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Die Krone von Camelot

Die Krone von Camelot

Titel: Die Krone von Camelot
Autoren: Gillian Bradshaw
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Reich. Mein Vater war stolz und glücklich. Aber sein Schmerz ging tiefer als die Freude, denn ich ließ ihn allein. Ich ging nach Süden, nach Camlann, mit einer Eskorte von Verwundeten und Krüppeln, die Artus aus dem Krieg nach Hause schickte. Ich sollte Artus’ Burg für ihn führen und Vorräte auftreiben, während Artus seine Kampagne im Norden zu Ende führte.
    Menw hatte mit bitterem Neide von den >Reichtümern und Ehren< gesprochen, die ich empfangen hatte. Aber weiß Gott, die Ehren waren in den ersten Jahren selten, und was die Reichtümer betraf, so hatte ich es schwer, genug zusammenzukratzen, um die Leute in der Festung und die Armee am Leben zu halten. Die meisten Könige von Britannien haßten uns noch immer als Usurpatoren, und sie weigerten sich, Tribut zu zahlen. Unsere Verbündeten mußten wir mit Geschenken bei der Sache halten. Artus plünderte bei den Sachsen - seine Beute waren Vieh und Korn, Schafe und wollene Kleidung, Waffen, Harnische und Kochtöpfe -, und das alles war sehr nützlich. Gelegentlich schickte er mir unverletzte Männer, die ich zu verschiedenen Königen schicken konnte, um den Tribut einzutreiben - aber es war eine verzweifelt harte Zeit! Anfangs war ich wie ein Eindringling in seiner Burg -eine aus dem Norden unter Menschen aus dem Süden, eine Frau von zweiundzwanzig Jahren, die plötzlich Befehl über Männer hat, die schon seit den Zeiten des Kaisers Uther in Camlann dienten. Dazu kam noch, daß es im ersten Jahr eine schlechte Ernte gegeben hatte, und Lebensmittel waren knapp. Ich erinnerte mich an einen von Artus’ grimmigen Briefen an mich aus jenem ersten Winter: »Das Bündnis mit Urien nutzt sich sehr ab. Er fängt an, darüber zu klagen, daß er heutzutage noch nicht einmal seine eigenen Krieger unterhalten kann. Ich werde ihn in ein paar Monaten brauchen, ihn und seine Armee: Mach ihm ein Geschenk von sechshundert Stück Vieh und irgend etwas Goldenem - ich hab’ all meine eigene Beute an Ergyriad gegeben. Wir haben nichts zu essen und leben vom Land. Die Pferde sind krank. Zehn Männer haben Fieber: Ich hoffe, daß es sich nicht verbreitet. Bitte Urien, irgend etwas zu schicken -besonders Korn -, damit wir in Yrechwydd versorgt sind, denn ich habe den Männern gesagt, daß es dort Nahrung gibt. Wir werden in drei Wochen da sein.« Und ich, die ich die Diener in Camlann gezwungen hatte, von gekochtem Kohl zu leben, schrieb wie wahnsinnig an jeden König zwischen Camlann und Caledonien, um das verfluchte Vieh zusammenzukriegen, und ich entrang einem Kloster ein goldenes Kruzifix. Es klappte. Artus bekam die Verpflegung, und sein Feldzug konnte weitergehen bis zu seinem schließlichen Erfolg. Aber die Kosten - die Kosten! Könige und Kirche beleidigt - im nächsten Jahr weniger Tribut und in Camlann ein dumpfer Zorn, der alles vergiftete. Man kann es einem Mann nicht übelnehmen, daß er böse ist, wenn er einen Monat lang von Kohl gelebt hat und dann zusehen muß, wie sechshundert Stück fettes Vieh nach Norden geschickt werden, aber nicht zu seinem eigenen König, sondern zu einem reichen Verbündeten. Nach einem entsetzlichen Tag, als ich wirklich befürchtete, daß die Hälfte der Diener weglaufen und die Bauern der Umgebung ausrauben würden, da mußte ich mich in das leere Haus einschließen und weinen, bis mir übel war. Ich war allein, fern von meiner Familie und von meinem neuen Mann, und die Leute in Camlann schienen mich zu hassen. Ich weiß nicht, wie ich diesen ersten Winter überlebt habe, und der Winter, der danach kam, war noch schlimmer. Das war das Jahr, in dem ich mein Kind verlor, das einzige Kind, das ich je getragen habe. Vielleicht hatte ich zu schwer gearbeitet, oder vielleicht war mein Körper auch immer falsch gebaut gewesen, aber ich verlor das Kind, einen Jungen, im sechsten Monat mit sehr viel Schmerz und Blut. Einen Monat lang war ich sehr krank danach.
    Der Krieg im Norden endete; Artus kam zurück und führte Krieg im Süden, das ganze zweite Jahr unserer Ehe. Der Feldzug dauerte noch einmal vier Jahre und endete schließlich in einem Sieg. Wir arbeiteten zusammen am Frieden und glaubten, daß sich jetzt all unsere Hoffnungen erfüllten. Wir glaubten, jetzt würde alles gut werden. Aber die Hoffnung, die mir am teuersten gewesen war, zog sich langsam zurück, und als ich dreißig war, mußte ich mir selbst gegenüber endlich zugeben, daß irgend etwas nicht stimmte. Ich würde nie empfangen. Ich war unfruchtbar und würde
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