschäftsreise, wohnte in Hotels, wo die schönen Frauen wie Wolken auftauchten und wieder verschwanden, doch in meinem Kopf waren es Orte, an denen man verfolgt und von der Polizei wegen Ehebruchs aufgegriffen wurde. Mein erster Kuss war ein Desaster, ich bin so gegen das Mädchen geknallt, dass ihre Lippe aufplatzte, außerdem bin ich schon bei der ersten Umarmung gekommen und hatte einen großen nassen Fleck auf der Hose. Ich hatte vielleicht eine Angst, und Gewissensbisse, und je größer die Angst wurde, umso schlimmer wurden die Gewissensbisse, und dann kam ich natürlich überhaupt nicht mehr in die Gänge und habe den ganzen Abend nur vor mich hin gestiert. Das Mädchen hatte viel Geduld mit mir und hat mich gestreichelt und getröstet, ich hätte fast geflennt, aber ich konnte mir ja auch schlecht selbst eine reinhauen. Nachher ist sie dann weg, ohne sich noch einmal umzudrehen.
    Du hast wahrscheinlich alles kaputtgedrückt, sagte ich.
    Auf der Straße, wenn ich da nur ein Mädchen sah, das ein bisschen was Erotisches hatte, hatte ich jedes Mal den Impuls, sie anzusprechen, aber dann habe ich mich immer voller Selbstzweifel gefragt, was ich machen soll, wenn es nicht geht. In einer Bar in Chongqing habe ich eine Bedienung verführt, ach herrje, was für ein Busen! Wir waren kaum im Zimmer, da hingen wir schon aneinander, sie hüpfte und klammerte, beide Beine um meine Hüfte, ich konnte meine Erregung nicht kontrollieren, ein paar Sekunden war in meiner Hose die Hölle los, und vorbei war’s. Scheiße!
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