Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Krone von Camelot

Die Krone von Camelot

Titel: Die Krone von Camelot
Autoren: Gillian Bradshaw
Vom Netzwerk:
verbranntem Leder war.
    Meine Augen brannten, und ich wischte sie mit dem Handrücken und stellte fest, daß meine Hand zitterte. Aber es war jetzt vorbei, und das einzige, was ich tun konnte, war getan. Ich mußte zurück an die Arbeit und durfte nicht mehr darüber brüten.
    Ich nahm den hellen Frühlingsumhang auf, den ich über einen Stuhl gehängt hatte, als ich mich hinsetzte, um den Brief zu lesen. Dann hob ich meinen Spiegel auf, um nachzuprüfen, ob ich würdig und beherrscht erschien, wie das einer Kaiserin zukam. Ich sah statt dessen, daß ich weinte. »Es ist der Rauch«, sagte ich laut zu mir, aber ich mußte den Spiegel wieder hinlegen und einen Augenblick stehenbleiben und mit mir ringen. Ich ging ins Nebenzimmer. Ich fand den Wasserkrug und wusch mein Gesicht. Das kalte Wasser kühlte meine heißen Augen, und ich fühlte mich ruhiger, als ich zurückging und wieder in den Spiegel schaute. Besser. Ich konnte es mir nicht leisten, Schwäche zu zeigen - nicht jetzt, wo Camlann in solcher Spannung war.
    Mehr Weiß zeigte sich in meinem Haar, das bemerkte ich geistesabwesend, als ich nachschaute, ob es sich nicht gelöst hatte, als ich mir das Gesicht wusch. Nun, rotes Haar paßt nicht zu purpurnen Mänteln. Ich drehte den Purpurstreifen meines eigenen Umhangs nach innen, so daß er sich nicht so sehr mit meiner Haarfarbe biß. Wenn mein Haar weiß wurde, dann konnte ich wenigstens aufhören, auf solche Dinge zu achten. So, das war jetzt das Bild von der Frau, die ich sein mußte: noch immer jünger aussehend als vierunddreißig, das dichte Haar streng zurückgekämmt und hinten am Kopf aufgesteckt, die goldene Halskette, die Reichtum verkündete. Beherrscht und von guter Haltung. Meine Augen waren rot, und ich konnte die Linien der Anspannung nicht von meinem Gesicht glätten, obwohl ich mein Spiegelbild anlächelte und versuchte, es anzulügen. Aber wahrscheinlich würde niemand etwas bemerken, wenn ich mich selbstsicher benahm. Ich holte tief Atem und ging hinaus.
    Das Haus, das Artus und ich teilten, lag neben der Festhalle von Camlann auf der Westseite. Es hatte drei Räume: einen äußeren Raum für Besprechungen mit einer Feuerstelle - ein Schlafzimmer und einen Raum zum Waschen. Die Diener, die sich darum kümmerten, wohnten am Fuß des Hügels im Norden, so daß wir ganz für uns waren, obwohl wir bei Nacht selbst Holz und Wasser holen mußten. Das Haus schaute nach Norden, und man konnte von dort den am dichtesten besiedelten Teil der Festung sehen: die Straße vor den Toren, die an den Ställen vorbei zur Festhalle führte. Die Halle bedeckte den Gipfel des Hügels. Sie stand östlich des Zentrums im gemauerten Hof. Die Hänge des Hügels sind im Osten sehr steil, und die Häuser an dieser Seite kleben im Winkel an diesem Hang. Als ich in der Tür des Hauses stand, blickte ich hinaus auf die zusammengedrängten Häuser am Straßenrand, wo die Hühner im Staub scharrten, und auf die Ställe, die sich am Nordhang ausbreiteten, wo ein paar Pferde an der Longe trainiert wurden und in der Sonne auf dem Übungshof im Kreis liefen. Weiter unten am Hang wurden die grünen Flecken zwischen den Häusern größer, und die riesige graue Masse der Mauern durchbrach das Muster -festgesetzter Stein mit einer hölzernen Zinne darüber. Die Tore wurden von einem einzigen Wachturm geschützt, aber weil jetzt Friedenszeiten waren, standen sie offen. Dahinter streckte sich die Straße in die Ferne; sie wandte sich nach Osten durch das Flickenwerk der Felder, des Ödlands und der Weiden und durch die umgepflügten Äcker. Es war April, und die Schwalben, die aus dem fernen Süden zurückkehrten, fingen schon an, auf ihren Schwingen Kreise um das Dachgebälk der Festhalle zu ziehen, während Löwenzahnblüten das Gras bedeckten und die Apfelbäume, die hier und da verstreut standen, Knospen zeigten. Am Morgen hatte es geregnet, aber jetzt stand die Sonne am Himmel, und alles glitzerte. Das Licht war so scharf, daß es in die Seele zu schneiden schien. Hier war Camlann, hier war meine Burg, das starke Herz des Reiches. Ich holte noch einmal tief Atem, dann wandte ich mich ab und ging an der westlichen Mauer der Halle hinab nach Süden, wo die Lagerräume waren.
    In der Burg herrschte gewöhnlich am Ende des Winters Kornknappheit, und manche Bauern, die feststellten, daß sie etwas übrig hatten, nutzten das aus, um das alte Korn zu einem hohen Preis zu verkaufen. Eine Anzahl von Bauern war an diesem Morgen angekommen,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher