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Die Krone von Camelot

Die Krone von Camelot

Titel: Die Krone von Camelot
Autoren: Gillian Bradshaw
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unfruchtbar sterben. Es war etwa ein Jahr später, daß Menw mir meine Kinderlosigkeit ins Gesicht warf und ich ihm den Schlag austeilte, den er als Unehre betrachtete und den er nie verzeihen würde.
    Reichtümer und Ehren. In diesen Jahren des Friedens mochten wohl einige Dinge da sein, die Menw unter diesem Namen erkennen würde. Die meisten der Könige, die uns gehaßt hatten, waren jetzt mit uns versöhnt, und selbst die Kirche reagierte weniger heftig. Die Sachsen zeigten auf mancherlei Weise, daß sie anfingen, sich als ein Teil des Reiches zu fühlen und nicht mehr wie beleidigte und besiegte Feinde. Der Tribut kam regelmäßig herein, und wir waren in der Lage, die Truppe auszuschicken, um Räuber von den Straßen Britanniens hinwegzufegen und den Handel und die Ordnung zu schützen. Aber selbst jetzt lag wenig Bequemlichkeit darin, den Purpur zu tragen. Es war, als ob man versuchte, auf einer Schwertschneide zu gehen. Und es gab jetzt neue Probleme -zersplitterte Bündnisse und Schlimmeres. Es gab Streit innerhalb der Truppe. Ich wünschte mir manchmal, daß wir noch in den Jahren des Krieges wären, wo es wenigstens offene Feinde gegeben hatte und einfache Lösungen auf die Probleme.
    Ich hatte keine Zeit, dazusitzen und einen Brief anzustarren. Genau an diesem Nachmittag mußte ich Korn kaufen, um die Festung zu versorgen - ohne Zweifel warteten die Kornverkäufer schon darauf, daß ich herauskam und mit ihnen feilschte. Ich mußte ein Fest für die Boten der Könige von Elmet und Powy arrangieren. Ich mußte einen Teil Wolle aus den Lagerhäusern an die Weber der Burg ausgeben, wenn die ganze >Familie< zeitig Wintermäntel haben sollte. Bald, wenn nicht schon heute, mußte ich einen neuen Vorrat an Eisen für die Schmiede besorgen, denn wir hatten schon seit einiger Zeit keins mehr gekauft, und bald gab es vielleicht eine
    Eisenknappheit. Ohne Zweifel warteten auch einige Bittsteller darauf, angehört zu werden. Und es erhob sich noch die Frage, was unser Bote dem König von Kleinbritannien sagen sollte.
    Dennoch saß ich da und starrte den Brief an und las ihn noch einmal. Wenn du den kaiserlichen Purpur deinem eigenen Blut vorziehst, dann mußt du dafür leiden. Es war typisch für Menw, den Satz so zu formulieren, dachte ich bitter. Ein extremer Satz, ein gewalttätiger Satz.
    Ich hatte nie damit gerechnet, wieder nach Hause zu gehen. Selbst als ich wußte, daß ich Artus nie ein Kind, einen Erben schenken konnte, da wußte ich, daß er sich nicht von mir scheiden lassen würde. Während des langen Krieges gegen die Sachsen hatte er sich auf mich verlassen, und oft hatte er mir sogar sein Leben anvertraut. Wir hatten uns, solange der Krieg dauerte, selten gesehen, und seit dem Frieden waren wir im allgemeinen zu beschäftigt, um von irgend etwas anderem zu reden als von den Sorgen des Reiches, aber das Band zwischen uns ging so tief wie das Leben selbst. Artus und ich, wir kannten einander, wie nur solche Leute sich kennen, die sich bis zum äußersten füreinander verausgabt haben, und Artus hätte sich eher das Herz herausgeschnitten, als mich zu verstoßen.
    Nein, ich hatte nie damit gerechnet, nach Hause zu gehen. Aber mein Zuhause hatte immer hinter mir gestanden, war immer eine Möglichkeit für mich gewesen. Das Haus und die Hügel, die Römische Mauer, die sich in den Westen hineinzog, und die gemusterten Fliesen um die Feuerstelle. Obwohl ich den Purpur meinem Blut vorgezogen hatte, obwohl ich dafür gelitten hatte, so war es doch irgendwie mein Blut, mein Zuhause und mein ganzes Wesen, das den Purpur gewählt hatte. Von allem jetzt abgeschnitten zu sein, das war, als ob mein Vater noch einmal starb.
    Und wenn ich Menw seine Bitte abschlug, dann konnte ich nie mehr nach Hause gehen. Ich wäre dann so gut wie sippenlos, ausgestoßen aus meiner Familie. Der größte Teil der Sippe stand auf Menws Seite, und sie alle glaubten, daß ich mehr für sie tun sollte. Außerdem war ich schon lange weg. Sie würden sich Menw nicht entgegenstellen, um mich zu unterstützen.
    Es war am besten, es hinter sich zu bringen. Ich nahm den Brief auf, erhob mich vom Schreibpult und warf ihn ins Feuer. Er faltete sich langsam auseinander, wickelte sich um die Kohlen, und die Tinte dunkelte, während das Pergament braun wurde, und hob sich scharf und klar und absolut davon ab. Dann fraßen sich die Kohlen hier und da durch, und die Tinte wurde dunkel bis zur Unleserlichkeit, während die Luft voll vom Gestank nach
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