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Die Kugel und das Opium

Die Kugel und das Opium

Titel: Die Kugel und das Opium
Autoren: Liao Yiwu
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Weigerung, an der Umerziehung durch Arbeit teilzunehmen, wurde er im Gefängnis oft mit Elektroknüppeln traktiert, einmal von vier Kompanieführern gleichzeitig, aber sie haben nie eine Bitte um Gnade von ihm zu hören bekommen. Miao Deshun, Shi Xuezhi und Liu Quan (über 50 , nach dem 4 . Juni zu 15  Jahren Haft verurteilt, nach Verbüßung der Strafe im Jahr 2006 entlassen, hat er bis heute eine Furche auf dem Kopf, die ihm die Ausnahmetruppen mit einem Gewehrkolben gezogen haben) sind im Gefängnis berühmt als besonders unbeugsam. Zurzeit verbüßt Miao Deshun seine Strafe im Yanqing-Gefängnis, seine Reststrafe beläuft sich auf mindestens sechs Jahre.
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    Shi Xuezhi, männlich, etwa 70  Jahre, nach dem 4 . Juni wegen Brandstiftung zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt, die bürgerlichen Ehrenrechte wurden ihm auf Lebenszeit aberkannt. Im Dezember ’ 90 wurde er vom Gefängnis Nr. 1 ins Gefängnis Nr. 2 verlegt, im April ’ 93 wurde die lebenslängliche Haftstrafe umgewandelt in 16  Jahre und sechs Monate. Erwähnenswert ist, dass die siebte Kompanie, in der Shi Xuezhi im Sommer ’ 91 war, einen Auftrag von der Beijinger Latexfabrik bekam für zum Export nach Amerika bestimmte Latexhandschuhe; Shi Xuezhi beschrieb viele Zettel auf Chinesisch und Englisch und steckte sie in die Handschuhe, auf den Zetteln stand unter anderem: Freiheit und Demokratie sind Chinas Rettung! Gebt diese Nachricht an Vertreter der Demokratiebewegung im Ausland weiter! Rettet uns!
    Später flog das auf, er kam in Einzelhaft, wurde in Ketten gelegt und Hände und Füße mit einer Kette verbunden. Der über fünfzigjährige Shi Xuezhi wurde von vier Polizisten zusammengetreten, weitere fünf haben ihn mit Elektroknüppeln bearbeitet, jedes Mal über eine halbe Stunde lang, unter Strom gesetzt wurden dabei vor allem der Schambereich, die Achseln, der Hals und das Gesicht, das Schamhaar wurde ihm komplett abgesengt, aber sie haben nie von ihm eine Bitte um Gnade gehört; wenn der Schmerz unerträglich wurde, hat er nur ein unwillkürliches Stöhnen von sich gegeben. Während der über dreimonatigen Einzelhaft ist Shi Xuezhi oft in die Kompanie zurück, wo er mit Elektroknüppeln traktiert wurde, was den anderen Rowdys als abschreckendes Beispiel dienen sollte. Wegen seines fortgeschrittenen Alters wurde er ’ 98 vom Gefängnis Nr. 2 ins Yanqing verlegt.
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    Song Kai, männlich, Anfang 50 , nach dem 4 . Juni wegen »konterrevolutionärer Brandstiftung« zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt, die bürgerlichen Ehrenrechte wurden ihm auf Lebenszeit aberkannt. Am 4 . Juni hatten eine Reihe von Bürgern der Stadt Beijing wie unter anderen Zhang Baosheng (damals 15  Jahre alt, zu zehn Jahren Haft verurteilt), Chang Jingqiang und Song Kai einen Rettungswagen des Militärs gekapert, gemeinsam einen Soldaten (Wang Yuwen, damals als »Wächter der Republik« ausgezeichnet) aus dem Wagen gezerrt, der dann von der Menge verprügelt wurde; Song Kai hat Wang Yuwen einen Wassereimer über den Kopf gestülpt, eigentlich aus Angst, er könnte durch die Prügel verletzt werden. Nach seiner Verhaftung wurde Song Kai auf dem Fengsheng-Revier von gut einem Dutzend Soldaten der Ausnahmetruppe brutal zusammengeschlagen, sie haben ihm den unteren Rücken gebrochen, wovon er eine lebenslange Behinderung zurückbehielt; er kann nur nach vorn gebeugt gehen. ’ 92 hat seine Familie Geld aufgebracht, um ihn außerhalb des Gefängnisses behandeln zu lassen, hatte aber keinen Erfolg. Song Kai wurde Ende ’ 93 vom Gefängnis Nr. 1 ins Gefängnis Nr. 2 verlegt, ’ 98 dann ins Yanqing.

Über Liao Yiwu
    Liao Yiwu, geboren 1958 in der Provinz Sichuan, wuchs als Kind von Eltern »ohne dauerhafte Aufenthaltserlaubnis« in der großen Hungersnot der 60er Jahre auf. 1989 verfasste er das Gedicht ›Massaker‹, das in Windeseile Verbreitung fand, auch über die Grenzen Chinas hinaus. Hierfür wurde er vier Jahre inhaftiert und schwer misshandelt. 2007 wurde Liao Yiwu vom Unabhängigen Chinesischen PEN -Zentrum mit dem Preis »Freiheit zum Schreiben« ausgezeichnet, dessen Verleihung in letzter Minute verhindert wurde. 2009 erschien auf Deutsch sein von Kritik und Publikum euphorisch begrüßtes Buch ›Fräulein Hallo und der Bauerkaiser – Chinas Gesellschaft von unten‹, das Menschen vom Bodensatz der chinesischen Gesellschaft porträtiert und in China verboten ist. 2011, als ›Für ein Lied und hundert Lieder‹ in Deutschland erschien, gelang
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