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Die Krone von Camelot

Die Krone von Camelot

Titel: Die Krone von Camelot
Autoren: Gillian Bradshaw
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und man erwartete von mir, daß ich mit ihnen um ihre Produkte handelte. Der Haushofmeister hätte es auch tun können, aber der konnte schlecht feilschen, und er zog auch keinen Nutzen aus den Informationen, die wir von den Bauern über den Zustand der Dinge auf dem Land erhalten konnten. Solche Berichte waren aber unschätzbar für mich. Wenn es darum ging, große Mengen von Gütern später im Jahr zu kaufen, dann setzte der Preis, der in Camlann gezahlt wurde, den Preis für den ganzen Süden fest, und die Menge, die Camlann nahm, regelte das Angebot überall. Es war also sehr wichtig für mich, zu wissen, was außerhalb der Burg passierte, genauso wichtig wie das, was drinnen geschah.
    Ein halbes Dutzend Karren war an den größten Speicher herangefahren, und ihre Besitzer - schmallippige, unabhängige freie Bauern - saßen in einer Reihe auf den Karren und schauten sauer drein, weil ich zu spät kam. Normalerweise machte es mir Freude, mit ihnen zu handeln, denn auch ihnen machte das Feilschen Spaß, und sie übten es wie eine Kunst. Jetzt aber fand ich das alles zum Wahnsinnigwerden, und ich wünschte, ich hätte einfach einen vernünftigen Preis nennen und es hinter mich bringen können. Statt dessen sprachen wir von der Menge des Saatgetreides, das den Bauern zur Verfügung stand, und von dem Betrag, für den das Korn auf einem gewöhnlichen Markt verkauft werden konnte. Es ging um den Mangel und dann wieder um den Überfluß an Korn in Camlann und auf dem Land, um den Wert der Waren, die Camlann als Gegenleistung für das Korn bot, um den Mangel oder den Wert dieser Waren und um die Kosten. Als wir uns schließlich der wichtigen Frage näherten, ob die Bauern Bezahlung in Vieh, Wollstoffen oder Metall wünschten und wieviel davon, da kam der Führer des Fußvolks der >Familie<, Cei ap Cynyr, an der Mauer der Halle entlanggestürmt, sah mich und arbeitete sich zu mir durch. Cei war ein sehr großer Mann, der größte in der >Familie<. Er besaß eine gewaltige Masse von sandrotem Haar und trug immer große Mengen auffallenden Schmucks und leuchtendgefärbte Kleidung, so daß es unmöglich war, ihn zu übersehen, selbst wenn er friedlich gestimmt war. Aber jetzt war er deutlich aufgeregt und in Wut. Ich bereitete mich darauf vor.
    »Dieser goldenzüngige, ölige Bastard!« schrie er und schob einen Bauern beiseite. »My Lady, du mußt mit Rhuawn sprechen und ihn dazu bringen, daß er mir eine Entschuldigung bietet, oder ich kämpfe gegen ihn - ich schwöre es bei meinem Schwert -, und ich schone ihn nicht. Trotzdem ist es nicht seine Schuld, sondern die Schuld dieses heimtückischen Wiesels von den Ynysoedd Erch.«
    Ich nahm seinen Arm und führte ihn eilig beiseite. Ich wußte, wer das >heimtückische Wiesel< war, aber es war besser, die Bauern, die Außenseiter, nicht wissen zu lassen, um was es bei den Streitigkeiten innerhalb der >Familie< ging - obwohl jetzt schon der größte Teil von Britannien wissen mußte, daß Artus’ unbesiegbare, früher auch unteilbare Streitkraft von gewalttätigen Parteien auseinandergerissen wurde. Der Streit ging jetzt schon lange genug, so daß er berüchtigt geworden war. Fast seit der Zeit, als das > Wiesel< in Camlann angekommen war.
    »Was hat Medraut denn jetzt getan?« fragte ich.
    Cei spuckte aus. »Ach, er hat nichts getan - wenigstens nicht direkt. Würdest du das von ihm erwarten? Nein, der redet nie einem Mann offen ins Gesicht. Er läßt hinter seinem Rücken irgendeine erlogene Geschichte fallen und läßt einen anderen dafür kämpfen.«
    Die Bauern schauten bei diesen Worten sehr interessiert drein, und ich machte beruhigende Handbewegungen. Medraut ap Lot war der jüngste Sohn der Königin Morgas von den Orkneyinseln, die auf britisch die Ynysoedd Erch genannt werden, die »Inseln der Furcht«. Medrauts Mutter war die legitime Tochter des Kaisers Uther und Artus’ Halbschwester. Medraut hatte seine Mutter angebetet, und sie hatte gewollt, daß er nach dem Tod ihres Mannes König der Inseln wurde, obwohl man überall glaubte, daß er nicht der Sohn ihres Mannes war, sondern geboren aus einer ehebrecherischen Affäre. Aber Morgas war tot, ermordet von ihrem ältesten Sohn Agravain aus Rache für eine ihrer Intrigen und um ein Gerücht, nach dem sie mit dem Tod ihres Mannes zu tun hatte. Die königliche Familie der Inseln hatte Agravain zu ihrem neuen König gemacht, trotz des Mordes. Die Königin war ihrem Ruf nach eine Zauberin gewesen, und die königliche
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